Dachs im Coq d'Or: «Jo, denn söled sie da Lied doch singe.»

Sophie  Keilwerth
Sophie Keilwerth

Olten,

Die St. Galler Band «Dachs» konnte das Publikum begeistern.

Olten
Clemens Kuratle ist einer der gefragtesten jungen Schweizer Schlagzeuger. - Nau.ch / Werner Rolli

Das Coq d'Or in Olten könnte man beinahe als zweites Bahnhof-Buffet bezeichnen. Die kleine Bar unmittelbar hinter dem Gleis 12 veranstaltet Konzerte und ist an Wochenenden bis um 4 Uhr in der Früh geöffnet. Schon so mancher Reisende hat hier eine Bleibe gefunden, bis der erste Zug nach irgendwo fährt.

Geschichtsträchtiges Lokal

Könnten die Balken im Coq d'Or sprechen, sie hätten wohl so manche Geschichte zu erzählen. Geschichten zu erzählen hat aber auch Guy Mandon. Eigentlich heisst er Lucien Guy Montandon, stammt aus dem Fricktal und lebt seit ein paar Jahren in Basel. «S’ Läbe isch en Stream, mir sind dinne, zämme dinne» singt Guy Mandon auf dem Titeltrack seines Albums «Stream». Zusammen mit Drummer Clemens Kuratle und den Brüdern Michael und Christoph Boner (Gitarre und Keyboards) gelingt es ihm, das handverlesene Publikum zu begeistern.

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Beat Breu: Jo denn söled die da Lied doch singe. - Nau.ch / Werner Rolli

Musikalisch macht er Anleihen bei African Dream Pop und Elektro-Synth und Industrial. Auf seinem neuen Album widmet er sich übrigens voll und ganz dem Format des GIFs. Ein Format das ohne Text funktioniert und unsere digitale Kommunikation stark geprägt und vereinfacht hat.

Die gesamte Bildstrecke zum Konzertabend sehen Sie hier.

Von vielen mit Spannung erwartet wird der Hauptact an diesem Samstagabend, die St. Galler Band Dachs. Schweizerdeutsch zu singen ist ja gerade wieder «in», doch Ostschweizer-Dialekt? Klar, Dieter Wiesmann hat es als Liedermacher ja auch weit gebracht. Dachs sind aus anderem Holz geschnitzt. Im Gepäck die Songs des neuen Albums «Zu Jeder Stund En Vogelgsang».

Begeistertes Publikum

Die zehn Lieder auf dem neuen Album zeichnen das Bild einer Schweiz zwischen abgebrühtem Erfolgshunger (Si Händ Dä Schlagzüger Us Dä Band Grüert), digitaler Kälte (Mandala) und dem Hang zum Selbstbetrug (S'Isch Alles Nur E Lüg Gsi). Basil Kehl und Lukas Senn spielen Gitarre und Synthi. Basil Kehl singt mit hoher Kopfstimme.

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Tamare und Rahel geniessen ihren Ausgang. - Nau.ch / Werner Rolli

Der wohl grösste Hit der beiden Musiker ist die Hymne auf Radlegende Beat Breu. «Jo denn söled die da Lied doch singe» soll dieser gesagt haben, als er von der ihm zuteil gewordenen Huldigung erfahren hatte. Ob ihm der Song gefällt, entzieht sich unserer Kenntnis. In Olten hängt das Publikum an Basils Lippen, kennt so manchen Text auswendig – was einigermassen erstaunt, ist doch St. Galler Dialekt in der Schweizer Musikszene total unbekannt und für «Outner» genauso schwer verständlich wie für den Rest der Schweiz.

Der Stimmung im Coq d'Or tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Oltner lassen die zwei Ostschweizer erst nach ausgiebigen Zugaben gehen. Aufs Gleis 12. Dort wo in den frühen Morgenstunden ein Zug fährt ... ja, wohin denn eigentlich?

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