Depot Olten: Auf Tuchfühlung mit den Legenden der Schiene

Werner Rolli
Werner Rolli

Olten,

Im Depot Olten stehen die viele historische Lokomotiven. Am Samstag bot sich die Gelegenheit zur Besichtigung.

Hans-Peter Kaiser ist Lokführer und Präsident des Teams 10439. - Werner Rolli / Nau.ch

Leise, fast lautlos, gleitet der elegante Zug aus dem Depot. «Den Trans Europe Express werden wir heute leider nicht von innen sehen», erklärt Hans-Peter Kaiser. Der legendäre Vierstromzug feiert Geburtstag und führt seine Gäste auf einer Jubiläumsfahrt durch die Schweiz. Doch das Depot Olten beherbergt noch viele Schätze.

Die gesamte Bildstrecke ist hier zu sehen.

Museum, Filmkulisse und aktives Bahndepot in dem täglich repariert, unterhalten und restauriert wird. Schwerpunkt der Sammlung bilden elektrische Fahrzeuge. Diese gehören der SBB Historic. Das Depot Olten ist der Hauptstandort der historischen Fahrzeuge. Es ist der Arbeitsplatz von vier Unterhalts-Spezialisten von SBB Historic. Überdies kümmern sich Mitglieder verschiedener Vereine um die historischen Fahrzeuge. Hans-Peter Kaiser ist Präsident des Vereins Team 10439 und führt – zusammen mit weiteren aktiven Vereinsmitgliedern – die Besucher/innen durch die «heiligen Hallen».

Das Depot öffnet seine Türen

An diesem äusserst kühlen Vormittag finden sich 15 Personen zur Depotführung ein. Ein Relief der «Spanisch Brötli Bahn» - einst im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern beheimatet – begrüsst uns gleich beim Eingang. Wären nicht ein paar beherzte Eisenbahnamateure rechtzeitig eingeschritten, wäre dieses Modell wohl auf dem Müll gelandet.

Ein Nachbau des gesamten Zuges (aus dem Jahre 1947) steht ebenfalls im Depot. Die alten Holzwaggons sind betriebsfähig. Allerdings ist es eine regelrechte Kunst, diese Fahrzeuge so zu bremsen, dass sie keinen Schaden nehmen. Die Lokomotive steht zudem im Bahnpark Brugg. Der dichte Fahrplan auf dem Schienennetz der SBB erschwert den Einsatz von historischem Rollmaterial.

spanisch brötli bahn
Die spanische Brötli-Bahn steht ebenfalls im Depot Olten. - Werner Rolli / Nau.ch

Zu den Highlights des Rundgangs gehören die 1925 erbaute Ae 3/6 II 10439, die dem Verein den Namen gegeben hat. Die prächtige Maschine mit ihren imposanten Antriebsstangen wurde in Winterthur gebaut und erreicht heute noch eine Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h.

Die Lok zu fahren ist eine Herausforderung, wie Hans-Peter Kaiser erklärt, denn nicht nur die wuchtigen Elektromotoren verlangen viel Einfühlungsvermögen, gleichzeitig muss auch die Kühlung überwacht werden.

Einfache Führerstände

Der Führerstand im Rae 2/4 – besser bekannt unter dem Namen «Roter Pfeil» sieht da schon übersichtlicher aus. Die Leichtfahrzeuge – in den dreissiger Jahren für wenig befahrene Nebenstrecken konzipiert – wurden so beliebt, dass sie aus dem Regelverkehr genommen und fortan als Ausflugszüge eingesetzt wurden. Das berühmteste Exemplar ist der Churchill-Pfeil RAe 4/8 1021, der allerdings in Zürich gehütet wird.

Im Führstand des Rae 2/4 Roter Pfeil. - Werner Rolli / Nau.ch

Das Depot Olten beherbergt zudem eine der noch einsatzfähigen sogenannten Krokodil-Loks (Ce 6/8 III), die im Film «Mein Name ist Eugen» eingesetzt wurde. Die Original-Waggons aus «HD Läppli» stehen gleich nebenan.

Lokalparade am Nachmittag

Wem die Depotbesichtigung nicht reichte, hatte am Nachmittag die Gelegenheit, einer Lokparade beizuwohnen. Der Verein führt sogenannte «Fitnessfahrten» durch. Einerseits, um auch jüngeren Lokführern zu ermöglichen dem Umgang mit historischen Fahrzeugen zu üben. Andererseits verlangen die Loks nach Bewegung um Standschäden vorzubeugen.

Die Besicherinnen und Besucher stellten fleissig Fragen. - Werner Rolli / Nau.ch

Der Verein Team 10439 Historische Loks Olten ist eine Gruppierung von aktiven Eisenbahnern und bahninteressierten Mitgliedern, welche sich um den Erhalt und die Präsentation von historischem Rollmaterial kümmert, welches sich im Besitz der Stiftung «SBB Historic» befindet.

Mit SBB Historic werden diverse Schienenfahrzeuge unterhalten und die diversen in Olten beheimateten Fahrzeuge und deren Geschichte einem breiten Publikum nähergebracht. Ebenso werden nach Möglichkeit die Fahrzeuge vor Extrazügen und bei besonderen Anlässen der Öffentlichkeit präsentiert.

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