Städtische Energieplanung zeigt Potenzial von Olten auf
Die Energieplanung, vom Stadtrat nun behördenverbindlich beschlossen, definiert Massnahmen, um die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung voranzutreiben.
Wie die Stadt Olten schreibt, hat sie im vergangenen Jahr eine kommunale Energieplanung in enger Zusammenarbeit mit dem eigenen Energieversorger SBO und externer Unterstützung durch die Firma EBP erarbeitet, die nun vom Stadtrat behördenverbindlich beschlossen wurde.
Die Energieplanung ist Teil der Grundlagenarbeiten der laufenden Revision der Ortsplanung und wird als Planungsgrundsatz und -auftrag im kantonalen Richtplan beschrieben: Sie hat das Ziel, die Energie in der richtigen Form wirtschaftlich, umwelt- und gesellschaftsverträglich, das heisst nachhaltig bereitzustellen, zu verteilen und zu nutzen.
Die Energieplanung beschreibt die auf Gemeindegebiet und regional verfügbaren erneuerbaren Energiequellen – hauptsächlich Grundwasser, Erdwärme, Abwärme und Holz – analysiert den räumlichen Wärmebedarf und definiert auf dieser Grundlage Verbundgebiete mit Eignung für thermische Netze und Eignungsgebiete mit Empfehlung für Individuallösungen.
Schliesslich definiert sie übergeordnete Massnahmen zur Umsetzung der Energieplanung und skizziert die Rolle der städtischen Liegenschaften auch mit Blick auf das Programm «Klimaneutrale Verwaltung 2040».
Wärmeversorgung: Bis 2050 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern
In der eidgenössischen Volksabstimmung zum Klima- und Innovationsgesetz von Juni 2023 hat sich die Schweiz das Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren.
Mit der kommunalen Energieplanung schafft die Stadt Olten eine wichtige Grundlage, um die Energie, die für die Wärmeversorgung der Stadt benötigt wird, bis 2050 um einen Drittel zu reduzieren und zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern bereitzustellen.
Primärenergiebedarf und Treibhausgasemissionen weit über Schweizer Durchschnitt
Der Primärenergiebedarf der Stadt Olten betrug 2022 rund 4750 Watt pro Person und liegt damit rund 20 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt und deutlich über dem Schweizer Zielwert per 2050 von 2000 Watt.
Die Treibhausgasemissionen liegen mit rund 7,5 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Person rund 30 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt und weit über dem langfristigen Ziel von Netto-Null energiebedingten CO2-Emissionen.
Die Wärmeversorgung ist Ursache für rund 37 Prozent des Energieverbrauchs und rund 40 Prozent der CO2-Emissionen der Stadt Olten. Rund 80 Prozent der Energie für Heizung und Warmwasser basiert auf fossilen Brennstoffen (Heizöl 21 Prozent, Erdgas 58 Prozent). Weiter bedeutend sind Wärmepumpen und Biogas.
Lokale Energiepotenziale mittels thermischer Netze nutzen
Die Stadt Olten verfügt mit ihren zwei mächtigen Grundwasserströmen (Dünnern-Gäu, Aare) über ein beträchtliches lokales Potenzial für erneuerbare Wärme.
Weitere Potenziale sind erneuerbare Gase (Biogas, synthetische Gase), Erdwärme, Umgebungsluft, ARA-Abwärme (KVA Oftringen), Energieholz und allenfalls auch das Aarewasser.
Für eine vollständige Dekarbonisierung bis ins Jahr 2050 muss in der Stadt Olten nicht nur der Wärmeenergieverbrauch um 25 bis 30 Prozent reduziert werden, sondern es müssen auch sämtliche dieser erneuerbaren, lokalen Energiepozentiale mittels thermischer Netze genutzt werden.
Fokus zunächst auf Nutzung der lokalen Umweltwärme
In den nächsten Jahren liegt der Fokus auf der Nutzung der lokalen Umweltwärme: Grundwasser, allenfalls Aarewasser für thermische Netze und Erdsonden- und Luft-Wasser-Wärmepumpen für Einzellösungen in Gebieten mit tieferer Wärmebedarfsdichte.
Ab circa 2030 sind die Abwärme-Potenziale zu erschliessen durch die Nutzung der hochwertigen Abwärme der KVA Oftringen (technisch möglich, finanzielle Machbarkeit in Prüfung) und der vorhandenen Prozessabwärme im Gebiet Industrie/Nord sowie Neuhard (Swisscom-Rechenzentrum).
Energieholz wird prioritär für Hochtemperatur-Anwendungen, periphere Nahwärmeverbunde oder Gemeinschaftsheizungen und allenfalls zur Spitzenlastdeckung im Winter eingesetzt.
Da erneuerbare Gase nur beschränkt verfügbar sind, wird Gas langfristig vorwiegend für Prozesswärme oder Spitzenlastabdeckung und nur noch in Ausnahmefällen für Raumwärme verwendet. Das Niederdruck-Gasverteilnetz wird nicht mehr erweitert oder verdichtet und in den Perimetern von thermischen Netzen langfristig stillgelegt.
Dekarbonisierung der Wärmeversorgung mit sieben Massnahmen vorantreiben
Mit sieben übergeordneten Massnahmen will die Stadt Olten in Zusammenarbeit mit ihrem Energieversorger SBO/A.EN die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung gemäss der Energieplanung vorantreiben.
Dazu gehören eine gemeinsame Wärmestrategie mit Abschätzung von Zeitplan und Finanzbedarf, konzeptuelle Überlegungen zur Finanzierung und Organisation der Entwicklung der thermischen Netze, der Beginn der Realisierung der Verbunde sowie die Prüfung flankierender Massnahmen und Dienstleistungen, die Prüfung raumplanerischer und baurechtlicher Vorschriften im Rahmen der Revision der Ortsplanung sowie die Etablierung der internen Kommunikation und eines Controllings der Energieplanung.
Stellungnahmen zum Teil direkt im Berichtstext berücksichtigt
Die Energieplanung wurde in enger Zusammenarbeit mit der SBO/A.EN erarbeitet. Ferner wurde sie im Rahmen der Gremien der Revision Ortsplanung – Projektsteuerung und Echogruppe – bereits bei definierten Interessengruppen gespiegelt.
Zudem wurde sie im Rahmen der Mitwirkungsprozesse der Revision Ortsplanung mittels einer E-Mitwirkung der interessierten Öffentlichkeit zur Kenntnis und zur Stellungnahme unterbreitet.
Dabei sind vier Stellungnahmen mit insgesamt 36 Beiträgen eingegangen. Diese äussern sich alle insgesamt positiv zur vorgelegten Energieplanung und wurden in einigen Fällen mit Anpassungen im Berichtstext direkt berücksichtigt.