Liebe

Erich Bruderer: «Ich liebe neue Herausforderungen»

Dass der Gemeindeammann von Menziken künftig das Präsidium der Red Lions Reinach übernimmt, hat vor allem in den sozialen Medien für Gesprächsstoff gesorgt.

Red Lions Reinach
Von links: Erich Bruderer, Martin Heiz und Carl von Heeren. - Thomas Huber

Der 48-jährige Erich Bruderer hat allen Grund zur Freude: «Das Echo war durchwegs positiv. Offenbar traut man mir dieses schwierige Amt auch zu. Noch bin ich allerdings nicht gewählt…»

Erster Gratulant war übrigens sein Kollege Martin Heiz, der andere wichtige Werbebotschafter der Red Lions Reinach. «Eine sehr gute Wahl», meinte der Gemeindeammann von Reinach, «denn mit ihm kommt einer aus der jüngeren Generation ans Ruder».

Dass Carl von Heeren (60) sein Doppelamt als Präsident und Finanzchef niederlegen würde, war allgemein erwartet und von ihm auch frühzeitig angekündigt worden. Denn der einstige Spieler des Schlittschuhclubs Reinach ist hauptberuflich Inhaber des Treuhandunternehmens IRECA AG, berät und betreut viele KMUs, was in Zeiten des Coronavirus definitiv kein Honiglecken ist.

Martin Heiz
Martin Heiz, Gemeindeammann von Reinach, hat ein eigenes Red Lion Trikot in seinem Büro hängen. - Nau.ch / Chantal Siegenthaler

Spielraum für neue Aufgaben

Mit der Verpflichtung von Erich Bruderer als seinem eigenen Nachfolger hat Carl von Heeren allerdings einen echten «Transfercoup» gelandet. Denn Bruderer ist immerhin wichtigster Repräsentant von Menziken, einer der grössten Gemeinden im Wynental. Auf dem Papier zwar nur ein 40-Prozent-Mandat, in Tat und Wahrheit aber ein sehr anspruchsvoller Job. Denn die Sorgen und Wünsche von rund 6500 Einwohnerinnen und Einwohnern der Multi-Kulti-Gemeinde gilt es ernst zu nehmen.

Das berühmte «Momentum» lag allerdings auf Seiten der Red Lions. Denn vor kurzem hat Erich Bruderer seine Firma ebcom ag mit Sitz in Reinach an Jannik Steiner übergeben. Er gehört zwar weiterhin dem Verwaltungsrat an, verschaffte sich dadurch aber Spielraum für neue Aufgaben.

Von dieser Ausgangslage hat in erster Linie die Firma Centris AG in Solothurn profitiert. Den 12 Lernenden bringt IT-Spezialist Erich Bruderer nun die Geheimnisse der Informatik bei, bis Ende Mai allerdings im Home-Office-Modus. Immerhin bleibt ihm aber auch genügend Zeit, um sich auf sein Nebenamt als Präsident des Aargauer Erstligisten vorzubereiten.

Was aber treibt den ehemaligen Handballer und zweifachen Familienvater eigentlich an, sich ausgerechnet in einer sehr schwierigen Zeit auch im Sport zu engagieren?

Erich Bruderer
Erich Bruderer, Gemeindepräsident Menziken. - z.V.g.

Erich Bruderer im Gespräch

Wynentaler Blatt: Mitglied im Business Club, Matchbesucher, Werbebotschafter und jetzt bald Klubpräsident. Eine «Karriere» wie im Bilderbuch!

Erich Bruderer: Ich habe grossen Spass am Eishockey und liebe neue Herausforderungen. Beides trifft auf die Red Lions Reinach zu. In Zeiten der Coronakrise und den möglichen Folgeschäden gilt es nun die richtige Balance zwischen den sportlichen Ansprüchen und den finanziellen Möglichkeiten zu finden. Da möchte ich meinen Part dazu beitragen und mithelfen, den Klub an sichere Ufer zu führen. Noch bin ich allerdings nicht gewählt…

WB: Die Wahl ist reine Formsache, die Aufgabe allerdings nicht zu unterschätzen. Womöglich erfordert die aktuelle Situation sogar restriktive Sparmassnahmen in allen Bereichen, was bei den Betroffenen bekanntlich nie Freude auslöst.

Inzwischen hat wohl jeder begriffen, dass wir diese Krise nur gemeinsam und mit gegenseitiger Solidarität bewältigen können. Nichts ist mehr wie vorher. Alle sind in irgendeiner Form betroffen. Dieser neuen Realität müssen sich nicht nur die Red Lions, sondern auch alle anderen Sportvereine stellen. Wir werden um jeden Sponsor, Werbepartner, Business-Member, Spielergötti und Matchbesucher hart kämpfen müssen – und genau darin liegt die ganz grosse Herausforderung!

WB: Was sagte Ihre Frau Maya, als Sie von Ihrer Zusage als Klubpräsident erfuhr?

Sie weiss, dass ich kein 08.15-Typ bin und schwierige Aufgabe liebe, hat offensichtlich aber Freude an meiner Zusage und mich mit den Worten begrüsst: «Das hani scho dänkt».

WB: Sie haben aus erster Ehe Tochter Laura (21) und Sohn Marco (15). Wandern die Kinder auf den Spuren des Vaters oder ist der Eishockeyvirus spurlos an ihnen vorbeigegangen?

Gemeinsame Matchbesuche gab es schon, aber Laura ist seit frühester Kindheit eine begeisterte Reiterin und Marco hat sich dem Karate verschrieben. Sein Hobby ist perfekt, um säumigen Schuldnern allenfalls Dampf unter dem Hintern zu machen (Ironie off…).

Red Lions Reinach
Ein Bild für die Ewigkeit: Erich und Maya Bruderer posieren an einem Event des Business Clubs mit dem Schweizer Weltstar und Lions-Ehrengast Bastian Baker. - Thomas Huber

WB: Auf Werner Ruf-Solér, Rouven Blattner und Carl von Heeren folgt mit Ihnen nun bereits der vierte Klubpräsident in den letzten drei Jahren. Etwas mehr Kontinuität an der Spitze wäre zweifellos von Vorteil.

Das kann ich unterschreiben. Nachhaltigkeit erfordert auch Kontinuität, sei es im sportlichen Bereich oder in der Führung. Mein Denken ist darauf ausgerichtet, dass ich komme, um zu bleiben.

WB: Gibt es konkrete Pläne oder eine Strategie, wie Sie die Aufgabe anpacken?

Es wäre überheblich, ja arrogant gegenüber dem aktuellen Vorstand, sich jetzt schon in das Tagesgeschäft einzumischen. Fest steht momentan einzig meine Kandidatur. Die Zeit bis zur GV im Juni werde ich nutzen, um Informationen zu sammeln und mir ein umfassendes Gesamtbild zur sportlichen wie finanziellen Situation zu machen.

WB: Was hat Sie als Werbebotschafter und regelmässiger Matchbesucher bisher am meisten gefreut, was am meisten geärgert?

Beeindruckt hat mich das Herzblut, die Einsatzbereitschaft und der Kampfgeist des Teams in 99 von 100 Fällen. Die Heimspiele in der Eishalle Oberwynental waren jedenfalls beste Werbung in eigener Sache.

Als Fan ärgert man sich natürlich über jede Niederlage, obwohl es im Sport nebst Siegern auch Verlierer gibt. Dank der Unterstützung des neuen Game Winner Clubs wird es künftig hoffentlich mehr Siege und weniger Niederlagen geben. So oder so stehen Trainer und Team jetzt gehörig unter Druck.

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