Urdorfer Floristin: «Die Schockstarre löst sich nur langsam»
Nau.ch: Esther Ciprian das Wichtigste zuerst: Wie geht es Ihnen?
Esther Ciprian: Langsam kommt es wieder, die Schockstarre beginnt sich ganz langsam zu lösen. Aber die ersten zwei Wochen waren eine richtige Katastrophe. Als der Bundesrat am Montagabend dem 16.März den Lockdown bekannt gab, war mein Laden voller frischer Ware. Ich dachte, ich sei im falschen Film!
Die Bestellungen, die bis dahin eingegangen sind, versuchte ich alle aufs Mal auszuliefern, auch wenn die gewünschten Sträusse erst auf Freitag reserviert waren.
Wie versuchen Sie sich derzeit als Blumenladenbesitzerin über Wasser zu halten?
Zum Glück hat der Bundesrat die Regeln etwas gelockert und ich darf wenigsten ausliefern. Was allerdings extrem umständlich ist. Sie müssen sich das so vorstellen: In Vollmontur, also mit Handschuhen und Maske, stehe ich vor den Wohnungen und klingle 2x.
Das mache ich vorher mit meinen Kunden telefonisch so ab. Danach lege ich den bestellten Strauss hin und warte im Auto bis er abgeholt wird. Bezahlen können die Kunden per Rechnung und via Twint. Zusätzlich zur Lieferung habe ich zwei Abholstationen in Urdorf und Würenlos eingerichtet.
Wie machen Sie auf Ihren Lieferservice aufmerksam?
Wir publizieren alle Informationen tagesaktuell auf unserer Webseite, haben auf Facebook Inserate geschaltet und posten auch auf Instagram viele Bilder. Für andere Marketingmassnahmen reicht leider das Budget nicht. Aber ich sage immer wieder: Unterstützt jetzt die Kleinen, die Grossen überleben die Krise!
Man spürt: Sie gehen kämpferisch mit der Situation um
Was bleibt mir denn anderes übrig? Die Kosten bleiben ja die gleichen. Man muss jetzt einfach wirklich selbst aktiv werden und den Kopf nicht in den Sand stecken. Ich habe mich aufraffen müssen und versuche möglichst schadlos durch diese Krise durchzukommen. Ich habe ja auch eine Verantwortung gegenüber meiner Floristin die ich angestellt habe.
Wie reagieren denn die Kunden?
Zum Glück extrem positiv. Viele sind unkompliziert und nehmen einfach das, was ich gerade anbieten kann und verstehen, wenn ich beispielsweise jetzt gerade keinen Bund rosarote Rosen liefern kann. Und ich spüre: Die Menschen wollen jetzt Blumen!
Warum sind Blumen denn in der jetzigen Situation aus Ihrer Sicht so wertvoll?
Blumen tun dem Herzen und dem Gemüt gut. Blumen geben Hoffnung und Lebensfreude und bringen Farbe in unseren Alltag, den wir jetzt ja oft in den eigenen vier Wänden verbringen müssen. Auch gerade für ältere Menschen sind deshalb Blumen ganz ganz wichtig. Ich merke, dass meine Kunden froh sind, dass ich noch ausliefern kann.
Die Krise trifft die Floristen ja zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt...
Frühling ist normalerweise Hochsaison bei uns! Ostern und Muttertag zählen zu den Hauptgeschäften im Jahr. Jetzt, wo das Wetter noch so schön ist, wollen alle ihre Gärten mit Blumen bepflanzen. Das fällt jetzt alles mehr oder weniger ins Wasser, mit entsprechenden finanziellen Einbussen.
Wie lange können Sie noch so durchhalten?
Ich hoffe wirklich das spätestens Ende Mai alles durch ist, dass möglichst alle Jobs erhalten bleiben und wir wieder uns gewohnten Service anbieten können. Keine Frage: Je länger diese Lockdown-Situation anhält, umso schwieriger wird es für mich.