Doppelte Premiere - St. Gallens Stadtpräsidentin Maria Pappa (SP)
Der Wechsel im St. Galler Stadtpräsidium von Thomas Scheitlin (FDP) zu Maria Pappa (SP) ist eine doppelte politische Premiere: Mit der 49-jährigen Sozialdemokratin wird in der Gallusstadt erstmals eine Frau und erstmals eine Seconda Stadtoberhaupt.
Der Wechsel im St. Galler Stadtpräsidium von Thomas Scheitlin (FDP) zu Maria Pappa (SP) ist eine doppelte politische Premiere: Mit der 49-jährigen Sozialdemokratin wird in der Gallusstadt erstmals eine Frau und erstmals eine Seconda Stadtoberhaupt.
Pappa, die als offen, herzlich und volksnah gilt, möchte St. Gallen selbstbewusst vertreten und die Rolle der Kantonshauptstadt stärken, wie sie gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Die Meinung der Bevölkerung sei ihr wichtig, sie wolle politische Projekte wenn möglich partizipativ angehen.
Für Pappa bietet St. Gallen dank gutem Arbeitsplatzangebot, einer langen Tradition als Bildungs- und Kulturstadt und einer grünen Umgebung eine «gute Mischung aus urban und grün». Touristisch könnte sich die Stadt aber noch besser verkaufen.
Potenzial sieht die Politikerin bei der Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden. Trotz bestehendem Lastenausgleich erbringe die Stadt viele Leistungen für die gesamte Region, die von den 80'000 Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt allein getragen werden müssten. Ihr Ziel sei, die Position der Stadt zu stärken.
Pappa gehört der Stadtregierung seit 2017 an. Sie führte bisher die Direktion Bau und Planung. Als Stadtpräsidentin übernimmt sie von ihrem Vorgänger das Ressort Inneres und Finanzen. Pappa erwartet, dass die Defizite und der Spardruck noch für längere Zeit ein zentrales Thema sein dürften.
Dabei stelle sich auch die Frage des sozialen Zusammenhalts, betont die ausgebildete Sozialpädagogin. Kurzfristig werde ganz klar die Überwindung der Coronakrise im Vordergrund stehen.
Pappa, deren Eltern vor 50 Jahren aus Kalabrien einwanderten, hat eine steile politische Karriere hingelegt. 2010 liess sie sich einbürgern. Sie war im Berufsverband, in der katholischen Kirche und in der Jugendarbeit aktiv und wollte sich auch in der Politik engagieren.
2013 wurde sie ins Stadtparlament gewählt, vier Jahre später gelang ihr der Sprung in die fünfköpfige Stadtregierung. Als Seconda kenne sie die Schwierigkeiten der Migration und der Entwurzelung, sagt Pappa. Sie habe keine Berührungsängste zu den verschiedensten Schichten der Bevölkerung.
Zur Amtsübergabe im neuen Büro im elften Stock des Rathauses erhielt Pappa von ihrem Vorgänger symbolisch das Strategiespiel «My City» samt einigen Rollen Smarties überreicht, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte. Das passt. An Silvester sei ein Spielabend in der Familie geplant, erklärt die Stadtpräsidentin.
Von den grösseren Schweizer Städten haben auch Zürich mit Corine Mauch (SP) und Basel mit Elisabeth Ackermann (Regierungspräsidentin von Basel-Stadt, Grüne) ein weibliches Stadtoberhaupt.
In Lausanne war Yvette Jaggi (SP) von 1990 bis 1998 erste Stadtpräsidentin, in Aarau Jolanda Urech (SP) von 2014 bis 2017. Mehrere Stadtpräsidentinnen gab es in Genf. Bisher immer in Männerhand waren Bern, Luzern, Winterthur, Schaffhausen, Lugano, Chur und Sitten.