«Es gibt keine wahrnehmbaren Grenzen zum Fürstentum»

Vor 100 Jahren fiel mit dem Zollvertrag die Grenze zwischen Liechtenstein und der Schweiz – und damit auch die zum Kanton St.Gallen.

Ein Berggänger auf dem Gonzen bei Sargans blickt über die Aussicht ins St. Galler und Bündner Rheintal und auf dem Liechtenstein auf der anderen Rheinseite.
Ein Berggänger auf dem Gonzen bei Sargans blickt über die Aussicht ins St. Galler und Bündner Rheintal und auf dem Liechtenstein auf der anderen Rheinseite. - Keystone

Die Region links und rechts des Rheins wurde dadurch zu einem gemeinsamen Lebensraum beider Länder, findet der St.Galler Regierungsrat Beat Tinner.

Den Zollvertrag unterzeichneten die Schweiz und Liechtenstein am 29. März 1923. Liechtenstein wurde damit an den schweizerischen Wirtschaftsraum angeschlossen.

Die Zollgrenze zwischen den beiden Ländern entlang des Rheins wurde aufgehoben, die liechtensteinische Grenze zu Österreich wurde zur neuen Aussengrenze des Schweizer Zollgebiets.

Das wirkte sich nicht nur auf die Wirtschaft aus, sondern auch auf die Bevölkerung.

Keine wahrnehmbaren Grenzen zum Fürstentum Liechtenstein

«Für die Bevölkerung ist die Auswirkung insbesondere, dass es keine wahrnehmbaren Grenzen zum Fürstentum Liechtenstein mehr gibt», erklärte Regierungsrat Tinner im Austausch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Der Kanton St.Gallen und das Fürstentum Liechtenstein seien nicht nur ein gemeinsamer Wirtschaftsraum sind, sondern auch ein gemeinsamer Werte- und Lebensraum.

Als ehemaliger Gemeindepräsident von Wartau, einer direkt an das Fürstentum angrenzenden Gemeinde, habe er das selbst erlebt.

Gesellschaftlich seien die Beziehungen durch Freundschaften und Eheschliessungen über die Grenze hinweg geprägt.

Regierungen des Kantons und Fürstentums treffen sich regelmässig

«Auf politischer Ebene treffen sich die Regierungen des Kantons St.Gallen und des Fürstentum Liechtensteins regelmässig», berichtete der Volkswirtschaftsdirektor.

Das Fürstentum Liechtenstein sei zudem assoziiertes Mitglied der Ostschweizer Regierungskonferenz. Kooperationen seien etwa im Bildungs- und Innovationsbereich entstanden.

Als Beispiele nennt Tinner die öffentlich-rechtliche Forschungs- und Innovationszentrum Rhysearch in Buchs SG und die Ostschweizer Fachhochschule Ost.

In beiden Fällen sind der Kanton St.Gallen und das Fürstentum Liechtenstein gemeinsam Träger der Institutionen.

Kooperation lässt sich auf den Zollvertrag zurückführen

Auch war Liechtenstein als Gründungsaktionär am Aufbau des Switzerland Innovation Park Ost in der Stadt St.Gallen beteiligt.

«Ich denke, dass sich diese intensive Kooperation auf den Zollvertrag zurückführen lässt», erklärte der FDP-Regierungsrat.

Als Nachbarkanton sei St.Gallen wirtschaftlich besonders stark mit dem Fürstentum vernetzt.

Unter dem Strich würden beide Länder profitieren

Gerade aufgrund der engen Verflechtung lasse sich das in Zahlen oft nicht ausdrücken, erläuterte Tinner.

So weise etwa die liechtensteinischen Exportstatistik den Handelsverkehr mit der Schweiz gar nicht aus.

Unter dem Strich würden beide Länder profitieren von der starken wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtung.

Der Zollvertrag bilde nicht nur den Grundstein für institutionalisierte Kooperationen, sondern auch für eine freundschaftliche Verbundenheit.

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