«Schlupfhuus»-Schliessung schlägt Wellen
Unter anderem wurde eine Petition lanciert. Die Regierung hat nun Fragen zum Entscheid in einem Vorstoss beantwortet.
Die angekündigte Schliessung der Notfallunterkunft für Kinder und Jugendliche in St. Gallen, «Schlupfhuus», hat Kritik ausgelöst. Unter anderem wurde eine Petition lanciert. Die Regierung hat nun Fragen zum Entscheid in einem Vorstoss beantwortet.
Die rund um die Uhr betriebene Notunterkunft in der Stadt St. Gallen bietet seit 18 Jahren Kindern und Jugendlichen aus der Ostschweiz Schutz und Unterkunft, etwa bei Gewalt in der Familie.
Die wirtschaftliche Führung der kleinen Einrichtung sei zunehmend in Frage gestellt gewesen, schreibt die Regierung in der Antwort auf einen Vorstoss der SP-Grünen-Fraktion. Wegen einer starken Minderauslastung und hohen Tagessätzen für Platzierungen sei das Defizit in den letzten Jahren «vermehrt hoch» gewesen.
In ihrem Vorstoss hatte die Fraktion die Schliessung «überraschend und unverständlich» genannt. Noch im letzten Herbst habe das Parlament über die Finanzierung beraten. Dabei sei zwar ein Optimierungsbedarf beim «Schlupfhuus» festgestellt worden. «Von einer Schliessung war jedoch nie die Rede.»
Die Einrichtung wird von der Stiftung Ostschweizer Kinderspital betrieben. Die Finanzierung ist so geregelt, dass die Wohngemeinde zwei Drittel der Kosten für den Aufenthalt eines Kindes oder Jugendlichen übernimmt. Der Kanton trägt einen Drittel sowie das Defizit.
Der Entscheid über strukturelle Veränderungen liege bei der Trägerschaft, schreibt die Regierung. Trotz intensivem Dialog während der letzten Jahre sei keine Einigung über eine Optimierung erzielt worden. Diese Entwicklung sei «zum Zeitpunkt der Zuleitung der Gesetzesvorlage» noch nicht absehbar gewesen.
Keine Informationen über Nachfolge
Das «Schlupfhuus» wird nun noch bis März 2020 weiterbetrieben. Die Regierung zeigt sich in der Stellungnahme überzeugt, dass weiterhin ein Angebot erforderlich ist, das eine notfallmässige, temporäre Unterbringung von Kindern und Jugendlichen innerhalb des Kantons ermögliche. Konkrete Auskünfte gibt es dazu noch nicht: Informationen über ein neues Angebot würden erfolgen, «sobald entsprechende Entscheide» getroffen wurden.
Für ein gutes Nachfolgeangebot setzt sich ein Komitee aus Fachpersonen der Sozialen Arbeit ein, das seit Mitte Mai Unterschriften für eine Petition sammelt. In den ersten sieben Tagen kamen 5200 Unterschriften zusammen.
Schlechtes Jahr 2017
Im Begleittext zur Petition heisst es, wer ein solches Angebot betreibe, werde mit der Herausforderung konfrontiert, dass die Belegung stark schwanke. Seit einem halben Jahr sei die maximale Auslastung erreicht und punktuell überschritten. Eine tiefe Belegungsquote habe es 2017 mit 35 Prozent gegeben. Dies sei der absolute Tiefpunkt in der Geschichte der Einrichtung gewesen.
Mit dem Thema «Schlupfhuus» wird sich auch noch der St. Galler Stadtrat beschäftigen. In einem Vorstoss aus dem Parlament wird nach Massnahmen der Stadt gefragt, sollte bis Frühling 2020 keine Nachfolgelösung stehen. Weiter soll der Stadtrat erklären, ob und in welcher Form die Stadt über die Schliessung informiert worden sei.