Universität soll neuen Campus erhalten
Am 30. Juni wird im Kanton St. Gallen über den Kredit von 160 Mio. Franken für einen neuen Campus der Universität St. Gallen abgestimmt.
Der aktuelle Campus der Universität St. Gallen ist auf rund 5000 Studierende ausgelegt. Aktuell sind aber rund 8600 Studierende eingeschrieben. Mit einem neugebauten Campus am Platztor, am Rand der St. Galler Altstadt, soll ab 2027 zusätzlicher Platz für rund 3000 Studierende geschaffen werden. Im Kantonsrat hatten alle vier Fraktionen das Bauprojekt unterstützt.
Bildungschef Stefan Kölliker (SVP) warb für Investitionen in «die einzige Universität östlich von Zürich». Er verwies auf die Wertschöpfung, die von der HSG in der Region ausgelöst wird und auch auf den hohen Eigenfinanzierungsgrad. Mit dem neuen Medizinstudium, dem Joint Medical Master, habe die Universität zudem gezeigt, dass sie die Interessen der Region aufnehme und bereit sei, ihr Angebot zu erweitern.
Man müsse die Kritik an der Universität wegen der Spesenbezüge und der Interessenskonflikte trennen von einem Bauprojekt, das vor allem den Studierenden zugute komme, sagte Kölliker.
Wettbewerb nach der Abstimmung
Am Platztor gebe es heute eine städtebauliche Brache, schilderte Bauchef Marc Mächler (FDP). Wie später der neue Campus aussehen wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Die Ausschreibung des Architekturwettbewerbs folgt erst nach der Abstimmung. Baubeginn wäre 2024, die Fertigstellung ist auf 2027 terminiert.
Wenn man sich abends in der Stadt aufhalte, bekomme man heute nicht den Eindruck, St. Gallen sei eine Universitätsstadt, so Mächler. Das Projekt sei deshalb auch eine Chance: Mit dem neuen Campus könnten Universität und Stadt näher zusammenrücken. Geplant sei unter anderem ein öffentlicher Aussenraum, auch die Mensa werde für jedermann zugänglich sein.
Thomas Bieger, Rektor der Universität St. Gallen, schilderte die Auswirkungen der Platzprobleme im Alltag. Dazu gehören lange Warteschlagen morgens, bevor die Bibliothek öffne und Vorlesungszeiten, die bis 22 Uhr ausgedehnt wurden. Anlässe könnten nicht stattfinden, weil es keine freien Räume gebe.
Es zeige sich aber auch immer mehr, dass die Digitalisierung den Präsenzunterricht auf dem Campus nicht ersetze. Im Gegenteil: Künftige Lehr- und Lernformen mit Gruppenarbeiten, Simulationen oder Debatten benötigten mehr Raum. Für das kritische Hinterfragen brauche es den persönlichen Kontakt.
HSG steuert 20 Millionen bei
Der geplante Campus wird insgesamt 207 Mio. Franken kosten. Der Beitrag des Kantons St. Gallen, über den am 30. Juni abgestimmt wird, liegt bei 160 Mio. Franken. Die Stadt St. Gallen leistet dazu einen Zustupf von zwei Millionen Franken, indem sie Liegenschaften in ihrem Besitz günstiger abgibt. Der Bund subventioniert das Vorhaben mit 25 Mio. Franken. Die restlichen 20 Mio. Franken stammen von der Universität. Dies seien eigene Mittel, die unter anderem von den Instituten erwirtschaftet würden, so Bieger.