St Moritz: Neues Leitbild läutet Ortsplanungsrevision ein

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Engadin,

Wie die Gemeinde St. Moritz angibt, wurden die Arbeiten mit Ziel, die Gemeinde zu einem nachhaltigen Bevölkerungswachstum zu führen, im März 2022 abgeschlossen.

Altstadt St. Moritz.
Altstadt St. Moritz. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel

St. Moritz verfügt mit dem Kommunalen räumlichen Leitbild (KRL) neu über eine gute Grundlage für die fällige Aktualisierung von Baugesetz, Zonenplan und anderen Planungsinstrumenten. Mit der Präsentation am 31. März 2022 vor dem Gemeinderat hat der Gemeindevorstand die Arbeiten zum Leitbild abgeschlossen und die Ortsplanungsrevision eingeläutet.

Die Gemeinde steht vor einigen Herausforderungen. Eine der grössten besteht darin, dem Schwund der ständigen Wohnbevölkerung Paroli zu bieten. Deshalb spricht das neue Leitbild von «aktiven Massnahmen», die St. Moritz zu einem nachhaltigen Bevölkerungswachstum zurückführen soll.

Wohnraum für Ortsansässige schaffen

Diesem Ziel dienen unter anderem zwei noch freie Baufelder auf dem Areal Du Lac, wo grundsätzlich Platz für neuen, attraktiven und erschwinglichen Wohnraum besteht. Allem voran sollen aber in bestehenden Wohngebieten gute Voraussetzungen für deren Erneuerung geschaffen werden. Damit wird bestehendes Bauland mobilisiert und das Potenzial für Innenentwicklungen und zusätzliche Wohnflächen genutzt.

Ohne mehr Wohnraum für Ortsansässige und ohne Wachstum der Bevölkerung würde der Gemeinde in Zukunft engere finanzielle Verhältnisse drohen. Zudem nähme der Druck seitens Bund und Kanton zu, die bestehenden Bauzonen zu redimensionieren. Bereits heute kommt St. Moritz nicht umhin, Möglichkeiten zur Reduktion der zu grossen Wohn-, Misch- und Zentrumszonen (WMZ) ernsthaft zu prüfen.

Attraktivere Begegnungsräume in Zentrums- und Quartierlagen

Das Zusammenleben in St. Moritz verbessern will das Leitbild mit mehr Frei- und Begegnungsräumen. Im Fokus steht die Plazza Rosatsch, die erkennbaren Zentrumscharakter erhalten soll, indem der Platz von Aussenparkplätzen weitgehend befreit und attraktiv gestaltet wird. Angedacht sind neben viel Grünraum Klein- und Mobilbauten für neue Angebote und Treffpunkte sowie multifunktionale Flächen für Anlässe aller Art.

Auch die «markante Zäsur», die heute die Kantonsstrasse durch St. Moritz Bad zieht, soll künftig gemildert werden. Laut Leitbild bieten die beiden in Planung stehenden Areale Du Lac und Postgarage die Chance, die Zentrumsgebiete von Bad Nord und Süd einander näher zu bringen und dort eine neue räumliche Ordnung zu schaffen.

In St. Moritz Dorf hat das Leitbild die Plazza Mauritius und den Schulhausplatz im Visier, wo die Verweilqualität gesteigert werden soll, beim Schulhausplatz vor allem mit einem besseren Miteinander von motorisiertem und langsamen Verkehr.

Dem Bahnhofplatz schreibt das Leitbild künftig eine Schlüsselfunktion zu: im Kopfbereich als «Rezeption von St. Moritz» mit weiteren touristischen Nutzungen und attraktiven Sichtbezügen zum See, im rückwärtigen Bereich mit Kleingewerbe und Büros sowie mit standortgeeigneten Wohnnutzungen. Um all dies zu realisieren, ist für die dortige Wertstoffsammelstelle ein alternativer Standort zu prüfen.

Sorgsame Ufergestaltung am St. Moritzersee für Mensch und Natur

Das Leitbild verlangt eine differenzierte Gestaltung und Aufwertung des lange unterschätzten Seeuferraums. Der östliche Teil soll vor intensiver Nutzung bewahrt und abschnittsweise naturnah revitalisiert werden. Im westlichen Teil sollen sich ruhige und belebte Abschnitte abwechseln.

Beim Segelklub etwa will man in parkartiger Umgebung ansprechenden Platz für das gemütliche Verweilen schaffen. Im Begegnungsraum Ludains sind grosszügige Freiflächen und Grundausstattungen für Freizeit-, Sport- und Kulturanlässe vorgesehen, alles gut vernetzt mit einer sanierten Reithalle als zentrale öffentliche Einrichtung.

Damit man sicher und angenehm zum See kommt, sind verbesserte Zugänge auf der Höhe des Bahnhofplatzes und des Schulzentrums Grevas nötig. Von St. Moritz Bad aus soll man dereinst die Seepromenade über einen neuen Fussweg erreichen. Die Wegführung ist im Leitbild im Zusammenhang mit der Revitalisierung des Inns entlang dem Ufer bis zur Seemündung bereits vorskizziert.

Negative Verkehrsauswirkungen mildern

Der Aufenthalt am westlichen Seeufer soll auch mit Verkehrsmassnahmen angenehmer gestaltet werden. Das Leitbild spricht von tieferen Lärmemissionen und Tempolimits auf der angrenzenden Kantonsstrasse sowie von einem «visuellen Filter», der zwischen Strasse und Ufer entstehen soll. Am Seeuferweg selber wird eine konfliktfreiere Abwicklung des zuweilen dichten Fuss-, Rad- und Rollverkehrs beabsichtigt.

Um den oft beklagten Parkplatzsuchverkehr einzudämmen und Raum für Begegnungen zu schaffen, empfiehlt das Leitbild, das bestehende Parkleitsystem zu verbessern und neue, öffentlich zugängliche Sammelparkierungsanlagen zu prüfen. Als mögliche Standorte werden die Areale Du Lac und Postgarage sowie die Plazza Rosatsch genannt. Im Gegenzug sollen gezielt oberirdische Parkplätze abgebaut werden, um dort den Strassenraum fussgängerfreundlich und begegnungsfördernd auszugestalten.

Viel Umsetzungsarbeit steht bevor

Das Leitbild enthält eine Reihe weiterer Planungsabsichten, zum Beispiel zum Signal-Areal, dem Quartier Surpunt oder dem Villenquartier Suvretta. Neue grössere Hotels will die Gemeinde grundsätzlich nur noch an zentralen Lagen realisiert sehen. Übernachtungsbetriebe sollen aber künftig von höheren Nutzungsdichten profitieren können, wenn ihre Bauvorhaben städtebaulich und architektonisch überzeugen.

Das Leitbild fordert weiter, bestehende und künftige Wellness- und Medizinalbetriebe synergiestiftend in einem «Gesundheitscluster» zusammenzufassen. Entsprechend will man in St. Moritz Bad die ortsplanerischen Bedingungen für ein erfolgreiches Vorantreiben des Gesundheitstourismus optimieren.

Um rasch zu konkreteren Umsetzungsplänen zu kommen, hat der Gemeindevorstand parallel zur Erarbeitung des Leitbildes bereits Studien und Konzepte in Auftrag gegeben, wie zum Beispiel eine «Nutzungs- und Gestaltungsstudie See» und ein «Gesamtverkehrskonzept».

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