Deisswil

Theo Bühlmann: «Warum sollte auch Deisswil fusionieren?»

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Bern Nord,

Theo Bühlmann ist Präsident der kleinen Gemeinde Deisswil. Im Interview spricht unter anderem über sein Ziel, Deisswil zu einer digitalen Gemeinde zu machen.

Deisswil bei Münchenbuchsee
Theo Bühlmann ist seit 1.5 Jahren Präsident von Deisswil bei Münchenbuchsee. - zvg/Screenshot

Deisswil bei Münchenbuchsee. Ein kleines Dorf mit 85 Einwohnern, 16'000 Hühnern, 75 Kühen und einem tiefen Steuerfuss.

Theo Bühlmann ist dort seit 1.5 Jahren Gemeindepräsident. Via Videochat spricht er über das Coronavirus, eine allfällige Fusion und sein Ziel, Deisswil zur ersten digitalen Gemeinde des Kantons Bern zu machen.

Nau.ch: Herr Bühlmann, wie sind Sie und die Gemeinde Deisswil mit der Corona-Krise umgegangen?

Theo Bühlmann: Ich arbeite bei der Gebäudeversicherung Bern und leite dort momentan den Krisenstab Corona. Das bedeutet für mich persönlich, dass ich mehrheitlich im Homeoffice arbeite.

Als Gemeinde haben wir schon frühzeitig geschaut, wer von unseren Bewohnern ein Problem mit dem Einkaufen bekommen könnte.

Ausserdem habe ich einen Flyer erstellt, auf dem alle wichtigen Informationen zum Virus stehen, und ihn in jeden Briefkasten geworfen.

Mehr Aufwand musste nicht betrieben werden. Wir sind eine kleine Gemeinde, der persönliche Kontakt reicht aus.

Theo Bühlmann arbeitet im Homeoffice.
Theo Bühlmann arbeitet im Homeoffice. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der Gebäudeversicherung Bern. - zvg

Nau.ch: Was ist dieses Jahr das wichtigste auf der Agenda von Deisswil?

Politisch gibt es bei uns keine Agenda, die braucht es auch nicht. Probleme und Herausforderungen lösen wir in Deisswil gerne persönlich und unpolitisch.

Ein trauriges Ereignis wird für mich dieses Jahr die Auflösung der Gesamtschule Deisswil und Wiggiswil sein – die Schüler und Kindergartenkinder werden neu in Münchenbuchsee eingeschult.

Sonst ist dieses Jahr natürlich das Open Air Deisswil ein Highlight.

Das Openair Deisswil.
Das Openair Deisswil wird jedes Jahr von rund 300 Menschen besucht. - zvg/AJ Studios

Nau.ch: Auf der Gemeindewebseite von Deisswil steht gross, dass die Gemeinde nicht fusionieren wird, so lange alle Ämter besetzt werden können: Ist das immer noch aktuell? Wie stehen Sie persönlich zum Thema Fusion?

Ja, alle Ämter können noch besetzt werden. Der Gemeinderat ist ein super Team und gut aufgestellt. Alle sind mit Herzblut dabei und fast alle sind hier aufgewachsen.

Nur, weil Deisswil eine kleine Gemeinde ist, heisst das nicht automatisch, dass wir auch fusionieren müssen. Ich denke, eine Fusion wäre für alle Beteiligten negativ.

Und warum sollten wir auch fusionieren? Deisswil hat die Finanzen im Griff, wir leisten uns das, was wir auch bezahlen können. Wir haben im Dorf eine gute Gemeinschaft mit guten Bürgern – man schaut aufeinander.

Auch mit den Nachbargemeinden Münchenbuchsee und Moosseedorf verstehen wir uns gut, wir gehen Themen – wie den gemeinsamen Sozialdienst oder das Schulwesen – professionell an.

Nau.ch: Sie sind seit fast 1.5 Jahren im Amt – wie haben Sie diese Zeit empfunden?

Ich war davor fast zehn Jahre lang Vizepräsident im Gemeinderat. Seit ich Präsident bin, hat sich nicht viel geändert – ausser, dass es jetzt mehr Sitzungen gibt und mehr Veranstaltungen, die ich besuchen muss.

Da wir keine Parteipolitik im Gemeinderat führen, gibt es bei uns im Gemeinderat wenig Leerlauf.

Nau.ch: Welche Ziele haben Sie als Gemeindepräsident für Deisswil?

Deisswil – so wie es momentan organisiert wird – möchte ich erhalten. Vor allem in einer Zeit, in der alles anonymisiert und vermeintlich professionalisiert wird.

Meine Vision ist jedoch, Deisswil zur ersten digitalen Gemeinde im Kanton Bern zu machen. Unsere Gemeindeschreiberin wird in den nächsten Jahren pensioniert.

Und viele Prozesse können schon jetzt digitalisiert werden, beispielsweise die Einwohnerkontrolle oder die Steuererklärung.

Nau.ch: Wo sind Ihre Lieblingsplätze in Deisswil, wo trifft man Sie in Ihrer Freizeit an?

Fast überall! Wir gehen oft joggen und haben verschiedene Runden, die durch die Wälder oder an den Moossee führen.

Aber mein Lieblingsplatz ist auf dem Ried, mit der Aussicht auf das Dorf, den Moossee und die Alpen.

Zur Person:

Theo Bühlmann, 54 Jahre alt, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Der Parteilose lebt schon sein ganzes Leben lang in Deisswil und arbeitet bei der Gebäudeversicherung Bern. Er ist dort Mitglied der Geschäftsleitung. In seiner Freizeit tanzt Bühlmann gerne Salsa, oder ist auf dem Golfplatz, dem Hof oder im Kochclub anzutreffen.

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