Eine Investition, welche sich auszahlt
Das vom Stadtrat verabschiedete Konzept der Frühen Förderung wurde am 12. Juni 2019 in einer öffentlichen Veranstaltung bekannt gemacht

Das vom Stadtrat verabschiedete Konzept der Frühen Förderung wurde am 12. Juni 2019 in einer öffentlichen Veranstaltung bekannt gemacht. Prof. Dr. Martin Hafen von der Hochschule Luzern hat die Präsentation durch sein Plädoyer für eine umfassende Politik der frühen Kindheit mehr als bereichert. Er hat die Ausrichtung der Stadt Weinfelden mit überzeugenden Argumenten angereichert.
Roger Häfner-Neubauer
In keinem Lebensabschnitt hat ein investierter Franken der öffentlichen Hand mehr Wirkung als bei den Kindern von 0 bis 5 Jahren. Dieser „return on investment“ wurde von James Heckman bereits 2008 belegt, doch in der Schweizer Politik ist das Augenmerk auf die Frühe Förderung erst am Erwachen. Beim finanziellen Engagement hinkt die Schweiz beschämend weit hinten nach. Weinfelden hat seine Hausaufgaben gemacht und macht einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.
Im Spielen freien Lauf lassen
Der Referent wies auf die Bedeutung des Spielens insbesondere im Freien hin. Die zunehmende Kurzsichtigkeit vieler junger Menschen konnte in Ländern korrigiert werden, welche das Lernen und Spielen im Freien gefördert haben. Draussen zu spielen birgt auch die Chance eines anregenden Umfeldes ohne elektronische Geräte. Die Weinfelder Eltern haben in den Umfragen zur Beurteilung des Angebotes deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Spielplätze und das Zentrum attraktiver gestaltet sein sollten. Kein Wunsch wurde von den Eltern von Kleinkindern so deutlich ausgedrückt wie jener nach einem Kleinkinderbereich im Hallenbad. Ein solches Angebot verbindet Spiel und die Beziehung zu verlässlichen Bezugspersonen in besonderer Weise und ist deshalb in den Massnahmenplan des Konzeptes eingeflossen.
Kinderbetreuung muss zahlbar und qualitativ verlässlich sein
Dr. Martin Hafen führte aus, dass zwei Drittel der Hochschuldozenten in der Schweiz aus dem Ausland kommen würden. Gleichzeitig würden heute in der Schweiz mehr Frauen als Männer ein Studium absolvieren. Die Selbstkosten der Eltern an die Kinderbetreuung seien in der Schweiz derart hoch, dass sich die Berufstätigkeit von Müttern häufig nicht lohnt. Es wundert deshalb nicht, dass die Weinfelder Eltern, welche sich an der Situationsanalyse beteiligt haben, die hohen Elterntarife von Kitas bemängelt haben. Gleichzeitig ist klar, dass Kinderbetreuung hohe Qualitätsstandards zu erfüllen hat. Beteiligt sich die Stadt finanziell an den Kosten, gehen Eltern davon aus, dass die Kitas durch die öffentliche Hand beaufsichtigt werden. Diesbezüglich nimmt das Konzept der Stadt Weinfelden die Anbieter der Kinderbetreuung in die Pflicht und unterstützt die Einführung von Standards auch finanziell.
Verantwortung bei den Eltern und Mitverantwortung der öffentlichen Hand
Die Gemeinden seien ein entscheidendes Element auf dem Weg einer zukunftsorientierten Familienpolitik, meinte Dr. Martin Hafen. Er unterstrich die Bedeutung einer Strategie der Frühen Förderung und darin die Wichtigkeit einer Koordinationsstelle in der Stadtverwaltung. Damit bestätigte er die Haltung des Netzwerkes Frühe Förderung sowie der Integrationskommission und die Ergebnisse der Elternbefragung in Weinfelden. Die Notwendigkeit einer Stelle, welche die bestehenden Angebote sammelt und übersichtlich präsentiert, wurde erkannt. Um Eltern mit Migrationshintergrund zu erreichen, steht in Weinfelden bereits ein bewährtes Netz an Integrationsvermittlerinnen zur Verfügung. Dieses Engagement der Stadt ersetzt nicht die Zuständigkeit der Eltern für ihre Kinder. Es anerkennt aber die Bedeutung von unterstützenden Rahmenbedingungen.
Moderater Ausbau an Massnahmen und Kosten
In der Präsentation des Konzeptes zeigte Ressortleiterin Ursi Senn-Bieri den Anwesenden auf, dass sich die Stadt Weinfelden bisher schon im Rahmen von gut Fr. 300‘000 für die frühe Kindheit engagiert. In den nächsten vier Jahren ist ein Ausbau um gut Fr. 50‘000 geplant. Der Ausbau unterliegt den ordentlichen Budgetprozessen. Auf der Grundlage der nun vorliegenden Strategie der Stadt Weinfelden sollte es aber gelingen, die geplanten Massnahmen Schritt für Schritt anzugehen und nach Möglichkeit zu realisieren. Das Konzept sowie die Präsentationen an der öffentlichen Veranstaltung werden auf der Website der Stadt Weinfelden zur Verfügung gestellt. Abschliessend dankte Ursi Senn-Bieri allen Organisationen, welche sich in Weinfelden für das breite und geschätzte Angebot einsetzen.