Immer noch der Spitzbub
Sein Leben ist der Fussball. Markus Schüepp ist bekannt als langjähriger Goalie beim FC St. Gallen.

«Ich bin sogar Bürger von Bischofszell», eröffnet ein aufgestellter Markus Schüepp das Gespräch. «Irgendwie hat ein Keller eine Schüepp geheiratet oder so, die genaue Geschichte kenne ich nicht, ich habe mich zu wenig dafür interessiert.»
Nach Bischofszell gekommen ist Schüepp in der 2. Sek, als sein Vater einen Lehrerposten in Hohentannen annahm. Im Bruggfeld spielte der Junge auch das erste Mal im Verein Fussball. Aber das dauerte noch einen Moment.
«Mein Vater war zwar Trainer beim heimischen FC, liess mich aber nicht gleich mitspielen.» Denn dieser wollte, dass sein Sohn sich in erster Linie auf die Schule konzentriert. Wenn Markus Schüepp heute an seine Heimat zurückdenkt, denkt er an ein kleines heimeliges Städtli zurück.
«Und dass wir eines der ersten Freibäder in der Region hatten», ergänzt er. Bischofszell bedeutet für ihn Sport und Schule. Obwohl er zweites gar nicht gerne mochte. «Ich erinnere mich an die alte Bitzihalle. Da, wo wir Jungs jeden Sonntagmorgen Fussball gespielt haben.»
«Ich bin ein richtiger Ostschweizer»
Da sei alles noch ein bisschen einfacher gewesen. Auf der gefrorenen Sitter hätten sie jeweils Hockey gespielt. Oder seien zu Fuss zu den Hauptwiler Weihern hochgewandert, erzählt der ehemalige Bischofszeller.
«Ich erinnere mich genau, wie die Bodenbeschaffenheit neben dem Fussballplatz im Bruggfeld ist», sagt Schüepp. Die Spieler mussten damals für die erste Flutlichtanlage des Platzes Gräben ausheben, um Kabel zu verlegen. «Pickelhart», ergänzt er.
Er kommt gerne zurück ins Städtli. Mal um Essen zu gehen oder den Markt zu besuchen. «Ich bin ein richtiger Ostschweizer. Ich habe an verschiedenen Orten in der Ostschweiz gewohnt und sogar den Militärdienst in der Ostschweiz gemacht», sagt der 69-Jährige.
In Bischofszell hat Schüepp keine Verwandten mehr. Sein älterer Bruder lebt in Eschlikon, die Eltern sind verstorben. Der ehemlige Bischofszeller war nur kurz verheiratet und hat einen Sohn. Auch dieser ist Trainer, allerdings im Eishockey. «Meine Kommentare zu einem Spiel sind immer noch erwünscht», freut sich der Vater.
Mit dem Fussball verbunden
Nach der Sekundarschule begann Markus Schüepp eine Lehre als Maschinenschlosser bei Bühler in Uzwil. Später arbeitete er als Lehrlingsinstruktor im Betrieb. So lag es nahe, vom FC Bischfoszell zum FC Uzwil zu wechseln, wo er 3 Jahre blieb, bevor er in die obere Spielklasse wechselte.
Von da an begann seine Aktivkarriere als Goalie beim FC St. Gallen. Während sechs Jahren spielte Schüepp in über 130 Spielen als Stammgoalie des Vereins. Von Anfang an wurde der talentierte Torhüter für die Spiele eingesetzt.
«Nur wenige Spieler haben mehr Spiele gemacht als ich», erzählt er stolz. Neben dem Fussballspielen lässt sich der gelernte Maschienschlosser zum Fussballinstruktor und Trainer ausbilden. Bereits mit 28 Jahren hängt Schüepp seine Handschuhe an den Nagel.
In den kommenden Jahren bildet er zahlreiche Fussballtrainer aus. Anders als vermutet, war der Goalie nie Profi-Fussballer, sprich er hat immer noch nebenher gearbeitet. Zum Beispiel im Aussendienst «weil sich das mit den Trainings so gut vereinbaren liess».
Es freut ihn, wenn sich die Leute auch heute noch an ihn erinnern und ihn erkennen. «Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass ich mich dann nicht ein bisschen gebauchpinselt fühle.»
Einen besonderen Spleen
Schüepp ist witzig, aufgestellt und unterhaltsam. Mit der alten Trainergilde pflegt er einen guten Kontakt. Sie gehen wandern oder jassen. Seine Kollegen mögen den Humor und das «Sprüche klopfen» des Ausbildungsexperten.
Er war schon früher in der Schule ein Spitzbub. «Und ich bin es immer noch», sagt er über sich. Die Lehrer hätten nicht immer Freude an ihm gehabt. Mit seinen ehemaligen Mitschülern trifft sich Schüepp jährlich zum Klassentreffen.
Mit den alten Fussballkollegen einmal pro Jahr in der Bischofszeller Waldschenke. Ihm bedeutet es viel, unter die Leute zu kommen und Kontakte zu pflegen. «Gerade auch wenn man pensioniert ist», sagt Schüepp und gesteht: «Stammtische gehören in meinen Tagesablauf.»
Und er verrät, dass er einen besonderen Spleen habe. Er fahre in ehemalige Wohngegenden und schaue, ob sich das Viertel verändert habe und ob noch alte Bekannte da wohnen würden. Es sei ja so, dass die Leute aufs Alter weniger werden.
Deshalb sollte man die Beziehungen die bleiben, pflegen, ist der in Uzwil wohnhafte Pensionär überzeugt. Den Ball noch nicht zur Seite gelegt Auch heute ist Markus Schüepp noch sehr eng mit dem Fussball verbunden. «Ich gehe an die Spiele des FC St. Gallen, werde oft zu Events eingeladen.»
«Gesund bleiben und das Leben geniessen»
Und er trainiert einmal pro Woche die Fünf- und Sechsjährigen beim FC Brühl in St. Gallen. Dazu hat er mit 60 Jahren noch eine Ausbildung zum Kids-Instruktor gemacht. «Das ist nochmal etwas ganz anderes. Das Training für die Kleinsten interessant zu gestalten und in Geschichten zu verpacken, ist dabei die Herausforderung», ist Schüepp fasziniert.
«Es ist eine grosse Bereicherung mit den Kids zu trainieren.» Markus Schüepp hatte immer Freude an der Arbeit mit Kindern. Diese dürfen bei ihm auch mal Spitzbuben sein. Lange Zeit war er deshalb auch als Leiter Hausdienst in einer Schulanlage tätig.
«Ich habe es immer genossen, Kinder um mich zu haben. Kinder erhalten einen jung», sagt er. Auf die Frage, was für ein bin. Obwohl ich streng bin.» Dem Training mit den Kleinsten will er auch noch weiter nachgehen, wenn es die Gesundheit zulässt.
«Gesund bleiben und das Leben geniessen» sind denn auch die einzigen Wünsche für die Zukunft. Aktiv sein, zum Beispiel mit seinem Motorrad oder beim Skifahren. «Ein gewisser Verschleiss am Körper hat das jahrelange intensive Fussballtraining schon mit sich gezogen. Aber Gebrechen haben andere auch», lacht Schüepp.
Ob er nach Bischofzell zurückkehrt? Eher nicht. Ausser vielleicht irgendwann in den Sattelbogen, sagt er mit einem Schmunzeln.