«Darum liebe ich Wetzikon» - ein Gastbeitrag von Stadtrat Vettiger
Wetziker Stadtrat Heinrich Vettiger schreibt in seinem Gastbeitrag, warum er seine Heimatstadt liebt.
Fast schon kitschig, was Sie jetzt gleich lesen werden – aber es ist wahr. Natürlich könnte ich erzählen, was ich alles schon erreicht habe in meinem Leben und warum Sie mich unbedingt wählen sollten. Aber wissen Sie, viel wichtiger als das Amt als Stadtpräsident oder Stadtrat bzw. die Parteien sind mir unsere Stadt selbst. Es geht nicht um mich, es geht um unser Wetzikon, was für mich Heimat bedeutet und das ist für jeden etwas vom Wichtigsten im Leben. Darum lassen Sie mich bitte in Wetziker Erinnerungen schwelgen.
Als Dreijähriger Umzug nach Wetzikon
Drei Jahre alt war ich, als meine Familie von Schmerikon nach Wetzikon zog. Wir lebten in Ettenhausen direkt gegenüber dem Schulhaus. Schon als Kind liebte ich die Fernsicht in die Berge, als ich dem Lendenbach entlang in den Kindergarten Kempten lief und noch heute habe ich Kontakt mit Gspänlis aus jener Zeit.
In Wetzikon habe ich als Bub mein Töffli frisiert und bin damit durchs Kemptnertobel gefahren. Als ich beim EHC Wetzikon gespielt habe, wünschte ich mir, ich würde bald die Schweiz zu Olympia-Gold schiessen. Im Kafi Rägebögli, im Konsumhof und in der Chnellä trafen wir uns zum Jass oder bevor wir in den Ausgang gingen. Ich erinnere mich noch, wie der Velomech Mühlestein spätabends die Velos in der Werkstatt auftürmte und danach seine Mutter im Leiter-Wägeli nach Hause fuhr.
Mein Studien-Geld verdiente ich bei Taxi Lydia, das meine Mutter führte. Manchmal musste ich lange am Bahnhof auf Kunden warten, aber während der Ölkrise – an den vier autofreien Sonntagen – durfte ich dann auf den leeren Strassen fahren.
Nach einem Jahr im Ausland zurück nach Wetzikon
Beim Beck Wepfer am Leuenplatz konnte ich noch für 20 Rappen ein Weggli kaufen und miterleben, wie die Leute ihre Schirme im Geschäft Colombaro flicken liessen. Im Sommer erfreute ich mich an den weltbesten Cornets beim Bahnhofkiosk Ferrata. Apropos Eis: Öfters erlebte ich im Winter eine Seegfrörni und wollte prompt nach der Lehre nach Alaska auswandern, landete schliesslich aber in Afrika. Da wurde ich aber nicht heimisch und kehrte ein Jahr später nach Wetzikon zurück.
Ich muss gestehen, das Grossartigste in meinem Leben ereignete sich nicht in Wetzikon. Meine Frau lernte ich 1986 in Rapperswil kennen. Ein halbes Jahr später heirateten wir im alten Gemeindehaus Wetzikon.
Da ich ausschliesslich für internationale Unternehmen tätig war, bin ich viel gereist, vor allem in die USA, nach Indien und innerhalb Europas. Ich habe mich aber jedes Mal gefreut, heimzukommen. Es sind die vielen schönen Erinnerungen, die langjährigen Freundschaften und Wetzikon’s Traumlage mit der Fernsicht in die Berge, dem Rosinli, dem Bachtel und dem Pfäffikersee, die mich Heimat spüren lassen.
Politische Ziele als Stadtpräsiden
Sie möchten aber sicher noch etwas über einige meiner politischen Ziele als Stadtpräsident erfahren. Mein Wunsch ist es, dass sich in Wetzikon jeder Mensch so wohl und zu Hause fühlt, wie ich. Damit das auch auf kommende Generationen zutrifft, braucht es eine Vision weit über (m)eine Amtsperiode hinaus. Wie diese aussieht und was gemacht werden muss, damit Wetzikon auch in Zukunft eine lebendige Stadt ist, möchte ich mit den Stadtratsmitgliedern erarbeiten.
Verkehr siedlungsverträglicher machen
Das Kernstück Westtangente der «Strategie Strassennetz Wetzikon», ist vom Tisch. Die darin festgehaltenen flankierenden Massnahmen müssen nun umgesetzt werden, so dass der Verkehr siedlungsverträglicher wird. Um einen ebenbürtigen Ersatz für die Westtangente zu finden, müssen wir aber umgehend nochmals mit dem Kanton zusammensetzen, damit wir gemeinsam zügig nach innovativen Lösungen suchen, die auch umgesetzt werden können.
Besser auf Notsituationen vorbereitet sein
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass wir auf Notsituationen – wie etwa einen längeren Stromausfall oder eine Wirtschaftskrise – nicht vorbereitet sind. Diesen Mangel möchte ich beheben. Als aktuell zuständiger Stadtrat des Ressort Finanzen durfte ich mithelfen Schulden abzubauen. In Wetzikon stehen erhebliche Investitionen an. Ich werde mich auch weiterhin dafür einsetzen, dass Wetzikon finanziell gesund bleibt, und alle Beteiligten achtsam mit allen Ressourcen umgehen werden.
Pläne tönen oft gut, aber unsere Werte sind noch wichtiger. Ich glaube nicht, dass wir als Zufallsprodukt als Folge des Urknalls entstanden sind, sondern dass alles Leben das Resultat eines für uns Menschen unvorstellbaren Schöpfungsaktes ist. Ich wünsche mir, dass sich dem wieder mehr Menschen bewusst werden. Jeder von uns wurde mit individuellen Eigenschaften geboren und hat seine Aufgaben bekommen. Entsprechend möchte ich respektvoll mit dem Göttlichen, meinen Mitmenschen und der Umwelt umgehen.
Abschliessen möchte ich mit zwei Aussagen der Präambel unserer Bundesverfassung. Dort steht was wir wollen. Erstens «Im Willen der gegenseitigen Rücksichtnahme und Achtung unsere Vielfalt in der Einheit leben» und zweitens «… dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen». Treffender können die Kriterien eines friedlichen Zusammenlebens nicht beschrieben werden.