Compagnie Roikkuva Wohlen: Einblick in den Zirkusalltag
Neues Zelt, neues Programm: Ab Mitte August ist die Wohler Compagnie Roikkuva mit dem Programm «Empire of Fools» auf Tour.
Ende Juni hat die Wohler Compagnie Roikkuva ihr neues Zelt aus Italien erhalten – wegen Corona hat sich alles verzögert. Während gut 14 Stunden wurde das Zelt auf dem Merkur-Areal in Wohlen aufgebaut; seither wird fleissig für das Bühnenprogramm «Empire of Fools» geprobt.
Hinter der zeitgenössischen Zirkusgruppe Roikkuva stecken Andreas Muntwyler, Ulla Tikka, Lukas Stäger und Michael Durrer. Andreas Muntwyler ist als Sohn des Circus-Monti-Gründers Guido Muntwyler das Zirkusleben gewohnt. «Ich war lange mit dem Zirkus auf Tour, besuchte auch die Zirkusschule. Zirkus ist wunderschön, aber auch extrem streng. Damals gingen die Zirkus-Tourneen noch acht Monate. Kaum war die Tournee fertig, fingen die Vorbereitungen für die neue Tour an», erzählt Muntwyler.
Ende 2002 stieg er aus dem Circus Monti aus und gründete zusammen mit seiner Partnerin Ulla Tikka, die gebürtige Finnin ist Seiltänzerin, das Duo F-ART. Nach zahlreichen Auftritten im In- und Ausland hatte das Duo wieder Lust, auf eine etwas grössere Gruppe. Zusammen mit dem Wohler Musiker und Komponist Lukas Stäger, welchen Muntwyler noch aus Schulzeiten kennt, und Produktionsleiter Michael Durrer wurde 2011 die Compagnie Roikkuva gegründet.
Tour lohnt sich trotz Corona
Andreas Muntwyler ist OK-Mitglied der Sommerbar Wohlen, welche noch bis Mitte August mit verschiedenen Programmpunkten zum Verweilen einlädt. Am Abschlusswochenende vom 14./15. August wird in der Sommerbar zum zweiten Mal das Nousu-Bühnenfestival durchgeführt. Die Compagnie Roikkuva wird hier ihr Stück «Beautyfools» präsentieren; ein Stück, mit welchem sie schon seit mehreren Jahren auf Tournee sind.
Anschliessend soll es mit dem neuen Stück «Empire of Fools» auf Tour gehen. Andreas Muntwyler: «Wir wussten lange nicht, ob es wegen Corona überhaupt möglich sein wird. Mit Schutzkonzept sind mittlerweile ja wieder bis 1'000 Leute erlaubt.» Nebst des neuen Stücks hat die Compagnie auch ein neues Zelt. «Ohne Corona würden wir im Zelt vor 160 Leuten spielen. Mit der Abstandsregelung bringen wir nun etwa 100 Besucher ins Zelt, was sich für uns wirtschaftlich immer noch lohnt.»
«Empire of Fools» ist ein realitätsnahes Programm
Die Premiere des neuen Stücks findet in Muri (AG) statt. Danach ist die Gruppe während fünf Wochen an sechs Standorten in der Deutschschweiz unterwegs. «Empire of Fools» ist realitätsnah und repräsentiert das Zirkusleben von all seinen Seiten. Das Publikum erhält einen Einblick in die schönen wie auch schwierigen Momente des Zirkusalltags. «Wir spielen im Zirkuszelt und es kommen mit Jonglage, Seiltanz, Clownerie auch viele Zirkuselemente vor, dies aber auf eine andere Art. Die Idee ist nicht, dass eine Nummer nach der anderen präsentiert wird. Der Ablauf soll fliessend sein und eben eine Geschichte erzählen», erklärt Muntwyler.
Oft geht die Gruppe von einer Idee aus, welche sich bei den Proben dann in eine völlig neue Richtung entwickelt. «Das Stück entwickelt sich mit den Aufführungen», ist Andreas Muntwyler überzeugt. So gibt es auch während der Tour immer wieder Anpassungen. Man könne es zwar nicht jedem im Publikum recht machen, aber es gäbe durchaus Rückmeldungen, die zum Nachdenken und Abändern einer Nummer führen. «Man muss einen guten Mittelweg finden. Das Stück macht man fürs Publikum, aber eben auch für sich selbst», so Andreas Muntwyler.
Auch nach all den Jahren Manegen- und Bühnenerfahrung gehört laut Andreas Muntwyler vor jedem Auftritt auch noch eine gesunde Nervosität dazu. «Diese Spannung braucht es, anders würde es glaube ich nicht funktionieren. Gerade jetzt mit neuem Programm und neuem Zelt beginnt für uns irgendwie ein neues Abenteuer.»
Traum vom Bauernhaus mit Theater
Während seine Eltern (beide verstorben) bis zuletzt noch in Wohlen wohnten und seine Geschwister dies auch heute noch tun, lebt Andreas Muntwyler mit Partnerin Ulla Tikka im nahe gelegenen Villmergen. Der Bezug zu Wohlen ist aber nach wie vor gross: hier wird auf dem Merkur-Areal für das neue Stück geprobt, hier ist er OK-Mitglied der Sommerbar, hier leben Familie und Freunde.
Ein Traum von Andreas Muntwyler: «Eines Tages würde ich gerne einen Bauernhof im Grünen, aber doch mit Nähe zur Stadt, kaufen und diesen umbauen.» Ein schöner Garten und Räumlichkeiten für ein Theater schweben Muntwyler dabei vor.
Das ist die Compagnie Roikkuva
Andreas Muntwyler: Andreas Muntwyler kam bereits als Kind mit der Zirkuswelt in Kontakt. Mit seiner Familie trat er in verschiedenen Zirkussen in der Schweiz auf, bevor 1984 der familieneigene Circus Monti gegründet wurde. 2002 gründete er mit der Seiltänzerin Ulla Tikka die CircusTanz-Compagnie F-ART; 2011 folgte die Compagnie Roikkuva.
Ulla Tikka: Nach der Matura in Finnland hat sich Ulla in Paris und in Berlin zur Seiltänzerin ausbilden lassen. Seit mehreren Jahren lebt sie in der Schweiz und arbeitet weltweit mit verschiedenen zeitgenössischen Circus-Compagnien. 2002 gründete sie mit ihrem Partner Andreas Muntwyler ihre eigene CircusTanz-Compagnie F-ART; 2011 folgte die Compagnie Roikkuva.
Lukas Stäger: Er hat sich nach einer Lehre zum Maschinenzeichner und Konstrukteur an der damaligen Academy of Contemporary Music in Zürich und den Jazzschulen Luzern und Basel zum Musiker und Komponisten ausbilden lassen. Seither ist er als Solopianist, Klavierlehrer, Komponist, Produzent sowie Band- und Theatermusiker unterwegs. Lukas Stäger ist Mitbegründer und Darsteller der Compagnie Roikkuva.
Michael Durrer: Nachdem Mike Durrer während vier Jahren als Leiter Büro/Kasse mit dem Circus Monti unterwegs war, liess er sich am Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA) zum Stage- und Production Manager ausbilden. Innerhalb des Vereins Roikkuva ist er für die Produktionsleitung und die gesamte Administration zuständig.
