Horizonterweiterung: Neue Ausstellung im Kunsthaus Zofingen
Am Samstag eröffnete das Kunsthaus Zofingen die Ausstellung «Horizonte».
Bei der Ausstellung «Horizonte» im Kunsthaus Zofingen geht es um diese scheinbare Trennlinie zwischen Himmel und Erde die auch ein Sinnbild für Sehnsüchte, Utopien und gedankliche Erweiterung des persönlichen Blickfeldes ist. Immer wieder reizt es KünstlerInnen diese Linien auszuloten, sie zu beobachten, sie festzuhalten und aufzuzeigen.
Die Linie, welche die Erde vom Himmel trennt
Als Horizont wird die Linie bezeichnet, die Himmel und Erde voneinander abtrennen. Der Verlauf dieser vermeintlichen Grenze hängt von Standort und Höhe des Beobachters, sowie den topografischen Begebenheiten ab. Konkret: Der Horizont ist keine fixe Grenze, er lässt sich erweitern.
Die gesamte Bildstrecke ist hier zu sehen.
Und hier setzt die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen an. «Wie weit reicht mein Horizont?» lautet die rhetorische Fragestellung. Um möglichst viele Antworten auf diese Frage zu berücksichtigen, zeigt das Kunsthaus unterschiedliche Positionen aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Video, Installation und Objektkunst aus dem In- und Ausland.
Werke von Esther Amrein, Rachel Bühlmann, Rosângela de Andrade Boss, Agnes Meyer-Brandis, Karoline Schreiber, Roman Signer, Una Szeemann, Ernst Waldner und Caspar Wolf erforschen das Phänomen Horizont auf unterschiedlichste Weise.
Karoline Schreiber und Rachel Bühlmann haben sich in ihrem Schaffen den Wolken gewidmet. Während Schreiber plastische Gedankenwolke auf Leinwand, Papier und alle möglichen Untergründe zeichnet, zeigt Bühlmann in ihren Fotografien die Wolke des Atomkraftwerks Gösgen.
Maler Ernst Waldner äusserst sich zum Thema Horizont
Diese künstliche Wolke ist vom Fenster ihrer Wohnung aus gesehen stets präsent. Je nach Tageszeit, Wetter, Jahreszeit und Lichteinfall verändert sie aber ihren Charakter laufend. Geschickt spielt sie mit der nüchternen Erkenntnis über den Ursprung der Wolke (und der latenten Gefahr, die von ihr ausgeht) und der bisweilen romantisch anmutenden Lichtstimmung am Himmel über dem solothurnischen Niederamt.
Ganz konkret wird die Auseinandersetzung mit Horizont und Perspektive im Gespräch mit dem Maler Ernst Waldner. Er widmet sich den klassischen Gattungen der Malerei und sucht seine Motive vor allem in Landschaftsgenres. Mit Begeisterung erzählt er, wie er den Werken von Abrecht Dürer und anderen folgt, um ihre Standpunkte zu finden und ihre Raumaufteilung aufzuschlüsseln.
Er demonstriert anhand von Skizzen und Werkzeugen, wie er bei Landschaftsbildern vorgeht. Berglandschaften, die vor vierzig Jahren entstanden sind, ergänzen neuere Arbeiten, Zeichnungen, Forschungen und Berechnungen rund um das Thema Horizont. In der Ausstellung werden Parallelen aus verschiedenen malerischen Perspektiven und in Bezug auf die Bergbegehungen von damals zu heute gestellt.
So veranschaulichen Ausschnitte aus dem Film «Reisen im fast unbekannten Gebürg», der für das Museum Caspar Wolf in Muri produziert wurde, veranschaulichen die Bergketten und Panoramen von damals bis heute und verweisen auf das Werk des Landschaftsmalers.
Grosses Gemeinschaftswerk von Esther Amrein
Die Videoarbeit von Roman Signer beschäftigt sich mit einem gelben Band mit der Aufschrift «Police Line – Do Not Cross». Dieses Band lässt er in der Mojave-Wüste von drei Ballonen abwickeln und davon tragen. Wie eine fiktive Grenze zieht sich das gelbe Band alsbald durch die Wüste. Entstanden 2002, ist diese Arbeit heute wohl genau so aktuell, wie damals ...
Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss untersuchen – inspiriert von Caspar Wolf - in gemeinsamen Arbeiten die Beziehungen zwischen materiellen und immateriellen Systemen.
Neben dem grossen Gemeinschaftswerk «Cortina» ist Esther Amrein mit weiteren raumgreifenden Arbeiten vertreten. Sie verbindet Einzelteile eines fiktiven Horizontes zu einer langen Linie, die sie im Laufe der Ausstellung mehrmals umbaut, ergänzt und verändert.
Agnes Meyer-Brandis verlässt in ihrer Videoarbeit die Erde über den Grat des Horizontes auf der Brücke der Wissenschaft und Phantasie. Am komplexen Projekt «Moon Goose Experiment» - inspiriert von der fantastischen Erzählung «Man in the Moone» von Frances Goodwin - arbeitet die multimediale Künstlerin bereits seit 2008.
Leitungswechsle im Kunsthaus
Una Szeemann stellt unter dem Titel LES MAINS NÉGATIVES einen Granitblock aus dem Miaggatal aus, in den ein bronzener Ankerring geschlagen wurde. Dieser wurde im Kunsthaus installiert und lädt zum Verweilen und zum Blick auf die Zofinger Altstadt ein.
Mit der Ausstellung «Horizonte» hat sich auch ein Wechsel in der Leitung des Zofinger Kunsthauses vollzogen. Claudia Waldner, die seit 2014 die kuratorische Leitung innehatte, beendet ihr Engagement ende Mai und übergibt die Leitung der Institution an Eva Bigler.
Die 39-jährige Bernerin studierte Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften an der Universität Bernn und schloss ihr Studium 2013 mit dem Master of Arts in Art History erfolgreich ab.