Weiss auf schwarz – oder schwarz auf weiss?
Das Grevyzebra ist die grösste der drei Zebra-Arten – und nicht nur hinsichtlich seiner Erscheinung ein etwas anderes Zebra.
Weiss auf schwarz – oder schwarz auf weiss? Um es vorwegzunehmen: die Antwort ist weiss auf schwarz.
Während der Embryonalentwicklung sind Zebrafohlen vorerst noch schwarz, bevor sich die weissen Streifen entwickeln. Weshalb Zebras überhaupt Streifen haben, ist noch nicht restlos geklärt.
Es gibt verschiedene Theorien dazu, die von einer Funktion als Tarnung, dem erleichterten Erkennen untereinander, der Verwirrung von Raubtieren, einem Kühlungseffekt bis hin zu einer Funktion als Insektenschutz reichen. Nur letzterer Ansatz konnte bisher mit Experimenten untermauert werden.
Insekten scheinen durch das Streifenmuster irritiert zu sein und haben entsprechend Mühe, einen Landeplatz auf dem Zebra zu lokalisieren.
Das etwas andere Zebra
Das Grevyzebra, benannt nach dem früheren französischen Präsidenten Jules Grévy, ist das grösste der drei Zebra-Arten. Nicht nur durch seine Grösse, seine schlanken Streifen und die runden Ohren lässt sich das Grevyzebra von den anderen Arten unterscheiden.
Auch das Sozialsystem ist anders aufgebaut. Während das Steppen- und das Bergzebra Harems mit einem Männchen und mehreren Weibchen aufbauen, halten männliche Grevyzebras Reviere, die sie gegen andere Männchen verteidigen. Weibchen leben in losen Verbänden, wobei sich Mütter mit Fohlen in der Nähe von Wasser aufhalten. Andere Weibchen können gut drei bis fünf Tage ohne Wasser auskommen und wandern durch verschiedene von Männchen gehaltene Reviere.
Dominante Männchen haben bevorzugt Reviere in der Nähe von Wasser, da dort sowohl Weibchen mit Fohlen als auch Weibchen ohne Jungtiere vorbeikommen. Die Männchen verteidigen ihr Revier äusserst aggressiv und scheuen sich auch nicht, einen Löwen direkt zu konfrontieren.
Eine gefährdete Art
Das Grevyzebra ist stark gefährdet. Heute gibt es nur noch etwa 3000 Tiere in der Wildnis, wobei rund 2800 davon in Kenia leben. Während es in den 1970er-Jahren noch um die 15'000 Grevyzebras gab, sank die Zahl in den folgenden Jahren rapide.
Am Anfang führte vor allem die Nachfrage nach dem Fell zum Populationsrückgang. Heute sind die Landwirtschaft und der schrumpfende Lebensraum die grösste Bedrohung für die Zebras. Seit 2009 hat sich die Population in Kenia stabilisiert.
Naturschutzprojekt seit über zwanzig Jahren
Der Zoo Zürich unterstütz seit 1998 aktiv das Lewa Wildlife Conservancy in Kenia, in dem über zehn Prozent der weltweiten Population des Grevyzebras lebt. Auch dank des Engagements des Zoos Zürich entwickelt sich der Bestand im Lewa Wildlife Conservancy sehr gut. So konnten dieses Jahr 25 Grevyzebras in ein anderes Reservat umgesiedelt werden. Dort sollen die Neuankömmlinge für frisches Blut in der bestehenden Population sorgen.
Über den «Grevy’s Zebra Trust», ein enger Partner des Lewa Wildlife Conservancy, werden zudem Scouts aus der lokalen Bevölkerung für die Überwachung und für Bestandsaufnahmen der Grevyzebras eingesetzt. Diese Scouts generieren nicht nur wertvolle Daten für die Forschung, sie helfen auch, indem sie Botschafter für den Naturschutz sind und diesen in ihren Gemeinden propagieren.
Die Grevyzebras des Zoos Zürichs
Der Zoo Zürich hält zurzeit vier weibliche Grevyzebras in der neu eröffneten Lewa Savanne. Zwei Zebras kamen aus Deutschland (Nürnberg und Stuttgart), jeweils eines aus Ungarn und aus Tschechien. Ein Hengst wird die Herde mittelfristig noch erweitern.