Die Post sucht neue Aufgaben für Briefträger
Das Kerngeschäft der Briefträger schwindet dahin: In der Schweiz werden immer weniger Briefe versendet. Die Post denkt sich deshalb neue Aufgaben aus, um ihre Pöstler weiterhin beschäftigen zu können.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute wird ein Viertel weniger Briefe verschickt als noch vor zehn Jahren.
- Um die Briefträger trotzdem auszulasten, müssen sie immer mehr Zusatzaufgaben erledigen.
Vor zehn Jahren wurde in der Schweiz noch ein Viertel mehr Briefe versendet als heute. Das hat Auswirkungen auf die Anzahl Briefträger, die die Post beschäftigt: In den letzten Jahren mussten im Schnitt 300 Briefträger-Stellen pro Jahr abgebaut werden.
«Bis jetzt konnten wir die Stellen glücklicherweise durch die natürliche Fluktuation abbauen», sagt Post-Mediensprecherin Léa Wertheimer, Kündigungen waren noch keine nötig.
Doch wie geht es weiter? Die Menge an adressierten Briefen wird laut Prognosen der Post auch in Zukunft weiter abnehmen. Damit aber nicht auch noch mehr Briefträger-Stellen abgebaut werden müssen, schaut sich die Post nach Zusatzaufgaben um.
Wenn die Leute Mitleid haben
So sammelt Sibylle Linder, Briefträgerin in Ostermundigen, etwa Nespresso-Kapseln und Altkleider ein. Oder liest bei den Leuten zu Hause den Strom für die BKW ab. Für die 25-Jährige ist dies kein Problem: «Ich fühle mich als Allrounderin.» Trotzdem ist sie froh, bleibt die Haupttätigkeit nach wie vor das Briefe austragen.
Am Anfang haben die Leute skeptisch reagiert, als ihre Pöstlerin plötzlich noch andere Aufgaben erledigte. Und: «Sie hatten Mitleid mit mir». Linder sieht das ganze aber pragmatisch. Sie sei froh, dass ihr Job wegen den Zusatzaufgaben erhalten bleiben kann.
Rasen mähen oder Ältere Pflegen
Im Ausland gehen die jeweiligen Post-Unternehmen noch einen Schritt weiter. In Finnland mähen die Postboten beispielsweise den Rasen oder in Frankreich kümmern sie sich um ältere Menschen. Kommt das auch in der Schweiz noch? «Wir hatten tatsächlich mal einen Versuch mit älteren Menschen», sagt Léa Wertheimer. Doch das Angebot sei nicht auf Anklang gestossen.
Und was sagt die Pöstlerin dazu? «Das Rasenmähen wäre dann eher eine Frage des Könnens». Sie ist auf jeden Fall offen, was noch weitere Zusatzaufgaben angeht. Bis jetzt habe die Einführung immer gut geklappt.