Action und Abschiedsschmerz: «Black Panther: Wakanda Forever»
Nach dem Tod von «Black Panther»-Star Chadwick Boseman gab es Zweifel, ob die Marvel-Reihe ohne ihren Star überhaupt weitergehen soll. Regisseur Ryan Coogler ist mit «Black Panther: Wakanda Forever» eine gute Fortsetzung gelungen, die Boseman angemessen würdigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit «Black Panther» gelang den Marvel Studios 2018 einer ihrer grössten Erfolge.
Der Blockbuster um den afrikanischen König und Superhelden T'Challa mit einer überwiegend schwarzen Besetzung sorgte nicht nur für klingelnde Kinokassen, sondern erhielt auch drei Oscars und gilt als Meilenstein der schwarzen Popkultur. Nur zwei Jahre später starb Hauptdarsteller Chadwick Boseman an Krebs. Abgesehen vom menschlichen Verlust stellte das die Macher vor die schwere Herausforderung, die Reihe ohne ihren Star fortzusetzen.
«Es war schwer, es gab viele Zweifel, ob wir überhaupt weitermachen sollten», sagte Drehbuchautor und Regisseur Ryan Coogler der Deutschen Presse-Agentur in London. Dass Boseman trotz seiner Krebserkrankung, die er bis zuletzt für sich behielt, weiter Filme machte, sei ein Ansporn gewesen. «Chadwick war ein grossartiger Leader, der mit gutem Beispiel vorangegangen ist. Wir haben uns seine Beharrlichkeit, seine Stärke und wie er die Arbeit priorisiert hat, zum Vorbild genommen.»
«Black Panther: Wakanda Forever» steht ganz im Zeichen des Verstorbenen. So ist schon im Marvel-Intro, das üblicherweise eine Collage zahlreicher Superhelden ist, nur Bosemans T'Challa zu sehen. Auch im Film ist er einer (nicht näher genannten) Krankheit erlegen. Seine Mutter, Königin Ramonda (Angela Bassett), und seine Schwester, Prinzessin Shuri (Letitia Wright), tun sich schwer, den Verlust zu verarbeiten. Bei einem Abschiedsritual im fiktiven afrikanischen Land Wakanda bekommen die beiden unerwarteten Besuch.
Der auch als K'uk'ulkan bekannte, mächtige Namor (Tenoch Huerta) ist Herrscher eines in der Welt gänzlich unbekannten Unterwasserreichs namens Talocan, das im Besitz von Vibranium ist. Bislang galt Wakanda als einziges Land mit Ressourcen des fast unzerstörbaren Metalls. Aber Spezialteams von anderen Weltmächten suchen bereits nach den Vibranium-Vorkommen auf dem Meeresgrund. Namor verlangt von Ramonda und Shuri, dass sich Wakanda mit Talocan gegen den Rest der Welt verbündet – ansonsten droht er mit der Zerstörung Wakandas.
General Okoye (Danai Gurira) und Prinzessin Shuri machen sich auf den Weg in die USA, um eine junge, hochbegabte Wissenschaftlerin Riri Williams (Dominique Thorne) zu suchen, die eine Technologie zum Aufspüren von Vibranium entwickelt hat und nun in höchster Gefahr schwebt. Kurz nach der ersten Begegnung mit Riri kommt es zum Zusammenstoss mit der CIA und den mächtigen Talocan.
Marvel-Fans kennen Riri aus den Comics als Iron Heart. 2023 startet eine eigene TV-Serie mit Thorne beim Streamingdienst Disney+. Coogler stellt aber klar, dass sie nicht deswegen im Film vorkommt. «Das hat nichts damit zu tun», betonte der 36-Jährige. «Wir dachten, es würde Sinn machen, eine weitere Figur zu zeigen, die (afro-amerikanische) Kultur und die Sichtweise präsentiert. Und wir fanden, dass es interessant wäre, wenn sie Wissenschaftlerin ist.»
Der 30. Film aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU) braucht lange, um sich von seinem Helden zu lösen und zu emanzipieren. Bevor «Black Panther: Wakanda Forever» in Schwung kommt und marvel-übliches Spektakel bietet, würdigt der Film Boseman mit Trauerszenen und Abschiedszeremonien. Das ist angemessen. So richtig ergreifend und rührend wird es zum Ende des Films.
Ermüdend sind hingegen die langatmigen Szenen in Shuris Labor, in dem sie neue Anzüge entwickelt und nach der «Black Panther»-Formel sucht, während chartträchtige Songs vom Soundtrackalbum wummern. Das hätte angesichts der Laufzeit von 161 Minuten ruhig knapper sein dürfen.
Bedingt durch die tragischen Umstände musste Coogler nach dem ersten «Black Panther»-Film auch die Fortsetzung als Ursprungsgeschichte konzipieren. Dafür, dass «Wakanda Forever» in gewisser Weise ein Übergangsfilm für zukünftige «Black Panther»-Geschichten ist, funktioniert er sehr gut. Und wenn nach zwei Stunden die Klimax erreicht ist, wartet ein packendes Finale mit einigen Überraschungen.
Das Comicspektakel sieht klasse aus und klingt dank wieder mal epischer Filmmusik des schwedischen Komponistengenies Ludwig Göransson gut. Mit dem modernen Atlantis namens Talocan eröffnet der Film eine spannende neue Welt im MCU. Kampfszenen in Marvel-Filmen und -Serien haben etwas Repetitives. Den Talocan sei Dank bietet «Black Panther: Wakanda Forever» Abwechslung von dieser Routine, weil sich vieles im, auf und mit Wasser abspielt. Visuell spektakulär sind besonders die im Computer generierten Wale.
Ryan Coogler hat aus der Not eine Tugend gemacht. Nach dem Verlust von Boseman rücken die starken Frauen von Wakanda aus dem ersten Film in den Vordergrund. Letitia Wright, Angela Bassett, Danai Gurira und Lupita Nyong'o als T'Challas hinterbliebene Geliebte Nakia glänzen in ihren Rollen und sorgen dafür, dass die «Black Panther»-Saga auch nach dem Tod von Chadwick Boseman eine verheissungsvolle Zukunft hat – ohne König T'Challa, aber natürlich nicht ohne einen Black Panther.