Der neue Teufelsjunge: «Hellboy - Call of Darkness»

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Deutschland,

Die «Hellboy»-Verfilmungen von Oscar-Preisträger Guillermo del Toro gelten als eigensinnige Kunstwerke. Nun wagt sich ein komplett anderes Team an die Geschichte um den Höllenjungen, der für die Menschen auf Dämonenjagd geht.

David Harbour als Halbdämon Hellboy. Foto: Universum Film
David Harbour als Halbdämon Hellboy. Foto: Universum Film - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Hellboy ist ein muskelbepackter Raufbold aus der Hölle und dem Alkohol nicht abgeneigt.

Wer allerdings glaubt, dass der rothäutige Haudrauf deswegen nichts von Männerpflege versteht, der irrt - sie sieht eben nur ein bisschen anders aus.

Was für andere Männer der Rasierer, ist für Hellboy die Feile. Mit dieser steht er in seinem neuesten Kino-Abenteuer da, um sich seine gestutzten Teufelshörner sorgsam zurecht zu hobeln, bis alles schön glatt ist. Merke: Auch ein Teufelskerl ist mitunter eitel.

Es sind Szenen wie diese, mit denen Regisseur Neil Marshall sein Publikum an den neuen Hellboy heranführt. Sein Anti-Held hat ganz profane, fast menschliche Bedürfnisse, bis hin zur Körperpflege. Zugleich ist er aber auch ein Halbdämon mit direktem Draht in die Hölle - und damit so gar nicht menschlich. Diese Zerrissenheit steht im Mittelpunkt von «Hellboy - Call of Darkness». Und viel Blut.

Es ist eine Weile her, dass man den Hellboy-Stoff, der auf Comics von Mike Mignola basiert, zuletzt im Kino gesehen hat. Oscar-Preisträger Guillermo del Toro schuf 2004 und 2008 mit «Hellboy» und «Hellboy II» einst eigensinnige Comic-Verfilmungen, die von Fans noch heute sehr verehrt werden, auch wegen Hauptdarsteller Ron Perlman. Immer wieder war die Rede davon, dass noch ein dritter Film folgen könnte. Nun gibt es einen - aber mit komplett anderer Mannschaft und gänzlich neuem Ansatz. Das Murren in der Fan-Gemeinde war entsprechend hörbar.

«Hellboy - Call of Darkness» fängt nun fast wieder von vorne an. In Rückblenden wird Hellboys Geschichte erzählt. Um den Krieg doch noch zu gewinnen, holen die Nazis mit Hilfe eines Totenbeschwörers ein Höllenwesen auf die Erde: Hellboy (David Harbour). Der Teufelsjunge ist als Waffe gedacht, wird aber von den Alliierten gerettet und von Professor Broom (Ian McShane) grossgezogen. Fortan steht er im Dienst einer Organisation, die paranormale Phänomene bekämpft. Ob Vampire, Gremlins oder Hexen: Hellboy prügelt sie alle zurück in die Hölle.

Zugleich erzählt der Film ein neues Abenteuer in der Jetzt-Zeit. Die böse Hexe Nimue (Milla Jovovich), die vor etwa 1500 Jahren von König Artus höchstselbst in Stücke geschnitten wurde, wird von dämonischen Helfern wieder zusammengenäht und sinnt auf Rache. Hellboy kommt in ihrem apokalyptischen Plan eine zentrale Rolle zu: Nimue will ihn auf die dunkle Seite ziehen und zu ihrem Fürst der Finsternis machen.

Das Interessante daran: Hellboy scheint nicht ganz abgeneigt. Bei den Menschen hat er die Erfahrung gemacht, dass sie ihn nur akzeptieren, weil er ihnen so effektiv die bösen Geister vom Leib hält - Teil der Gesellschaft ist er nicht. Man kann sagen: Hellboys Integration ist fehlgeschlagen. Das gibt dem Film, obwohl die Auflösung etwas banal daher kommt, einen sehr aktuellen Anstrich.

Mit David Harbour, der in der Netflix-Mysteryserie «Stranger Things» den bärbeissiger Sheriff Jim Hopper spielt, hat man eine sehr gute Besetzung für den wortkargen Hellboy gefunden. Auch die Wahl des Regisseurs scheint logisch: Neil Marshall hat für die Fantasy-Serie «Game of Thrones» gearbeitet. Sie sieht ähnlich aus und ist vor allem ähnlich hart wie sein «Hellboy», der voll von zerteilten Körpern, Blut und düsteren Visionen ist. «Hellboy», der bei Regisseur del Toro noch mit einer bildgewaltigen, fantasievollen Optik begeisterte, wird mit der Neuauflage stärker ins Horror-Genre gerückt, bleibt aber massenkompatibel.

Das Problem: Der Serien-Spezialist verzettelt sich mitunter, vor allem am Anfang. Immer wieder gibt es neue Handlungsstränge, immer wieder tauchen neue Figuren auf. Am Ende muss dann doch alles ganz schnell gehen für das grosse Finale. Dennoch sollte man dem neuen «Hellboy» eine Chance geben. Auch wegen des ironischen Humors, der gut funktioniert. An einer Stelle fragt Hellboy seine Kollegen, wie sie ihn denn gefunden hätten. Deren Antwort: «Twitter. Sie sind nicht gerade unauffällig.»

- Hellboy - Call of Darkness, USA 2019, 120 Min., FSK ab 16, von Neil Marshall, mit David Harbour, Milla Jovovich, Ian McShane, Daniel Dae Kim.

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