Der Sommerhit 2020 verdankt sich einem Tiktok-Trend
Das Wichtigste in Kürze
- Mit dem Dancehall-Song «Savage Love» ist im Corona-Jahr eine Melodie vom anderen Ende der Welt zu Deutschlands Sommerhit gekürt worden.
Der weltweit erfolgreiche Ohrwurm geht auf einen Teenager aus Neuseeland und einen Tanztrend im Videoportal Tiktok zurück. Die Marktforscher von GfK Entertainment in Baden-Baden als deutsche Musikchartsermittler kürten das Lied von Jawsh 685 & Jason Derulo am Donnerstag zum «Offiziellen Sommerhit» 2020.
Dancehall ist eine auf Reggae aufbauende Musikrichtung, die dem Hip-Hop ähnelt. 2019 war der Schmachtsong «Señorita» von Shawn Mendes und Camila Cabello zu Deutschlands Sommerhit gekürt worden.
Der «Offizielle Sommerhit» soll laut GfK Entertainment verschiedene Kriterien erfüllen: eine eingängige Melodie haben, grossen Erfolg in den Charts feiern, Urlaubsstimmung verbreiten.
Vergangene Woche stand «Savage Love» auf Platz fünf der deutschen Charts, zuvor aber auch zwei Wochen schon auf dem zweiten Platz. In Österreich und in der Schweiz liegt der Song laut GfK Entertainment an der Spitze. In den USA stieg der Song inzwischen auf Rang zehn ein.
Das übliche Sommerhit-Kriterium, dass das Lied ein Renner in den Clubs sein soll, fällt in diesem Jahr weg, weil Diskotheken und Clubs in der Corona-Krise ihre Türen geschlossen halten müssen.
Mathias Giloth von GfK Entertainment sagte: «Die Wahl des Sommerhits war in diesem Jahr nicht ganz einfach. Coronabedingt haben wir keinen unbeschwerten Sommer und die Stimmung am Strand der Urlaubsregionen ist gedämpfter. Dennoch hat sich "Savage Love" als Sommerhit herauskristallisiert.»
Im Text von «Savage Love» (auf Deutsch: Wilde Liebe) heisst es übersetzt zum Beispiel: «Hat jemand Dir das Herz gebrochen?/Du siehst aus wie ein Engel/Aber deine wilde Liebe/Wenn du mich küsst/Weiss ich, dass es dir scheissegal ist/Aber ich will das trotzdem.»
Es geht - salopp gesagt - um eine Frau, die mit dem Singenden nur eine wilde Liebesaffäre hat, weil sie sich an ihrem Ex rächen will.
Der Song hat eine bewegte Geschichte, und die geht so: Hinter dem Pseudonym Jawsh 685 steckt eigentlich Joshua Christian Nanai aus dem neuseeländischen Auckland. Er nennt sich gelegentlich auch Joshua Stylah. Er veröffentlichte letztes Jahr einen ursprünglich rein instrumentalen Track namens «Laxed (Siren Beat)». Im Sommer 2019 erfuhr das bei Youtube zunächst nur mässige Resonanz.
Im Frühjahr 2020 wurde dann aber ein etwa 15-sekündiger Spot mit dem eingängigen Sound des 17-Jährigen bei Tiktok zum Hit. Zunächst ging die kurze Melodie mit einer Dance-Challenge viral. Schliesslich verselbständigte sich das Ganze im Corona-Frühjahr.
Zu den Prominenten, denen Klang und Move gefielen, gehörte der aus Florida stammende R&B-Musiker Jason Derulo. Dass der 30-jährige Amerikaner sich den instrumentalen Ausschnitt ohne zu fragen schnappte und als Untermalung für sein überwiegend mit Falsettstimme gesungenes Lied «Savage Love» nutzte, kam beim Urheber gar nicht gut an. Schliesslich einigten sich Jason und Joshua darauf, das Lied als Kollaboration zu veröffentlichen und hinter «Savage Love» den Originaltitel anzuführen: also «Savage Love (Laxed - Siren Beat)».