Der Stehaufmann - Neues Album von Nino de Angelo

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Deutschland,

Nino de Angelo hat alles erlebt. Den Aufstieg, den tiefen Fall. Nach schweren Krankheiten, Drogen und Alkohol gelingt ihm 2021 das Comeback. Jetzt erscheint sein neues Album.

Nino del Angelo blickt in die Vergangenheit mit all ihren Abgründen.
Nino del Angelo blickt in die Vergangenheit mit all ihren Abgründen. - Sven Käuler/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Dass es für ihn beruflich noch mal richtig rund laufen wird, damit haben wohl viele Menschen, denen sein Name etwas sagt, und vor allem Nino de Angelo selbst nicht mehr gerechnet.

Immer wieder hat der Mann, dem Anfang der Achtziger mit dem Song «Jenseits von Eden» ein kometenhafter Aufstieg am deutschen Charthimmel gelang, das grosse Comeback versucht. Immer wieder ist es missglückt.

«Ich habe das schon so oft gedacht», sagt de Angelo (59) im Interview der Deutschen Presse-Agentur, «Mensch, Nino, deine Zeit ist vorbei.» In den Promi-Nachrichten tauchte sein Name trotzdem regelmässig auf. Um Musik ging es dann weniger, dafür um Drogen, Alkohol oder viel zu viele Schulden.

Auch de Angelos Liebesleben bot reichlich Stoff: Viermal war er verheiratet, viermal folgte die Scheidung. Als der Teenieschwarm von einst 2015 mit 51 Jahren bei der Sat.1.-Show «Promi Big Brother» zu sehen war, weinend und völlig alkoholisiert, schien der absolute Tiefpunkt erreicht.

2021 kam Nino del Angelos Comeback

Doch dann kam 2021 das Album «Gesegnet und Verflucht» heraus. Dafür hatte de Angelo mit Chris Harms zusammengearbeitet. Harms ist Frontmann der Dark-Rock-Band Lord Of The Lost, die am 13. Mai für Deutschland beim Eurovision Song Contest antritt.

De Angelo, der sonst mit Schlager in Verbindung gebracht wurde, klang plötzlich mystisch und düster, wurde mit dem Sound der Band «Unheilig» («Geboren um zu leben») verglichen. Das Album, in dem er über sein Seelenleben singt, landete auf Platz zwei der deutschen Charts. Nino de Angelo war wieder da, rund 40 Jahre nach Beginn seiner Karriere.

Um nun über sein neues Album «Von Ewigkeit zu Ewigkeit» mit Journalisten zu sprechen ist de Angelo, der mit bürgerlichem Namen Domenico Gerhard Gorgoglione heisst, nach Berlin gereist. Er lebt seit einigen Jahren mit seiner Freundin Simone Lux (48) auf einem Pferdehof im Allgäu. Zum Treffen in einer Hotelsuite mit Blick auf die Siegessäule erscheinen die beiden gemeinsam.

De Angelos Händedruck ist fest, er hat gute Laune. Vor dem Interview war er mit Simone zum Bummeln am Kurfürstendamm. Dort habe er Plakate für seine Deutschlandtournee gesehen, die im Herbst startet. «Es ist meine erste Tour mit Band. Darauf bin ich sehr stolz», sagt er.

Es geht um die Suche nach Authentizität

Hätte ihm das jemand vor fünf Jahren erzählt, er hätte es wohl nicht geglaubt. 2018 habe er aufgehört mit der Musik. Weil er «einfach keine Lust mehr» hatte. Kurz zuvor war mal wieder ein Album von ihm, für das er «kommerzielle deutsche Musik» abliefern sollte, gefloppt. «Weil der Typ Nino de Angelo, über den man schon so viel gelesen, der schon so viel erlebt hat, mit dieser Art von Musik einfach nicht authentisch ist», sagt er.

Die Suche nach Authentizität – darum geht es immer wieder, wenn de Angelo über seine Zeit im Musikbusiness spricht. Und was passieren kann, wenn man auf Dauer etwas macht, wo man nicht dahinter steht. «Das wird sich irgendwann rächen. Bei mir hat es sich gerächt.»

Nach dem Megahit «Jenseits von Eden» sei er in die Schlager-Schublade gesteckt worden, obwohl der Song gar kein Schlager war – und er selbst in Richtung Rockmusik gehen wollte. «Stattdessen wurde es Schlager, immer mehr Schlager.» Der Erfolg damit war mässig.

In der Hoffnung, wieder ganz nach oben zu kommen, habe er sich 1989 dann «erneut verkauft». Um am Grand Prix (ESC) teilnehmen zu können, arbeitet er mit Dieter Bohlen, singt zwei Tracks für dessen Album «Rivalen der Rennbahn» zur damals erfolgreichen TV-Serie und den ESC-Wettbewerbssong «Flieger», der aber nur im Mittelfeld landet.

Alkohol, Drogen und gesundheitliche Tiefschläge

«Ich habe gedacht: Scheissegal, mach doch, diese Kacke kannst du auch besoffen singen», sagt de Angelo. «Das waren alles Fehler, durch die ich sehr viel Zeit verloren habe und die mich dorthin gebracht haben, wo ich dann war.» Der Alkohol, das Kokain. «Ich war mir einfach selber nicht mehr genug wert.»

Zudem muss er mit gesundheitlichen Tiefschlägen kämpfen: Krebs, eine Immunschwächekrankheit, Bypässe am Herzen, eine Stimmbandlähmung. Zuletzt die Lungenkrankheit COPD, die das Atmen erschwert.

Es dann doch noch einmal mit der Musik zu versuchen, dazu habe ihn seine Freundin Simone ermutigt. «Das war sehr lustig. Bei unserem ersten Treffen vor ein paar Jahren sagte sie: Nino de Angelo? Ich dachte, du lebst gar nicht mehr. Ausserdem höre ich nur Rock.» Da habe er ihr Songs mit Rockversuchen vorgespielt, die er seit Jahren in der Schublade liegen hatte. «Sie sagte dann: Du bist doch ein Rocker und singst Schlager. Warum machst du denn keine Rockmusik?»

Dass er mit «Gesegnet und Verflucht» dann so einen Erfolg landen wird, habe er nicht erwartet. «Ich war davon überzeugt, aber ich stand da überhaupt nicht unter Druck. Ich habe mich super gefreut. Der eigentlich Erfolg für mich war aber, dass ich mal was gemacht habe, wo mir keiner rein quatscht.»

Ein ganz anderes Gefühl auf der Bühne

Das mache sich auch auf der Bühne bemerkbar. «Ich habe auf der Bühne auf einmal so ein ganz anderes Gefühl, so, als wäre ich angekommen», sagt de Angelo. «Ich merke, dass da so eine Magie entsteht, runter zum Publikum. Das hatte ich eben nicht, wenn ich Schlager gesungen habe. Da dachte ich: So, jetzt muss ich mich wieder vergewaltigen.» Wenn er heute von der Bühne gehe, fühle er sich glücklich.

Das neue Album, für das er mit einem neuen Team zusammengearbeitet hat, sei nun weniger düster als der Vorgänger, und mit mehr Gitarren etwas rockiger. Es geht um seine Vergangenheit mit all ihren Abgründen, blickt aber auch hoffnungsvoll auf eine helle Zukunft. «Das ist wie ein Handbuch, wie man wieder aufsteht, wenn man am Boden ist», sagt Nino de Angelo.

Musikalisch sei es mit nichts zu vergleichen, was es in Deutschland gibt. «Ich glaube, ich habe mir meine eigene Marke erfunden. Und genau da wollte ich immer hin.»

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