Die Kaiserin Sissi ist auch heute noch beliebt
Die Kaiserin Elisabeth ist einfach ein Allzeit-Liebling. Wieder kommt es zu Neuverfilmungen von «Sissi», doch wieso? Dr. Martina Winkelhofer gibt Antworten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die legendären «Sissi»-Filme bekommen Konkurrenz aus der Moderne.
- Die Event-Serie «Sissi» mit Devenport und Schümann gibt es ab dem 12. Dezember.
- Doch warum fasziniert die legendäre Kaiserin bis heute?
Die altbekannten «Sissi»-Filme werden abermals neu verfilmt. Die Event-Serie «Sissi» mit Dominique Devenport (25), Jannik Schümann (29) und Désirée Nosbusch (56) ist ab dem 12. Dezember bei RTL+ zu sehen.
Die Free-TV-Premiere folgt an drei aufeinanderfolgenden Tagen ab dem 28. Dezember. Im Frühjahr 2022 legt Netflix mit seiner Serie «The Empress» nach. Und auch zwei neue Filme sind in Planung.
Doch warum fasziniert uns die legendäre Kaiserin von Österreich-Ungarn bis heute - über 120 Jahre nach ihrem Tod? Dr. Martina Winkelhofer liefert im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news die Antworten. Sie ist Expertin für die Habsburger Monarchie sowie für Hof- und Alltagsgeschichte.
Ihre Arbeit umfasst mehrere Standardwerke zur Adelsgeschichte sowie zahlreiche Beiträge in internationalen Medien. Im September erschien ihr neues Buch «Vom Mädchen zur Frau - Kaiserin Elisabeths erste Jahre am Wiener Hof». In diesem hat sie erstmals zahlreiche Originalquellen zum Alltagsleben Elisabeths ausgewertet und den Sissi-Mythos neu hinterfragt.
RTL zeigt die neue Serie «Sissi» und auch Netflix produziert mit «The Empress» eine eigene Serie. Warum fesselt uns das Leben der Kaiserin bis heute?
Martina Winkelhofer meinte dazu: «Bei Kaiserin Elisabeth kommen mehrere Faktoren zusammen. Einerseits haben wir eine sehr mächtige Bildsprache: Jeder kennt die schönen Gemälde und Fotos dieser aussergewöhnlich attraktiven Kaiserin.»
«Sissi ist die erste moderne Bildikone, deren Gesicht sich medial eingeprägt hat. Elisabeth betrat genau zu jenem Zeitpunkt die öffentliche Bühne, als die Fotografie ihren Siegeszug antrat. Und «Promis» plötzlich zum Greifen nah schienen», so die im Jahr 1972 Geborene.
Und dann wäre natürlich noch ihr Leben voller Höhen und Tiefen...
Die Wienerin fährt fort: «Genau, Sissis persönliche Geschichte kommt noch dazu, ihr «Coming-of-Age»-Roman, für den man sich seit Jahrzehnten interessiert: Es geht um Reifung und Entwicklungen, um Emanzipation und Befreiung. Um Krisen, an denen man wächst.»
«Diese Lebensthemen kennen wir alle, sie werden nie unmodern, weil jede Generation sie aufs Neue durchleben muss. Das macht Sissis Geschichte so universell, geradezu zeitlos. Bei Kaiserin Elisabeth findet all das noch in einem glamourösen Setting, da schaut man natürlich lieber hin. Dieses Phänomen kennen wir von den heutigen Royals», laut der Expertin.
Was wissen wir heute wirklich über ihr Leben und ihren Alltag, und woher stammt dieses Wissen?
«Die historische Elisabeth finden wir nicht in den Zuschreibungen und Klischees, sondern ausschliesslich in den Archiven. Aus Originalquellen, den Hofprotokollen, den Korrespondenzen, den persönlichen Unterlagen, den Nachlässen der Menschen ihrer Umgebung: Wie lebte sie bei Hof? Wie hat sie ihre Repräsentationspflichten erfüllt?», antwortete Winkelhofer auf die Frage.
«Wir wissen heute, dass Elisabeth eine Frau war, die sich mehr als jeder andere Royal ihrer Zeit emanzipiert hat: Von den Erwartungen, die ihre Zeitgenossen, ihre Familie, ihr Ehemann, der Wiener Hof und die Öffentlichkeit an sie gestellt hat. Und das ist für eine Frau des 19. Jahrhunderts unglaublich.»
Sie haben unzählige Quellen zum Sissi-Mythos hinterfragt. Wie würden Sie Sissi heute beschreiben?
«Als Frau, die für ihre Zeit und ihren Stand eine bemerkenswerte persönliche Entwicklung an den Tag legte: Sie war ein verschreckter Teenager, der auf dem glatten Wiener Parkett ausrutschte und missgünstigen Höflingen nicht gewachsen war. Dann wurde sie eine Frau, die für sich und ihre Bedürfnisse einstehen konnte», fuhr die Historikerin fort.
Martina Winkelhofer sieht es klar: «Sie überwand schwierige persönliche Krisen - der Tod des geliebten Kindes, Traumata und Enttäuschungen - und definierte ihre Rolle neu. Kaiserin Elisabeth erkämpfte sich ein Mass an persönlicher Freiheit, das für ihre Zeit aussergewöhnlich war. Sie hatte den Mut, ihre Komfortzone zu verlassen, um ein Leben zu führen, das in Einklang mit ihren Werten stand.»