Eminem mit erstem Album seit vier Jahren
Das Wichtigste in Kürze
- Eminem ist mit seinem neuen Album «Revival» nach vier Jahren zurück im Musikgeschäft.
- Dazu arbeitet er mit Stars wir Beyoncé oder Ed Sheeran zusammen.
- Dennoch beweist der 45-Jährige, dass er durchaus kluge, doppeldeutige und überaus witzige Texte schreiben kann.
Als im Oktober ein Video aus Detroit auftauchte, in dem ein paar gefährlich
aussehende Jungs den Freestyle eines weissen Rappers im Parkhaus verfolgen,
konnte man meinen, der alte Eminem sei zurück. In Kapuzenpulli und Baseballcap
lieferte der Mann einen vierminütigen, wortgewaltigen Wutausbruch ab, der an
Eminems beste Tage um die Jahrtausendwende erinnerte.
Leider weit gefehlt. Auf seinem Studioalbum «Revival» taucht der bürgerlich
als Marshall Mathers bekannte Musiker ein in das Reich des Pop und holt den
dreckigen Rap aus «8 Mile»-Tagen ans publikumsfreundliche Tageslicht. Das
Diss-Gewitter von einst ist Textpassagen gewichen, in denen ein Künstler mit
seiner Vergangenheit aufräumt.
Eminem featuring Beyoncé, Alicia Keys, Pink, Ed Sheeran oder Skylar Grey
Ausgerechnet Superstar Beyoncé lässt Eminem auf
«Revival» die ersten Takte singen - die ernsten Klavierakkorde auf «Walk On
Water», zu denen Eminem sich als verletzlicher, nachdenklicher Mittvierziger
zeigt. Dass neben Beyoncé auch Alicia Keys, Pink, Ed Sheeran und Skylar Grey
ans Mikro gelassen werden, sagt viel aus über die musikalische Gemütslage des
bestverdienenden Rappers der Welt.
Das alles heisst nicht, dass Mister Mathers an verbaler Genialität
eingebüsst hätte. Im Gegenteil: In «Offended» feuert Eminem über 13 Sekunden
Phrasen-Salven in Höchstgeschwindigkeit ab. Selbst über die eher weichgespülten
Samples der Platte beweist er, dass er auch mit 45 Jahren kluge, doppeldeutige
und überaus witzige Texte schreiben und in hohem Tempo einrappen kann.