Gitarrenlegende und Astrophysiker: Brian May wird 75

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Grossbritannien,

Um seine Musikkarriere voranzutreiben, unterbrach Brian May einst seine akademische Laufbahn. Als Gitarrist der Rockband Queen wurde er ein Weltstar. Doch die Wissenschaft liess ihn nie los.

Dr. Brian May macht ein Selfie beim Musikfestival «Rock in Rio Lisboa».
Dr. Brian May macht ein Selfie beim Musikfestival «Rock in Rio Lisboa». - Jose Sena Goulao/LUSA/epa/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Pandemie hat bei Brian May emotionale Spuren hinterlassen.

Bei Instagram, wo der Queen-Gitarrist sehr aktiv ist, gab er kürzlich Einblicke in sein Seelenleben. «Die Gefühle, die ich habe, sind verwirrend», schrieb der Mann mit der berühmten riesigen, mittlerweile ergrauten Lockenmähne. Dazu postete May ein Video, das ihn bei der Ankunft an einem Hotel in Italien zeigt. «Solche Szenen berühren mich sehr - sie berühren uns alle.»

Mit Maske, abgeschirmt durch Sicherheitspersonal, bahnt sich der Musiker in dem kurzen Clip seinen Weg durch jubelnde Fans und versucht, im Sinne der selbstverordneten Corona-Regeln auf Tournee die Distanz zu wahren. «Situationen wie diese sind momentan kaum auszuhalten, am Ende bin ich isoliert, abgeschirmt von dem menschlichen Kontakt, nach dem wir uns alle sehnen», so May. «Es ist eine Ironie ... so geliebt zu werden und trotzdem so allein zu sein.»

Immerhin spielt May, der an diesem Dienstag (19. Juli) 75 Jahre alt wird, nun wieder regelmässig Konzerte mit seinem langjährigen Bandkollegen, Drummer und Freund Roger Taylor sowie Sänger Adam Lambert. «Die Gesichter zu sehen und Augenkontakt zu haben, die winkenden Hände zu sehen, den Freudenjubel zu hören, das ist etwas Einzigartiges», schwärmte May.

Auf ihrer gigantischen «Rhapsody Tour», die sie bis Ende Juli durch Europa führt, spielten Queen + Adam Lambert auch beeindruckende zehn ausverkaufte Shows in der Londoner o2-Arena.

Mit Blick auf die Konzerte drückte May nicht nur seine Begeisterung für die Euphorie der leidenschaftlichen Queen-Fans aus, sondern stellte auch klar, was ihm nicht gefällt. «Was nicht so inspirierend ist, ist in die Handykameras zu schauen, aber ich verstehe es», liess er wissen und kritisierte ausserdem Pappschilder, auf denen Fans um Drumsticks oder Gitarrenplektrons bitten. «Erst recht, wenn diese Schilder jemandem dahinter die Sicht nehmen», monierte er. «Ich werde die Leute nie zu sowas ermuntern. Ich gebe das Plektron immer jemandem, der nicht danach fragt.»

Seit zehn Jahren mit Adam Lambert unterwegs

Nach dem Tod ihres legendären Leadsängers Freddie Mercury im Jahr 1991 war mehr als ein Jahrzehnt vergangen, bis May und Taylor überhaupt wieder unter dem Namen Queen auftraten. Der Erfolg des Queen-Musicals «We Will Rock You» bewegte das Duo dazu.

Und nach fünf Jahren mit dem früheren Bad-Company- und Free-Sänger Paul Rodgers als Frontmann führte ein Auftritt bei der Castingshow «American Idol» zu der Kooperation mit Adam Lambert. Der stimmgewaltige, extravagante Sänger wurde in der TV-Show nur Zweiter, begeisterte aber May und Taylor. Seit zehn Jahren touren Queen + Adam Lambert regelmässig.

Queen war 1970 aus Mays Band Smile hervorgegangen, in der er während seines Studiums gespielt hatte. Der Gitarrist, der am 19. Juli 1947 als Brian Harold May im heutigen Londoner Stadtteil Twickenham zur Welt kam, studierte Mathematik und Physik. Nach seinem Abschluss soll er ein Angebot abgelehnt haben, am Jodrell-Bank-Radioobservatorium in Cheshire als Doktorand anzufangen. May, der trotz seiner Lockenmähne nie so recht wie ein Rockstar wirkte, wollte sich lieber auf die Musik konzentrieren. Im Nachhinein eine gute Entscheidung.

Hymnen für die Ewigkeit

Mit Ausnahmesänger und Performer Mercury und Bassist John Deacon entwickelten sich Queen in den 1970ern zu einer der erfolgreichsten Rockbands der Musikgeschichte. Hymnen für die Ewigkeit wie «We Will Rock You», «Bohemian Rhapsody» oder «We Are The Champions» machten das Quartett weltberühmt. Immer wieder wandelten sie ihren Sound und experimentierten.

In den 80ern lieferten sie radiotaugliche Pop- und Rockhits am Fliessband, darunter «I Want To Break Free», «Radio Ga Ga» oder «Under Pressure». Das letzte Konzert mit Mercury, der 1991 an den Folgen einer Aids-Erkrankung starb, fand 1986 im englischen Knebworth statt.

Nach Mercurys Tod, der May lange schwer zusetzte, konzentrierte er sich zunächst auf seine Solokarriere. 1992 veröffentlichte er das Album «Back To The Light», auf dem er selbst den Gesang übernimmt, mit der einigermassen erfolgreichen Single «Too Much Love Will Kill You». Den Song hatten Queen ursprünglich aufgenommen, aber nicht veröffentlicht. Eine Version mit Mercurys Gesang erschien 1995 auf dem posthum veröffentlichten Queen-Album «Made In Heaven».

Das Lied behandelt das Ende von Mays Ehe mit Chrissy Mullen, die von 1977 bis 1988 hielt. Mit Mullen hat der Gitarrist drei Kinder - James, Louisa und Emily. Grund für das Ehe-Aus: Mitte der 80er Jahre hatte er mit der Sängerin und Schauspielerin Anita Dobson an einem Album gearbeitet und sich dabei in Dobson verliebt. Erst 2000 heirateten die beiden. Auch der Queen-Song «I Want It All» soll von Mays turbulentem Liebesleben in dieser Zeit inspiriert worden sein.

Doktortitel in Astrophysik

Neben der musikalischen Karriere hat Brian May seine Begeisterung für die Naturwissenschaften nie aufgegeben - und nach über drei Jahrzehnten sogar seine Doktorarbeit fertiggestellt. 2007 verlieh ihm das Imperial College in London den Doktortitel in Astrophysik. Seine Arbeit wurde auch als Buch veröffentlicht.

Als Lektüre für Queen-Fans ist «Eine Untersuchung der Radialgeschwindigkeit interplanetarer Staubwolken» («A Survey of Radial Velocities in the Zodiacal Dust Cloud») von Dr. Brian May allerdings nur bedingt zu empfehlen.

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