Lukas Kummer schliesst Thomas-Bernhard-Graphic-Novel-Serie ab
Der Illustrator Lukas Kummer bringt die autobiografischen Romane von Thomas Bernhard als Graphic Novels heraus.
Die Welt des österreichischen Autors Thomas Bernhard in gezeichneten Bildern: Der Illustrator Lukas Kummer hat den letzten Band zu den autobiografischen Romanen von Thomas Bernhard veröffentlicht. Damit liegen nun alle fünf als Graphic Novel vor.
Der österreichische Illustrator und Comiczeichner Lukas Kummer hat es geschafft, die verstörende Atmosphäre der Erinnerungen von Thomas Bernhard an Kindheit und Jugend kongenial einzufangen und dennoch dem Geschriebenen seine Bedeutung zu belassen. Abgeschiedenheit und Ausweglosigkeit kennzeichnen diese Jahre, in denen sich im Überlebenskampf und der Positionierung zu seiner engsten Umgebung ein Charakter formt.
Nach «Die Ursache» (2018), «Der Keller» (2019), «Der Atem» (2021) und «Die Kälte» (2023) nun also «Ein Kind»: Die Erzählung von Thomas Bernhard ist 1982 erstmals erschienen. Der Autor erzählt vom unehelichen Bub, der von seiner Mutter immer wieder misshandelt wird und im Grossvater, dem Dichter Johannes Freumbichler, eine wichtige Vaterfigur findet, der ihn in seinem Beharren auf Eigenständigkeit bestärkt.
Beim Illustrator Kummer sind jedoch selbst prägende Menschen gesichtslos und werden eher in ihrem körperlichen Ausdruck gekennzeichnet.
Detailreiche Darstellung von Stadt und Land
Ein einziges Mal geht er – abgesehen von der zeichnerischen Wiedergabe eines berühmten Fotos des Velo fahrenden Thomas Bernhard am Ende – ins Detail: Als der Dichter erkennt, dass die wiederkehrende Wut der Mutter in Wahrheit wohl gar nicht ihm, dem Sohn galt.
«Wenn sie mich sah, sah sie meinen Vater, ihren Liebhaber, der sie stehengelassen hatte. Mein Gesicht war dem Gesicht meines Vaters nicht nur ähnlich, es war das gleiche Gesicht. Der Ochsenziemer galt nicht nur mir, er galt bei jeder Gelegenheit auch meinem Vater ...»
Wie schon in den vorangegangenen Bänden spielen Landschaft und Architektur eine Hauptrolle. Hier geht der Zeichner deutlich mehr ins Detail, sodass sich die prägende Wucht von Kirchen und Heimen ebenso unmittelbar vermittelt wie der starke Gegensatz von Stadt und Land.
Am Ende besucht der Bub mit seinem Grossvater Passau, wo der 13-Jährige die Aufnahmeprüfung für die Handelsakademie absolviert. Freumbichler aber sofort von der Architektur Passaus «angeekelt», bestimmt stattdessen Salzburg für den Enkel als Ausbildungsort. Kummers Schlussbild sagt alles: Von dieser Stadt und ihrer mächtigen Festung kann man nur erschlagen werden.