Mighty-Oaks-Frontmann könnte nicht mehr in US-Heimat leben
Mighty-Oaks-Sänger Ian Hooper veröffentlicht im Herbst sein Solo-Album, ab 23. März präsentiert er die ersten Songs auf der Tour von Johannes Oerding.
Das Wichtigste in Kürze
- Ian Hooper feierte als Frontman der Indie-Band Mighty Oaks zahlreiche Erfolge.
- Jetzt verfolgt der 35-Jährige eine Solo-Karriere.
- Das verrät er im Interview mit spot on news.
Ian Hooper (35) startete vor rund zehn Jahren seine Musikkarriere und feierte als Frontmann der Indie-Band Mighty Oaks Erfolge. Nun verfolgt der Sänger neben der Band seine Solo-Karriere.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht er über die Gründe dafür, erzählt Details zu seinen Singles «Here To Stay» und «Dry Your Tears» als Vorboten seines kommenden Solo-Debüt-Albums und verrät, warum er als Voract von Johannes Oerding (41) auf dessen «Plan A»-Tour auftritt. Zudem verrät der Musiker, wie er Familienleben und Karriere unter einen Hut bringt, warum er nicht mehr in seiner US-Heimat leben könnte und wie er in Berlin ein Zuhause gefunden hat.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, auf Solopfaden zu wandeln?
Ian Hooper: Wenn man zehn Jahre in einer Band spielt, fährt man sich ziemlich fest, was das Spektrum an Sound angeht, den man bespielt. Bei Mighty Oaks ist es Folk, Singer-Songwriter, und das liebe ich auch, das ist das, was natürlich aus mir herauskommt, wenn ich mich hinsetze und Musik mache.
Aber ich hatte auch Lust auf etwas Neues, auf etwas mit mehr Energie und in Richtung Pop. Das war schwer, im Kontext einer Band mit einzubringen. Ich bin noch am Probieren und am Suchen und Finden, in welche Richtung dieser Sound gehen wird. Das entwickelt sich gerade alles. Meine neueste Single «Dry Your Tears» klingt auf jeden Fall sehr anders als alles, was ich bisher gemacht habe.
Früher haben Sie sich als Indie-Musiker eher gegen Pop gesträubt. Warum haben Sie sich nun dafür geöffnet?
Hooper: Ich habe im Laufe der letzten Jahrzehnte gemerkt, dass Indie-Musik zu schreiben, viel Spass macht und für mich natürlicher und viel leichter ist. Aber man erreicht weniger Leute und es ist schwieriger, damit sein Leben zu bestreiten. Ich liebe nichts mehr als im Proberaum mit meinen Kumpels oder mit der Band zu jammen, das ist ehrliche Musik.
Aber wenn man die Aufnahmen hören würde, wäre das nicht unbedingt etwas, was man veröffentlichen möchte oder was im Radio stattfinden würde. Es gibt so viele Plattformen, die man heute bedienen muss, von Radio über Fernsehen bis zur Live-Bühne. Ich versuche jetzt breit gefächerter stattzufinden. Für mich ist es eine Königsdisziplin, gute Popmusik zu schreiben, die für eine grosse, breite Masse zugänglich ist und gleichzeitig was zu sagen hat.
Hat sich das Image der Popmusik insgesamt verändert, Stichwort Harry Styles und Co.?
Hooper: Auf jeden Fall. Ich finde, Harry Styles macht keine banalen Lieder, auch wenn sie auf ihre eigene Art und Weise simpel sind. Am Ende ist aber alles Geschmacksache und ich habe gelernt, dass man nicht sagen kann, dass irgendeine Art von Musik gut oder schlecht ist, schon gar nicht, wenn sie Arenen füllt. Es finden auf jeden Fall mehr Leute diese Musik gut als meine, wieso soll ich dann beurteilen, was gut oder schlecht ist. Ich finde es generell gut, wenn Leute Musik machen. Die Welt braucht Musik.
In Ihrer ersten Single «Here to Stay» geht es darum, seine Träume zu verfolgen und nicht aufzugeben. Das Thema zieht sich durch Ihr Leben hindurch, Ihrer Mutter haben Sie vor ihrem Tod versprochen, etwas aus ihrer Musikkarriere zu machen. Wer hat Ihnen dabei geholfen?
Hooper: Viele Leute. Auf jeden Fall meine Mitmusiker von Mighty Oaks, Craig und Claudio, sie haben mich immer unterstützt und sind bei meinen verrückten Ideen und Wünschen für die Band mitgegangen. Mein Vater hat mich nie von dem Traum abgeschreckt, Musiker zu werden, obwohl es eigentlich schon ein recht bescheuerter und unwahrscheinlicher Traum ist. Meine Frau hält mir in so vielen Bereichen im Leben den Rücken frei, damit ich überhaupt auf Tour fahren kann, herumreisen und Promotermine machen kann.
Ich habe ein sehr unregelmässiges und unnormales Leben und so ist auch unser Alltag. Mit zwei kleinen Kindern ist das alles kompliziert, aber irgendwie bekommen wir das ganz gut hin. Sie federt das sehr gut ab. Wenn sie Stress machen würde, wäre das für mich viel schwieriger. Ich habe ihr am allermeisten zu danken.
Wie haben Sie Ihren Flow in der Familie gefunden, wie funktioniert Ihr Alltag?
Hooper: Wir haben keinen wirklichen Flow (lacht). Das hält alles sehr frisch, weil es eben immer anders ist. Wir wissen es zu schätzen, wenn es gut ist und wenn es schwierig ist, wissen wir, dass es eine Zeit ist, durch die wir durchgehen müssen. Es gilt einfach langfristig zu gucken und sich nicht kurzfristig über die momentan stressigen Sachen aufzuregen. Mit Kindern ist alles sowieso unberechenbar, du kannst nicht wirklich viel planen. Wenn du dir was vornimmst, werden die Kinder krank oder du wirst krank.
In dem Moment ist es extrem nervig, aber langfristig spielt es keine Rolle. Der kurze Stress hat einen Grund und das ist für mich der langfristige Erfolg der Musik. So lege ich meiner Familie Brot auf den Tisch, so verdiene ich mein Geld und so finanziere ich unser Leben. Ich würde sagen, dass wir ein sehr schönes Leben haben. Ich bin auch total realistisch und lebe nicht mehr so wild, wie ich damals gelebt habe als junger Künstler, bevor wir geheiratet haben oder Kinder bekommen haben. Wenn ich zu Hause bin, versuche ich schon sehr strukturiert zu leben und versuche meiner Frau alle mögliche Freizeit zu geben.
Stichwort Träume verfolgen: Geben Sie das auch Ihren Kindern mit?
Hooper: Ich finde es gut, absurde Träume zu haben. Dafür sind Träume da, sie sollen schwer erreichbar sein. Ich würde die Jungs unterstützen, wenn ein gewisses Talent da wäre. Wenn einer von ihnen sagt, er möchte Fussballer sein, spielt aber wirklich schlecht, werde ich ihm doch zum Jura- oder Medizinstudium raten (lacht). Ich habe also nichts dagegen, wenn es halbwegs realistisch ist und sie mit vollem Herzen und bewusst dabei sind. Man kann sich sehr viel durch harte Arbeit und Fleiss erarbeiten.
Wie haben Ihre Bandmitglieder Ihre Solo-Pläne aufgenommen?
Hooper: Ich glaube, das war anfangs für sie ein bisschen verwirrend. Sie hatten sicherlich damit gerechnet, dass ich es direkt nach «Sing meinen Song» vorangetrieben hätte, weil das eigentlich mehr Sinn gemacht hätte. Aber ich habe das explizit in dem Moment nicht gemacht, weil es nicht gut für die Band gewesen wäre.
Mighty Oaks hat auf jeden Fall davon profitiert, dass ich diese Fernsehsendung gemacht habe. Wir haben extrem viel gespielt in den letzten Jahren und auch viele Möglichkeiten durch die Sendung bekommen, das war eine sehr intensive Zeit. Ich brauchte aber jetzt noch einen freien Raum für meine Musik und meine Kreativität. In dem Sinne können sie das komplett nachvollziehen, dass ich einfach mehr Musik machen will, dass ich mehr veröffentlichen möchte.
Wie geht es mit der Band weiter?
Hooper: Es ist kein Abschied, sondern ein Wiedersehen. Ich habe unsere nächste Platte für die Band auch schon fertig geschrieben und wir haben sie aufgenommen. Sie steht also in den Startlöchern. Aber die Musiklandschaft ist gerade schwierig, was Livekonzerte anbelangt, die Menschen kaufen 300 Euro teure Tickets für Superstars wie Harry Styles und für die kleinen Künstler bleibt dann nicht mehr viel übrig.
Es ist also ein perfektes Timing für Mighty Oaks, eine kurze Pause zu machen und uns aus dem Markt rauszunehmen. Für mich ist es wahrscheinlich der blödeste Zeitpunkt, eine Solokarriere zu starten (lacht), aber ich tue es trotzdem und hoffe auf viel Glück und Unterstützung.
Sie werden auf der Tour von Johannes Oerding zu hören sein (23. bis 26.März). Wie kam es dazu?
Hooper: Wir sind nach «Sing meinen Song» in Kontakt geblieben, generell mit der ganzen Truppe, mit denen wir gedreht haben. Mit Johannes tausche ich Sprachnachrichten aus oder wir schicken uns dämliche Bilder (lacht). Eines Tages hat er mich angerufen und erzählt, dass unsere Manager miteinander gesprochen hätten.
Er meinte, dass er mich selbst fragen wollte, sich aber nicht getraut hätte, da ich in seinen Augen kein Support-Act mehr bin. Das habe ich ihm schnell ausgeredet und ihm klar gemacht, dass es eine Ehre für mich wäre, für ein paar Shows dabei zu sein. Das ist für mich total cool, weil ich die neuen Lieder komplett ohne Druck und ohne Erwartungen mit der neuen Liveband ausprobieren kann.
Was schätzen Sie an Ihrem Kollegen?
Hooper: Johannes ist ein ganz normaler, ehrlicher Typ. Er ist unfassbar erfolgreich in dem, was er tut und ist trotzdem sehr bodenständig. Ich komme mit ihm sehr gut klar und wir sind auf einem Level, wenn wir uns privat treffen. Ich habe immer eine gute Zeit mit ihm. Ich bin gespannt, ob sein Publikum meine Musik überhaupt mag, wir sind schon unterschiedlich. Ich mache alles auf Englisch, er macht alles auf Deutsch... Aber das ist jetzt eine gute Möglichkeit, um das herauszufinden.
Ihr Album wird im Herbst dieses Jahres erscheinen. Wie ist der Stand der Dinge?
Hooper: Ich bin beim Schreiben in den letzten Zügen, mir fehlen noch ein paar Lieder. Es dauert länger als gedacht und ich werde deshalb meine Tour im Mai in den Herbst schieben. Ich nehme das auf meine eigene Kappe, dass die Platte noch nicht fertig ist. Ich habe es sehr unterschätzt, wie lange das dauert und wie schwierig es ist, alles alleine zu machen, also die Lieder zu schreiben und diese dann auch aufzunehmen und zu produzieren. Und dabei genau diesen neuen Sound zu finden und zu erschaffen. Ich habe die ersten Lieder mit Freunden von mir, Produzenten und Songwritern, gemacht.
Das ging so schnell, aber das sind Leute, die nichts anderes tun, als Lieder für grosse Künstler in der Welt zu schreiben. Als ich gesagt habe, ich will die letzten vier, fünf Lieder alleine machen, haben sie mich für verrückt gehalten. Aber ich bin da ehrgeizig und will es machen, auch für mich. Konkret bin ich jetzt bei acht Liedern, es sollen zwölf am Ende werden. Wie schnell die restlichen Lieder fertig geschrieben und produziert sind, kann ich nicht sagen, ich kann es nicht erzwingen. Das ist das Gute, aber auch das Schwierige an der Kunst.
Für das Musikvideo sind Sie nach Los Angeles geflogen. Wie haben Sie die Zeit dort erlebt?
Hooper: Ich bin eigentlich kein grosser Fan von Musikvideos. Ich finde es schwierig, den Fokus die ganze Zeit auf mich zu haben. Noch dazu kosten sie viel Geld und ich sehe nie wirklich den Grund dafür. Aber die Branche gibt das eben vor und so hatte ich bei diesem die Idee, es mit meinem besten Kumpel zu machen. Wenn es nicht gut wird, dann hatten wir wenigstens eine gute Zeit (lacht). Der Plattenfirma musste ich das dann noch gut verkaufen, dass ich nach Los Angeles fliege, mich mit Freunden treffe und sie einfach nur das Budget zur Verfügung stellen sollen. Aber es sollten ja auch spannende Bilder werden, die nicht nach Berlin im Januar aussehen. Ich bin Ami, also ist die Story, dass ich in einer Wüste in den Staaten bin, nicht so verkehrt. Ich bin ein Westküstenkind, das ist meine Welt. Mit dem Ergebnis bin ich total zufrieden. Mein Kumpel und ich kennen uns einfach total gut, haben zusammen an der Uni gewohnt und ich fühle mich bei ihm wohl vor der Kamera. Das merkt dem Video an, es ist nichts versucht oder gewollt. Eine gute Freundin war auch unsere Stylistin und bei einem anderen Freund haben wir gewohnt, es war wie ein kleines Klassentreffen, und alle haben Geld dafür bekommen – ausser ich (lacht).
Kam da die Sehnsucht auf, doch wieder in Ihrer Heimat zu leben?
Hooper: Die Landschaft dort ist ohne Zweifel unfassbar und unvergleichbar. Aber nein, ich könnte dort nicht wohnen. Amerika hat sich sehr verändert, seitdem ich dort aufgewachsen bin. Ich merke, wie eingedeutscht ich bin, wenn ich in den Staaten unterwegs bin. Alleine aufgrund der Infrastruktur bist du sehr an das Auto gebunden, du hast kaum Möglichkeiten als Fussgänger oder Fahrradfahrer und diese alltägliche Bewegung wird nicht unterstützt. Du führst automatisch ein ziemlich ungesundes Leben und das Leben, das man dort bestreitet, ist extrem undankbar und teuer. Alle arbeiten um zu überleben. Wenn du reich bist, wenn du viel Geld hast, dann ist das Leben dort unfassbar gut. Dann stehen dir alle Türen offen, was ein befreiendes Gefühl sein kann. Aber die meisten Leute können das nicht in Anspruch nehmen. Mit Familie und kleinen Kindern ist man hier so viel besser aufgehoben als drüben. Dort bekommst du null Unterstützung, deswegen bin ich froh, hier zu sein. Ich würde mir nur wünschen, dass die Leute hier im Alltag ein bisschen glücklicher, höflicher und freundlicher zueinander wären.
Ihre Wahl ist vor Jahren auf Berlin gefallen. Wollen Sie dort auch bleiben?
Hooper: Ich pflege eine klassische Hassliebe zu Berlin. Wenn ich eine bessere Alternative gefunden hätte, wäre ich schon weg. Aber ich habe immer noch keinen Ort in der Welt gefunden, der für mich besser passt. Wir wohnen jetzt auch nicht mehr direkt in Berlin in der Innenstadt. Ich habe meine kleine Ecke gefunden, die sehr viel mehr Natur hat – dort gibt es auf jeden Fall mehr Bäume als Arschlöcher (lacht). Ich bin täglich im Wald oder am Fluss und geniesse das Leben eines 70-jährigen, deutschen Rentners. Was gibt es Besseres?