Neue Serie bei Vox: «Mirella Schulze rettet die Welt»
Ein Teenager-Mädchen kämpft energisch für ein besseres Klima. Dabei muss sie vor allem ihre Familie überzeugen. Eine neue Vox-Serie.
Das Wichtigste in Kürze
- Irgendwo in Berlin wohnt eine ganz normale Familie mit dem Allerweltsnamen Schulze.
Nun, so ganz normal ist sie dann doch nicht: Mama Pia (Jördis Triebel), Papa Mike (Moritz Fürmann), Tochter Maya (Ella Lee), Sohn Mats (Maximilian Ehrenreich) und die jüngste Tochter Mirella (Tilda Jenkins) sind allesamt jeder auf seine Weise ganz schön genervt.
Vor allem Mirella erhitzt die Gemüter, denn sie hat sich dem Kampf gegen den Klimawechsel verschrieben («Mehr Räume für Bäume»). Sie stösst dabei auf viel Unverständnis und sorgt vor allem in ihrer Familie für anstrengende Diskussionen. «Mirella Schulze rettet die Welt» heisst eine neue Serie auf Vox. Zu sehen sind alle acht Folgen an einem Abend am Stück am Mittwoch ab 20.15 Uhr.
Mama Pia arbeitet ausgerechnet für eine grosse Chemiefirma und wünscht sich, dass die 13-jährige Mirella sich mehr für ein Pferd als für das Klima interessieren möge. Allerdings sucht sie die Schuld auch bei sich: «Eltern lügen ihre Kinder an», sagt sie, weil das nun mal zur Erziehung gehöre.
Papa Mike scheitert kläglich beim Bio-Einkauf, zudem ist er Fernfahrer und transportiert Schweinehälften - was gleich doppelt schlimm ist. Denn natürlich ist Mirella gegen den Verzehr von Fleisch - und Tiefkühlkost wird ebenso abgelehnt. Am liebsten würde sie auch die Playstation ihrer Schwester Maya wegwerfen - zuviel Plastik. Derweil gerät Mats in Schwierigkeiten, weil er gekaufte Energy-Drinks daheim umfüllt und als seine eigenen verkauft.
Autor Ralf Husmann (56, «Stromberg», «Frau Jordan stellt gleich») und Regisseur Florian Gärtner (53, «Lotta und der Ernst des Lebens») haben diese Serie, die sowohl Mirellas Einsatz für das Klima als auch die Folgen für ihre Familie und Freunde beleuchtet, mit durchaus lustigen Dialogen und Sprüchen versehen. Sie wirken allerdings stellenweise eher bemüht und gewollt schlagfertig.
Etwas zu oft werden gängige Klischees bedient: So schmeckt gesunde Bio-Kost (wie Bulgursalat) dann eben nach gar nichts, und eine ordentliche Mülltrennung muss als Umweltschutz halt genügen. Der Lehrer der Klima AG entpuppt sich als verblendeter, Gitarre spielender Idealist von vorgestern, und der Konzernchef ist selbstredend ein Mann ohne jegliches Gewissen oder Gespür. Es fehlt also an Zwischentönen.
Tilda Jenkins (13, «Zeit der Geheimnisse») hat es nicht leicht mit den erwachsenen Prof i-Kollegen. Aber sie zeigt grosse Spielfreude, zudem erinnert sie - rein äusserlich - ein wenig an die schmächtige Greta Thunberg, obgleich sie als eigenbrötlerische Mirella schon ihr eigenes Ding macht. So kämpft sie vehement gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln und bezeichnet klarsichtig Bäume als «Naturschnuller, mit denen uns Erwachsene ruhigstellen wollen».
Gut beobachtet in dieser Serie sind das oft unüberlegte Verhalten vieler Konsumenten und die innerfamiliären Zwistigkeiten, die Mirella auslöst: Wer hält zu wem, wer handelt richtig, wer mag sich umstellen? Da ist es dann schon fast erlösend, dass sich die ganze Familie beim Abendessen mit an sich harmlosen Spaghetti bewirft - wenn nur das Hack mitsamt der Tomatensosse nicht drin wäre.