Pink: Gute Laune statt Rebellion
Streitbar und rebellisch - so kennen und lieben Fans die US-Sängerin Pink. Auf ihrer neuen Platte verschreibt sie sich erneut dem Mainstream-Pop. Weniger provokant. Aber durchaus reflektiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Wirbelwind, Rockröhre, Partygirl: Pink hat sich im Laufe ihrer Karriere den Ruf einer streitbaren und schonungslos ehrlichen Künstlerin aufgebaut.
Auf ihrem neuen Album «Hurts 2B Human» gibt sich die Amerikanerin musikalisch angepasster, dafür umso reflektierter.
Frühere Pop-Rock-Kracher wie «Trouble» oder «Raise Your Glass» sind mittlerweile Seltenheit geworden bei der zweifachen Mutter, die in diesem Jahr 40 Jahre alt wird. Auch politische Botschaften, wie 2006 an den damaligen US-Präsidenten George W. Bush in «Dear Mr. President», bleiben heute aus. Stattdessen konzentriert sich Pink mehr und mehr auf Mainstream-Pop. Ohrwürmer kann sie halt.
Auf ihrem achten Studioalbum, das nur eineinhalb Jahre nach ihrer vorausgegangenen Platte «Beautiful Trauma» auf den Markt kommt, arbeitet die blonde Sängerin wieder mit mehreren Songwriter-Kollegen zusammen, unter anderem mit Sia («Chandelier»), Beck («Loser»), Julia Michaels («Issues») und Imagine-Dragons-Sänger Dan Reynolds («Thunder»).
Mit diesem produzierte sie etwa den Song «Hustle», der Ende März als Single veröffentlicht wurde und das Album rasant eröffnet. Darin heisst es in Richtung allzu selbstbewusster Männer: «Schlepp mich nicht ab. Leg dich nicht mit mir an.» Diese rebellischen, mit Disco-Beats unterlegten Zeilen bleiben aber die Ausnahme.
Auf den 13 neuen Songs überwiegt die erwachsene, nachdenkliche Pink. Die Alecia Beth Moore, die als Teenager von ihrer alleinerziehenden Mutter aus der Wohnung geschmissen wird, Drogen nimmt und Therapien macht. In der ehrlichen und reflektierten Ballade «Happy» singt Pink über diese Phase. «Ich will nicht für immer so sein. Ich rede mir ein, es wird mir irgendwann besser gehen. Vielleicht habe ich einfach nur Angst, glücklich zu sein.»
Aufgelockert wird «Hurts 2B Human» durch Gute-Laune-Nummern wie «Can We Pretend» und «Miss U Sometime». Oder die eingängige, mit einem Background-Chor unterlegte Nummer «Courage». Allzu provokant und überraschend ist das alles allerdings nicht.
«The Last Song Of Your Life» und «Circle Game» sind ebenfalls ruhige Balladen, auf denen die US-Amerikanerin auf der Gitarre oder dem Piano begleitet wird. Sie singt darüber, dass man seine Eltern gerne noch um Hilfe bittet, obwohl man selbst schon erwachsen ist und für die eigenen Kinder da sein muss.
Die Musikerin ist seit über zehn Jahren mit Motocross-Profi Carey Hart verheiratet und hat mittlerweile zwei Kinder. Tochter Willow wird in diesem Jahr acht, Sohn Jameson kam vor gut zwei Jahren zur Welt. Als sie kürzlich ein Foto ihres Jüngsten im Internet postete, auf dem er keine Hose oder Windel trägt, wurde die 39-Jährige heftig kritisiert.
«Wegen des Penis meines Babys so abzugehen? Wegen der Beschneidung? Wirklich jetzt?», fragte die angegriffene Mutter daraufhin provokant und bezeichnete ihre Kritiker als «widerwärtig». Da war sie wieder. Die streitbare, ruppige Pink. Die sich mit amtierenden US-Präsidenten anlegt und Internetnutzer provoziert. Mancher Fan würde sich diese Rebellion sicher auch wieder in der Musik der Grammy-Gewinnerin wünschen, die im Sommer auf grosser Deutschland-Tour unterwegs ist.