Schauspielstar und Glückskind: Senta Berger wird 80
Eine wunderbare Schauspielerin, dazu herzlich und bodenständig - kein Wunder, dass Senta Berger von so vielen verehrt wird. Die Schar der Gratulanten zu ihrem 80. Geburtstag ist gross.
Das Wichtigste in Kürze
- Als Jugendliche wollte sie so aussehen wie Sophia Loren.
Dafür schnitt sie ihren Rollkragenpulli tief aus, trug die Haare offen und färbte sie - Mahagony-Rot. Doch eigentlich hatte Senta Berger das gar nicht nötig, und tatsächlich wurde sie selbst zum Star.
Bereits mit 16 Jahren stand das hübsche, temperamentvolle Mädchen aus Wien vor der Kamera für den Film «Die unentschuldigte Stunde». Der Beginn einer grossen Karriere, die Berger sogar bis nach Hollywood führen sollte. Nun wird die berühmte Schauspielerin am Donnerstag (13. Mai) 80 Jahre alt. Diesen Tag möchte sie am liebsten im Kreise ihrer Familie feiern.
«Ich wünsche mir einen warmen, sonnigen Maientag, wie es sich für ein Maikind gehört», sagte Berger im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Vielleicht kommen wir alle in Wien zusammen und feiern bei einem kleinen Heurigen. Unter einem Maulbeerbaum.»
Ob es so kommt? Es sei ihr gewünscht. Denn an ihrer einstigen Heimat Wien hängt Berger noch immer, dort hat sie Familie. 1941 kam sie dort zur Welt, in einfachen, aber geborgenen Verhältnissen. Ihr Vater Josef Berger komponierte Wiener Lieder und spielte Klavier. Manchmal nahm er seine Tochter zu Auftritten in eines der Wirtshäuser mit. Mit 16 bewarb sie sich am Max Reinhardt Seminar in Wien und wurde prompt genommen, auch wenn sie im Jahr darauf die Schule schon wieder verliess und lieber zum Film ging.
Auch Hollywood wurde bald auf die hübsche Schauspielerin aufmerksam, die 1961 mit der Romanverfilmung «Es muss nicht immer Kaviar sein» ihren Durchbruch hatte. Sie drehte Filme wie «Major Dundee» oder «Cast a Giant Shadow» und stand mit Stars wie Yul Brunner und Kirk Douglas vor der Kamera. Ende der 1960er Jahre wirkte sie vor allem in französischen und italienischen Komödien mit.
Dabei wurde sie von vielen Männern umworben, mitunter auch in Form von sexuellen Übergriffen. 2006 schrieb sie in ihrer Autobiografie «Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann» etwa über Charlton Heston, der versucht habe, sie zu küssen. Oder über O.W. Fischer, der sich in seiner Hotelsuite auf sie gestürzt habe. «Jetzt wehr dich halt nicht, du Dummerl, es nützt doch nichts», zitiert sie den 2004 verstorbenen Darsteller darin. Doch Berger wehrte sich und entkam, mit zerfetzter Bluse. Trotzdem musste sie danach mit ihm drehen, «Es muss nicht immer Kaviar sein». Sie habe ihm nicht verzeihen können. «Konnte ihn nur anschauen, und Tränen stiegen hoch», schreibt sie.
Schlimme Erlebnisse, die in der Filmbranche lange tabuisiert wurden. Nach der Veröffentlichung ihres Buches habe es «nicht die geringsten Reaktionen darauf gegeben», sagt Berger rückblickend. Erst die #MeToo-Bewegung brachte vieles in Bewegung. «Wir sehen, dass sich tatsächlich die Position der Frauen in unserer Gesellschaft verändert hat. Und auch das Selbstwertgefühl der Frauen ist gefestigter.»
Trotz dieser Erfahrungen fand Berger die grosse Liebe: Michael Verhoeven, der damals neben seiner Arbeit als Chirurg Filme drehte. Am Filmset von «Jack und Jenny» lernten sie sich 1963 kennen. Und sie sollten sich vor der Kamera küssen. Eigentlich war Verhoeven Filmküsse gewohnt, doch bei der temperamentvollen Senta konnte er sich kaum überwinden: «Sie hat mir gefallen, und deshalb konnte ich sie nicht küssen», erinnerte er sich mal. Als es dann doch soweit war, war es um beide geschehen: «Dann waren wir ein Paar».
Und was für ein Paar. Keine Skandale, keine Dramen, von denen die Öffentlichkeit erfahren hätte. Stattdessen eine glückliche Familie, erst zu zweit, später mit den Söhnen Simon und Luca. Ein Star als Mutter? Aus Simon Verhoevens Sicht kein Problem: «Du warst nie die zerbrechliche Schauspielerin, die über den Dingen schwebt. Ganz im Gegenteil. Du bist die Frau, die auch nach einem 14-Stunden-Drehtag noch Obst und Milch für uns eingekauft hat, und ich habe mich oft gefragt, woher Du die Kraft für all das nimmst», schwärmte er in einem Geburtstagsbrief in der Zeitschrift «Madame».
Nur mit einer Sache hatten die Söhne früher ein Problem: Mit den Männern, die ihre attraktive Mutter umschwärmten. «Mein Bruder und ich schlugen mit unseren Holzschwertern zu, sobald ihr ein Mann zu nahe kam», sagte der Filmregisseur Simon Verhoeven («Willkommen bei den Hartmanns») mal dem Nachrichtenmagazin «Focus». Zudem sei seine Mutter beruflich viel unterwegs gewesen. «Aber wenn sie auch nur einen Nachmittag Zeit hatte, flog sie zu uns», erinnerte er sich. «Sobald sie zur Tür hereinkam, ging die Sonne für mich auf.»
Berger und Verhoeven lebten in den USA, in Italien und schliesslich in München. Sie gründeten eine Produktionsfirma, Sentana. Verhoeven feilte an seiner Karriere als Filmemacher und inszenierte Streifen wie «Die weisse Rose». In der TV-Serie «Die schnelle Gerdi» besetzte er die Hauptrolle der Taxifahrerin mit seiner Frau.
Berger blickt auf ein reiches Schaffen zurück, das mit vielen Preisen belohnt wurde. In Helmut Dietls «Kir Royal» war sie Mona, Gattin des Klatschreporters Baby Schimmerlos. Rund 20 Jahre lang ermittelte sie in der ZDF-Krimiserie «Unter Verdacht». Zu sehen ist sie auch in Filmen wie «Satte Farben vor Schwarz», «Almuth und Rita» oder in der Komödie «Willkommen bei den Hartmanns», bei der sie sich erstmals von ihrem Sohn Simon inszenieren liess.
Und nicht zu vergessen das Theater, etwa von 1974 bis 1982 als Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen im «Jedermann». Dass diese glamouröse Schauspielerin dann auch noch nett und liebenswert war - für Peter Simonischek umwerfend, wie der Schauspieler anlässlich ihres gemeinsamen ZDF-Films «An seiner Seite» sagte. «Eine Frau, mit der man lachen konnte. Eine Schönheit aus Wien mit beiden Füssen am Boden. Und das hat sich bis zu ihrem 80. nicht geändert.»