Schlaflos mit dem Koala-Baby
Da Koala-Baby Eerin bekam nicht genug Milch von seiner Mutter. Da sprang der Tierpfleger Mario Chindemi ein. Feste Arbeitszeiten hat er derzeit nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Koala-Baby Eerin sitzt im Schoss von Pfleger Mario Chindemi (56) auf einer Decke.
Der Revierleiter im Duisburger Zoo hält dem Jungtier die kleine Spritze mit Spezialmilch vors Maul und lässt die Flüssigkeit Tropfen für Tropfen hinauslaufen.
Eerin saugt sie bereitwillig auf. Nach zahlreichen Milchspritzen reicht der Tierpfleger dem Jung-Koala einen Eukalyptuszweig. Eerin knabbert genüsslich die Blattspitzen ab.
1228 Gramm zeigt die Waage - ein gutes Gewicht für das zierliche, rund neun Monate alte Koala-Weibchen. Eerin ist über den Berg - auch dank Chindemi, der das Tier mehrere Wochen auch während der Nachtstunden betreut hatte. «Wir mussten Starthilfe geben, sonst hätte sie es nicht geschafft», sagt der Pfleger.
Das Mitte Juni 2020 geborene Tier hatte im Mutterbeutel mehrere Tage hintereinander nicht zugenommen - ein Alarmsignal: Die in Zoos äusserst selten gehaltenen Koalas sind bei der Geburt nur so gross wie ein Gummibärchen und wiegen nach den ersten Lebensmonaten nur wenige hundert Gramm. Sie müssen jeden Tag deutlich zulegen.
Mutter Eora wurde unter Narkose gesetzt und untersucht. Ergebnis: Haare hatten sich um die Zitze im Beutel gewickelt, sie abgeschnürt und die Milchzufuhr blockiert. Die Spitze der Zitze wurde in einer Operation angenäht. Während des Heilungsprozesses musste Eerin von der Mutter getrennt werden. Im Duisburger Koala-Haus päppelten die Pfleger das winzige Tier auf. Doch das Gewicht stagnierte weiter. Da nahm Chindemi den kleinen Koala kurzerhand mit nach Hause und legte Betreuungs-Nachtschichten ein.
Der Duisburger Zoo ist europaweit Spezialist für die aufwendige Zucht und Zoo-Haltung der sensiblen Koalas, die ausschliesslich Eukalyptus-Blätter fressen - und zwar jeden Tag frische und unterschiedliche Sorten. Die Blätter müssen im Winter und Frühjahr aus Miami eingeflogen werden.