Tom Tykwer: «Wir sitzen da wie gerupfte Hühner»

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Deutschland,

Der renommierte Regisseur Tom Tykwer hat sich besorgt über die aktuelle politische Lage in Deutschland geäussert.

Tom Tykwers Film «Das Licht» eröffnet am Donnerstag die Berlinale. (Archivbild)
Tom Tykwers Film «Das Licht» eröffnet am Donnerstag die Berlinale. (Archivbild) - Jens Kalaene/dpa

Der deutsche Regisseur Tom Tykwer («Lola rennt», «Babylon Berlin») hält die politische Stimmung in Deutschland aktuell für beunruhigend. Seine Besorgnis äusserte er anlässlich der bevorstehenden Eröffnung der Berlinale mit seinem Film «Das Licht».

«Wir sitzen da wie gerupfte Hühner, total zerzaust, überfordert mit den ganzen Widersprüchen, die uns in den letzten zehn, zwanzig Jahren überrollt haben», sagte Tykwer (59) der deutschen Nachrichtenagentur DPA.

Europa sei so fragil geworden. «Demokratie steht tatsächlich wieder als Idee zur Debatte beziehungsweise infrage.» Ökologisch sei man abgehängt von jeglicher Chance auf Schritthalten mit dem, was in der Natur passiere.

Gefährdete Demokratie und ökologisches Versagen

«Ich halte uns für sehr gefährdet, das Zepter komplett aus der Hand zu geben», betonte der Filmemacher. «Und die Frage ist: Wer fängt es auf?» Alle sähen, dass sich momentan Kräfte formierten, die eher auf eine Zersplitterung der Gesellschaft zielten.

«Sie sehen den Zusammenhalt nicht als besonderes, vorderstes Ziel, sondern haben erst mal einen Zug zu Ab- und Ausgrenzung», sagte Tykwer. «Und sie unterwerfen sich der fortschreitenden Herrschaft von Markt und Kapital.

Das ist schockierend für mich, wie sehr sich viele von uns dem ergeben: dass der freie Markt die grösste Machtkonstante in unserer Gegenwart ist.»

Tykwers neuer Film «Das Licht»

Tykwers neuer Film «Das Licht» mit Lars Eidinger und Nicolette Krebitz eröffnet am Donnerstagabend die 75. Ausgabe der Berlinale. Er handelt von einer zerrissenen Berliner Familie, deren Leben durch eine syrische Haushälterin verändert wird.

Das Filmfestival endet am 23. Februar – am Tag der Bundestagswahl. «Das Licht» ist nach «The International» (2009) und «Heaven» (2002) bereits der dritte Eröffnungsfilm des Regisseurs bei der Berlinale.

Berliner Wurzeln des Films

«Es ist zwar der dritte Eröffnungsfilm für mich, aber es ist tatsächlich der erste Film in deutscher Sprache. Die anderen beiden waren auf Englisch beziehungsweise auf Italienisch», sagte Tykwer. «Das Licht» sei auch der erste richtige Berlin-Film, den er auf dem Filmfestival zeigen dürfe.

«Er kommt aus dieser Stadt, er ist von Berlinern gemacht. Insofern hat noch nie ein Film so gut für mich zur Berlinale gepasst.» Die neue Intendantin Tricia Tuttle sei «ein grosses Geschenk für die Stadt».

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Berlin
spusu
spusu

MEHR IN PEOPLE

Elon Musk
24 Interaktionen
«Komisch»
Hund
3 Interaktionen
Berlin
«White Lotus»
Staffel 3
oliver pocher stefan raab
11 Interaktionen
Stefan Raab

MEHR AUS DEUTSCHLAND

FC Bayern
Dank Joker Davies
BVB
«Vier Kisten Bier»
DFB-Schiedsrichter Roth
Mit 83 Jahren
4 Interaktionen
«Überall im Land»