Überwacht: Sieben Milliarden im Visier
Weltweit sind sieben Milliarden Menschen zum Teil Menschenrechtswiedrige staatliche Überwachung. In Länder wie China kann sogar die Bewegung verfolgt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf der Welt werden momentan sieben Milliarden Menschen gegen ihrem Willen vom beobachtet.
- In Europa wird immer mehr überwacht, in China kann auch die Bewegung nachverfolgt werden.
«Sind Sie paranoid?» - Diese anmassend klingende Frage muss sich Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi gefallen lassen. «Wenn man 86 Tote als Paranoia bezeichnen will, kann man das tun», sagt Estrosi im Interview mit Arte-Autor Sylvain Louvet. Aber er habe das anders empfunden, denn es handele sich um eine konkrete Bedrohung.
Estrosi bezieht sich auf die Anschläge vom Sommer 2016, als ein lastwagenfahrender Attentäter an der Côte d'Azur Dutzende Passanten tötete. Auch in Nizza sind seit dem Terrorakt die Überwachungstechniken verfeinert worden. Der französische Soziologe Laurent Muchielli versteht die totale Überwachung als «paranoid». Und eben auch diejenigen, die sie installierten und somit ein «von Angst geprägtes Weltbild» hätten.
Überwachung in China viel fortgeschrittener
Zehntausend Kilometer weiter lebt die Angst im Alltag mit. In Xinjiang, einer Hochburg der muslimischen Uiguren-Minderheit in China, ist jeder Haushalt mit einem QR-Code markiert. Die Polizei kann damit kontrollieren, wer zu Hause ist, was Bewohner gerade tun oder wie hoch ihr Einkommen ist. Interviews dort sind nur mit versteckter Kamera möglich, letztlich wird auch das Eingreifen der Polizei mit versteckter Kamera gefilmt.
Laut dem Bericht gehört China zu den Hochburgen totaler digitaler Kontrolle. Überwachende Staaten würden jährlich rund 40 Milliarden Dollar für Überwachungsprogramme ausgegeben. «Die Kameras sind überall, die Regierung sieht alles, das macht mir Angst», sagt ein Chinese in die Arte-Kamera.
Firmen aus Israel treiben die Überwachung voran
In Tel Aviv in Israel ist eines der weltweit erfolgreichsten Unternehmen, die Überwachungstechniken produzieren, beherbergt. «Ist es Ihnen wichtiger, in Sicherheit zu leben oder nicht von einer Kamera analysiert zu werden?» fragt der Chef des Unternehmens, das seine Mitarbeiter nur noch auf der Basis von Gesichtserkennung durch die Tür lässt. Viele internationale Kunden zählt die Firma, auch in Übersee.
In den USA seien, so sagt die US-Politikerin Clare Garvie, 50 Prozent aller Einwohner inzwischen in einer zentralen Datenbank gespeichert. Ihr Vergehen? Sie besitzen einen Personalausweis und einen Führerschein.