Udo Jürgens wäre jetzt 85 geworden
Vor fünf Jahren rockte Udo Jürgens in der Gala zu seinem 80. Geburtstag noch routiniert und fit. Wenig später: Herzversagen bei einem Spaziergang. Sein Werk mit über 1000 komponierten Songs lebt aber weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Udo Jürgens' neues Album hiess 2014 «Mitten im Leben», und das ZDF ehrte ihn zu seinem 80.
Geburtstag mit einer Gala. Er liess sich von Showgrössen feiern, die er über Jahrzehnte inspiriert hatte, und er hatte grosse Pläne.
Doch die neue Tournee endete wenige Wochen später jäh. Bei einem Spaziergang in seiner Schweizer Wahlheimat brach der Österreicher am 21. Dezember 2014 in der Nähe des Bodensees zusammen und starb an Herzversagen. An diesem Montag (30. September) wäre Udo Jürgens 85 geworden.
Gewollt oder nicht, selbst jüngere Generationen können Udos Schlager bis heute mitsingen. «Aber bitte mit Sahne», «Mit 66 Jahren», «Ein ehrenwertes Haus», «Griechischer Wein« oder «Ich war noch niemals in New York» sind Evergreens. Über Jahrzehnte war Udo Jürgens der einzige Sänger, der je einen Sieg beim Eurovision Song Contest (früher: Grand Prix Eurovision) nach Österreich holte («Merci, Chérie»). Erst 2014 trat Conchita Wurst mit «Rise Like a Phoenix» in seine Fussstapfen.
Der Komponist, Pianist und Sänger hat mit seinen Liedern oft nicht nur den Zeitgeist getroffen, sondern Lebensweisheiten musikalisch und textlich so clever verpackt, dass sie bis heute aktuell sind. Bei anderen hätte einiges vielleicht wie Schmusekitsch geklungen («Immer wieder geht die Sonne auf»). Bei Jürgens habe es funktioniert, schrieb der Autor Andreas Maier in einer Würdigung. «Udo-Jürgens-Musik setzte immer voraus, dass sie Udo Jürgens machte.»
Er schrieb mehr als 1000 Songs, verkaufte mehr als 100 Millionen Platten und war mit mehr als 50 Bühnenjahren ein Mega-Star im deutschsprachigen Raum. Seine letzte Ruhestätte ist auf dem Zentralfriedhof im Wien. Jürgens habe das Alter von 80 Jahren gefürchtet, weil seine Eltern beide in diesem Alter gestorben seien, sagte sein langjähriger Manager Freddy Burger drei Jahre nach seinem Tod.
Mit der Grabstätte auf dem Wiener Zentralfriedhof erfüllte die Familie dem Sänger einen Wunsch: E wollte nicht unter der Erde begraben werden. Sein Bruder entwarf deshalb ein steinernes Monument wie ein Klavier, über dem eine weisse Decke liegt. Die Urne wurde darin eingelassen. Zum Grab pilgern bis heute viele Fans, meist liegen frische Blumen dort, und Botschaften seiner treuen Fans: «Du fehlst mir», heisst es dort etwa. Und: «Udo, danke!»
In Zürich erinnert eine Tafel vor einem Götterbaum am Zürichsee an den Wahl-Schweizer: «Ein grosser Künstler und Freund unserer Stadt» steht darauf. Die Stadt hatte ihm dort zu seinem 60. Geburtstag sechs Bäume geschenkt. Pläne für ein Udo-Museum sind dort aber zunächst versandet. Erst kursierte die Idee, die Fünf-Zimmer-Wohnung, die Jürgens mitten in der Stadt mehr als 30 Jahre lang gemietet hatte, dafür zu nutzen. Der Musiker soll dort grosse Partys gefeiert und seinen Ruf als Frauenheld gefestigt haben. Gefeiert wird in dem Haus noch immer: in einem heute unter der einstigen Jürgens-Wohnung liegenden Nachtclub. Die Wohnung selbst wurde neu vermietet.
Um das Erbe gab es längeren Streit unter den Kindern John, Jenny, Sonja und Gloria. «Es ist ein permanenter emotionaler Stress. Es nimmt uns die Ruhe und Zeit, die wir bräuchten, um zu trauern», sagte sein Sohn der Zeitschrift «Bunte», ehe vier Jahre nach dem Tod 2018 eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde. Jürgens' Villa am Zürichsee wurde zum Verkauf angeboten.
Vox zeigt am 19. Oktober eine vierstündige Dokumentation «Ich wünsch‘ dir Liebe ohne Leiden - 85 Jahre Udo Jürgens» mit teils unveröffentlichtem Material, wie der Fernsehsender ankündigte. Bei RTLplus führt die Moderatorin Barbara Schöneberger am 23. Oktober durch eine Show «Merci Udo - Deutschland sagt Danke». Und auch im Kino können Jürgens-Fans demnächst noch in Erinnerungen schwelgen: Das Musical «Ich war noch niemals in New York» mit den Songs von Jürgens ist mit Heike Makatsch und Moritz Bleibtreu verfilmt worden und soll am 17. Oktober 2019 in den deutschen Kinos anlaufen.