Woody Allen

Umstrittene Regie-Legende Woody Allen wird 85

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USA,

Mit dutzenden Filmen und mehreren Oscars gehört Woody Allen zu den ganz Grossen der Branche. Überschattet wird sein Erfolg allerdings von Missbrauchsvorwürfen seiner Adoptivtochter. Jetzt wird Allen 85 Jahre alt und dreht weiter - aber hat seine Karriere noch eine Zukunft?

US-Regisseur Woody Allen 2016 in Cannes. Foto: Ian Langsdon/EPA/dpa
US-Regisseur Woody Allen 2016 in Cannes. Foto: Ian Langsdon/EPA/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast jedes Jahr ein neuer Film: Seit Jahrzehnten liefert Woody Allen seinen Fans verlässlich Material, schreibt Drehbücher, führt Regie und steht oft auch selbst vor der Kamera.

Mit Meisterwerken wie «Der Stadtneurotiker», «Manhattan», «Hannah und ihre Schwestern», «Vicky Cristina Barcelona» oder «Blue Jasmine» und zahlreichen Auszeichnungen hat er sich längst Legendenstatus erarbeitet - und Allen, der am Dienstag (1. Dezember) 85 Jahre alt wird, macht scheinbar unbeirrbar weiter. Die Angst vor einer Schreibblockade oder einem Mangel an Ideen sei «die einzige, die ich nicht habe», sagte er einmal der Deutschen Presse-Agentur.

Allens Erfolg wird seit Jahrzehnten überschattet von Missbrauchsvorwürfen seiner Adoptivtochter. Im Zuge der «MeToo»-Bewegung gegen sexuelle Belästigung kochten diese erneut hoch - und machen Allen in seiner Branche mehr und mehr zur Randfigur, von der sich viele Hollywood-Stars abgewendet haben.

Der Regisseur, der zuletzt 2019 die romantische Komödie «A Rainy Day in New York» veröffentlichte, hat die Anschuldigungen stets zurückgewiesen - und auch jegliches Interesse an seinem öffentlichen Image verneint. «Was auch immer geschieht, ich lebe in einer Art Blase», schrieb Allen gerade erst in einer im Frühjahr trotz scharfer Proteste veröffentlichten Autobiografie. «Ich lese schon seit Jahren nicht mehr, was so über mich geschrieben wird, am Lob anderer oder an ihrer Analyse meiner Arbeit habe ich keinerlei Interesse.»

Auch das Interesse Allens an der Zukunft seiner Branche, die sich immer mehr in Richtung Streaming orientiert, scheint gering. Er habe noch nie einen Computer benutzt, sagt der Regisseur. Streaming sei nicht seine Sache. «Das ganze Phänomen, mit Menschen in einer Schlange zu stehen und sie zu beobachten, und in einem grossen, dunklen Raum mit einer grossen Leinwand zu sein - das ist ein grossartiges Erlebnis. Und jetzt sehe ich, wie meine Töchter mit einem Laptop im Bett sitzen und sich etwas ansehen. Das ist nicht dasselbe», so Allen. Ein Deal mit der Filmproduktionssparte von Amazon platzte. «Für mich ist der langsame Zerfall der Kinos eine schreckliche und traurige Sache.»

Geboren als Allan Stewart Konigsberg in eine jüdische Familie im New Yorker Stadtteil Brooklyn hinein, sei er schon als Kind ein «ängstliches, nervöses, emotionales Wrack» und eine «Spassbremse auf jeder Party» gewesen, sagt der Regisseur. Am liebsten schwänzte er die Schule, haute nach Manhattan ab und schaute sich stundenlang Kinovorstellungen und Mädchen an. Als Comedian und Witze-Schreiber schaffte der Mann mit der markanten schwarzen Brille den Sprung in die Entertainment-Branche und Ende der 60er Jahre schliesslich zum Film.

Die 70er Jahre machten ihn zum Star, mit Filmen wie «Der Stadtneurotiker» und «Manhattan». 1978 gewinnt er seine ersten beiden Oscars, zwei weitere und rund 20 weitere Nominierungen folgen - der Eigenbrötler Allen hat bis heute an nur einer einzigen Oscar-Gala persönlich teilgenommen. 2002, wenige Monate nach den Terroranschlägen des 11. September 2001, wurde er als Botschafter seiner angeschlagenen Heimatstadt auf die Bühne gebeten.

New York ist Allen bis heute treu geblieben. Der Regisseur lebt in einem Townhaus auf der noblen Upper East Side, wo man ihn hin und wieder noch über die Park Avenue schlendern sieht - und wo er vor der Corona-Pandemie auch noch regelmässig in der Bar des Carlyle-Hotels Klarinette spielte. Aber Allen lebt auch seine Liebe für Europa aus, drehte immer wieder in Spanien, Grossbritannien oder Frankreich.

Das Privatleben des Regisseurs bringt ihn immer wieder in die Schlagzeilen. Zwei frühe Ehen scheiterten nach nur wenigen Jahren. Danach folgen Beziehungen mit der Schauspielerin Diane Keaton, die auch in vielen Filmen an Allens Seite ist, und der Schauspielerin Mia Farrow - die wohl folgenreichste Verbindung in Allens Leben. Die Beziehung der beiden hält rund zwölf Jahre und verändert das Leben des Regisseurs für immer.

Als die beiden sich kennenlernen, hat Farrow bereits drei leibliche Kinder aus einer gescheiterten Ehe mit dem Komponisten André Previn und drei adoptierte. Gemeinsam adoptiert das Paar zwei weitere Kinder und bekommt schliesslich ein leibliches. Bis heute ist allerdings nicht klar, ob der 1987 geborene Satchel, später Ronan Farrow - inzwischen Pulitzer-Preis-gekrönter Investigativjournalist, der mit seinen Aufdeckungen über den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein die «MeToo»-Bewegung gegen sexuelle Bewegung mit angestossen hat - wirklich Allens Sohn ist. Allen selbst hält es für «möglich», dass er das Kind von Musik-Legende Frank Sinatra sein könnte.

Zum grossen Knall kommt es 1992. Erst verliebt sich Allen in Farrows Adoptivtochter Soon-Yi Previn, mit der er heute verheiratet ist und zwei Töchter adoptiert hat. Farrow erfährt von der Beziehung durch Nacktfotos ihrer Adoptivtochter, die sie auf Allens Kaminsims entdeckt. Die anschliessende Schlammschlacht beherrschte monatelang die Schlagzeilen der Klatschpresse. Auf dem Höhepunkt werfen Farrow und die gemeinsame Adoptivtochter Dylan Allen sexuellen Missbrauch des Kindes vor. Der Regisseur hat die Missbrauchsvorwürfe immer bestritten, ein Gericht gab ihm schon vor Jahrzehnten weitgehend recht. Adoptivtochter Dylan hat immer dagegengehalten. Die Fronten sind bis heute verhärtet - worunter Allen leidet. «Dass ich Dylan nicht aufwachsen sehen durfte, gehört zu den traurigsten Dingen meines Lebens.»

So ernsthaft zeigt sich Allen selten. Selbst auf Fragen nach dem Tod antwortet er meist mit Witzen. «Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn's passiert», sagte er einmal. Aber auch: «Stürbe ich in diesem Augenblick, könnte ich mich nicht beklagen.»

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