Viel Pop, kaum Country: Bewährter Mix von Shania Twain
Die Hits «That Don't Impress Me Much» und «Ka-Ching» von Sängerin Shania Twain kennt fast jeder. Nun veröffentlicht die Kanadierin ihr sechstes Album – mit viel Pop und selbstbewussten Texten.
Das Wichtigste in Kürze
- Shania Twain wirbelt in den 1990er Jahren den männerdominierten Countrymarkt in Amerika durcheinander und verleiht ihm eine deutliche Pop-Note.
Auf ihrem sechsten Studioalbum «Queen Of Me» setzt die 57-Jährige musikalisch und textlich auf Altbewährtes.
Die in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Eilleen Regina Edwards singt schon mit acht Jahren in Bars ihrer kanadischen Heimatstadt. Nachdem die Eltern bei einem Autounfall sterben, kümmert sie sich mit 22 Jahren um ihre jüngeren Geschwister. Jahre später bekommt sie den ersten Plattenvertrag und legt sich einen Künstlernamen zu: Shania Twain.
Die ersten drei Alben der Musikerin schlagen ab 1993 nicht nur in der Countrybranche hohe Wellen. Twain verkörpert in ihren Texten und Musikvideos das Bild einer selbstbewussten, unabhängigen Frau – und verkauft damit Millionen Platten. Songs wie «That Don't Impress Me Much» und «Man! I Feel Like A Woman» werden auch in Europa zu Hits. Dort werden die Alben neu abgemischt, um auch dem countryfernen Publikum zu gefallen.
Folgenschwerer Zeckenbiss
Mehr Pop, weniger Country – durch dieses Erfolgsrezept, das Jahre später auch Taylor Swift zum Megastar macht, reitet Twain beruflich auf einer Erfolgswelle. Privat ist sie mit Ehemann und Produzent Mutt Lange glücklich. Bis 2003. Da wird die Pferdenärrin beim Reiten von einer Zecke gebissen und leidet an den Folgen einer Lyme-Borreliose. «Ich dachte, ich hätte die Stimme für immer verloren und könne nie wieder singen», erzählt Twain 2022 in einer Netflix-Doku. In dieser Phase betrügt sie ihr Ehemann mit ihrer besten Freundin. Die Sängerin reicht die Scheidung ein. Ein doppelter Rückschlag. Erst Jahre später kämpft sie sich zurück, bekommt eine eigene Show in Las Vegas und verarbeitet 2017 auf ihrem Album «Now» das Ende ihrer Ehe.
Die zwölf Lieder auf dem neuen Album «Queen Of Me» zeigen die Crossover-Künstlerin erneut von ihrer selbstbewussten Seite. «Ich bin eine Königin. Ich brauche keinen König. Also behalte deinen Ring», heisst es übersetzt im Titelsong. Oder in «Not Just A Girl»: «Ich werde die Welt regieren. Ich bin nicht nur ein Mädchen.»
«Ich bin mein Boss»
«Ich war immer sehr deutlich und klar, in dem, was ich denke und was meine Standpunkte sind», sagt die fünffache Grammy-Gewinnerin. «Ich bin mein eigener Boss und trage die Verantwortung dafür, was ich denke, sage und mache. Ich werde mich nicht unterkriegen und schikanieren lassen.»
Musikalisch wechseln sich auf Twains neuem Album melancholische Balladen («The Hardest Stone») und poppige Up-Tempo-Nummern ab, wie «Pretty Liar» und «Inhale/Exhale Air», das von ihrer schweren Covid-Erkrankung handelt. Von Countrymusik ist dabei nicht mehr viel zu hören – wirklich überraschende und überragende Songs fehlen.
Nach all den Schicksalsschlägen scheint es der Kanadierin wieder gut zu gehen. Mit ihrem zweiten Ehepartner, dem Schweizer Geschäftsmann Frédéric Thiébaud, lebt sie vorwiegend am Genfer See – zusammen mit mehreren Hunden und natürlich Pferden.
Die lässt sie ab April für einige Monate alleine, wenn sie auf grosse Tour geht. In Europa stehen (bislang) allerdings nur Termine in Grossbritannien und Irland fest.