«Was ist deutsch?»: Sechs Prominente diskutieren
Sie sind Musiker, Schauspielerin, Moderatorin, Starkoch - und ihre familiären Wurzeln liegen nicht in Deutschland. Sechs Prominente diskutieren die Frage «Was ist deutsch?».
Das Wichtigste in Kürze
- Sechs Prominente erzählen in der ZDF-Doku «Was ist deutsch? - Herz, Pass, Heimat» von ihrer persönlichen Migrations- und Integrationsgeschichte.
Ihre Familien kommen aus Griechenland, Indien, Türkei, Vietnam und dem Iran. Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes, Rapper Eko Fresh, Spitzenkoch The Duc Ngo, Moderatorin Panagiota Petridou, Bloggerin Merve Kayikci und der Schauspieler Sinan-G tauschen sich für die Doku-Reihe ZDFzeit über ihre persönlichen Erfahrungen aus. Zu sehen ist die Folge am Dienstag (30. November) um 20.15 Uhr.
Die Protagonisten stehen seit vielen Jahren in Deutschland im Licht der Öffentlichkeit. Die Filmemacher Torben Schmidt und Yasemin Ergin haben sich mit ihnen auf Spurensuche begeben. Was bedeutet für sie Deutsch sein? Klar: Dass viele Deutsche ordnungsliebend sind, Wert auf Pünktlichkeit legen und auch zu Besserwisserei neigen. So wie das ein Stereotyp ist, werden auch Menschen mit ausländischer Herkunft hierzulande immer wieder stereotyp in Schubladen gesteckt - so die Erfahrung der sechs Prominenten.
Bei ihren Eltern hätten sie alle erlebt, dass sie härter arbeiten mussten, sich mehr anstrengen mussten, um Erfolg zu haben. Panagiota Petridou erzählt von ihren Eltern, die in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Solingen kamen. Sie hätten die Sprache nicht gekonnt und sich dennoch eine Existenz mit einem griechischen Lokal aufgebaut. Frühmorgens sei die Mutter noch zusätzlich zum Putzen gegangen. Als Drittklässlerin habe sie manchmal mitkommen müssen und in Klassenzimmern einer Schule geholfen, Kaugummis von den Schultischen zu entfernen, erinnert sich die Moderatorin.
Starkoch The Duc Ngo hat eine lebensgefährliche Fluchtgeschichte zu erzählen. Nach dem Vietnamkrieg floh er mit seiner Mutter und zwei Geschwistern über das Meer, kam erst nach Hongkong und von dort nach Berlin. Von Verwandten sei ihnen dann eingebläut worden: «Wenn ihr euch hier nicht benehmt, dann fliegt ihr raus.» Fleissig sein, erfolgreich sein, gut in der Schule zu sein, das sei von ihnen immer erwartet worden. Heute betreibt The Duc Ngo 14 Restaurants. Früher habe er sich als «kleiner Vietnamese» nicht gleichwertig gefühlt, das habe sich mit dem Erfolg geändert.
Dass der Weg nicht immer geradlinig verläuft, zeigt die Geschichte von Schauspieler und Rapper Sinan-G. Sein Vater habe schwer Fuss fassen können und sei kriminell geworden. Das habe ihn geprägt, in der Schule habe er es zu überspielen versucht, indem er den Klassenclown gab. Später sei er selbst in die Kriminalität gerutscht. Insgesamt sass er sieben Jahre hinter Gittern. Dann habe er eine zweite Chance im Leben bekommen, sagt er. In seinen Musikvideos erfülle er Klischees: etwa als Rapper mit dicken Autos herumfahren.
Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes besucht für die Doku ihre Eltern und blättert in Fotoalben. Eigentlich, so erzählt sie, habe sie sich nie «ausländisch» gefühlt und spüre auch keine «indische Seite» an sich. Ihre Erfahrung: Rassistische Beleidigungen hätten in den vergangenen Jahren zugenommen. Und bei Rollenbesetzungen erfahre sie immer wieder Vorurteile oder bekomme klischeehafte Angebote.
Und was ist das Fazit der prominenten Runde? Was könnte helfen, Klischees aufzubrechen und Integration zu erleichtern? Das zeigt die kurzweilige, sehenswerte Dokumentation am Dienstagabend.