Zu veraltet oder zu woke? Wirbel um «Schneewittchen»-Remake
Die von vielen heiss ersehnte «Schneewittchen»-Neuverfilmung startet in den Kinos. Davor hatte der Disney-Klassiker mit verschiedenen Kontroversen zu kämpfen. Dabei kann sich der Film sehen lassen.

Eigentlich sollte es kurz vor dem Kinostart vor allem um den Film gehen. Bei der Neuverfilmung des fast 90 Jahre alten Disney-Klassikers «Schneewittchen» war das anders, bevor er jetzt in den deutschen Kinos anläuft.
Denn Kontroversen um die politischen Ansichten der Hauptdarstellerinnen Rachel Zegler und Gal Gadot zum Gaza-Krieg, die moderne Adaption des Märchens sowie Kritik an der Darstellung der sieben Zwerge haben in den sozialen Medien für Wirbel gesorgt. Worum geht es genau?
Verschiedene Haltungen zum Gaza-Krieg
Thema war etwa die Einstellung der israelischen Hollywood-Schauspielerin Gadot, die die böse Königin verkörpert, in Bezug auf Israel und Palästina. Der «Wonder Woman»-Star setzt sich gegen Antisemitismus und für die Freilassung der Hamas-Geiseln ein. Teilweise wird die Haltung der Schauspielerin zum Gaza-Krieg als einseitig interpretiert.
In Kommentaren kündigten einige Nutzer an, den Film boykottieren zu wollen. Schneewittchen-Darstellerin Zegler («West Side Story») hingegen hat sich in der Vergangenheit in den sozialen Medien laut US-Berichten für Palästina ausgesprochen.
Kritik an Besetzung von Schneewittchen mit Latino-Schauspielerin
Das ist nicht das einzig hochkochende Thema. Seit die Besetzung von Zegler in der Titelrolle bekannt wurde, geriet die US-Amerikanerin mit lateinamerikanischen Wurzeln ins Visier rassistischer Hetzer.
Einige störten sich in den sozialen Medien daran, dass ihre Haut – anders als im Original – nicht so «weiss wie Schnee» sei. Das weckt Erinnerungen an ablehnende Kommentare gegenüber Halle Bailey, die als schwarze Frau für die Rolle der berühmten Meerjungfrau Arielle in der gleichnamigen Neuverfilmung (2023) gecastet wurde.
Zeglers Aussagen zum Originalfilm stossen auf Entrüstung
Für Entrüstung sorgten zudem Zeglers Aussagen, der Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1937 sei «veraltet» und Schneewittchen träume nicht von der wahren Liebe, sondern davon, eine Anführerin zu werden. In den Kommentarspalten warfen Nutzer ihr mangelnden Respekt vor der ursprünglichen Geschichte vor. Jemand schrieb: «Walt Disney dreht sich im Grab um.»
Zur Erinnerung: In dem Original-Märchen wird Schneewittchen von ihrer eifersüchtigen Schwiegermutter bedroht und findet Zuflucht bei den sieben Zwergen. Nach einer Vergiftung fällt sie in einen todesähnlichen Schlaf, aus dem ein Prinz sie wiedererweckt.
Gelungene Adaption des Original-Märchens
Tatsächlich geht die neue Version moderner mit der Geschichte um. Schon als Kind hegt Schneewittchen den Wunsch, eines Tages eine mutige und gerechte Anführerin für das Königreich zu werden. Das verleiht dem Film eine andere Tiefe und einen zeitgemässen Dreh. Zeglers Darstellung der Disney-Prinzessin im ikonischen blau-gelben Kleid ist anmutig.
Das gilt auch für ihren Gesang. Das Remake unter der Regie von Marc Webb («The Amazing Spider-Man») kommt mit mehreren Sing- und Tanzeinlagen daher. Neben Zegler sind etwa auch die Zwerge und Gadot in Liedern zu hören.
Auf die Rolle des klassischen Prinzen wurde verzichtet. Stattdessen entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen Schneewittchen und einem jungen Rebellen (Andrew Burnap), der etwas an Robin Hood erinnert.
Überzeugend ist vor allem Gadot als böse Königin, die ihren magischen Spiegel stets verbissen danach fragt, wer die Schönste im ganzen Land sei.
Auch die visuelle Umsetzung überzeugt zum grossen Teil. Die Realverfilmung spielt mit zahlreichen animierten Elementen – so wurden etwa die tierischen Waldbewohner wie Eichhörnchen und Vögel am Computer erstellt. Gleiches gilt für die sieben Zwerge.
Hollywood-Schauspieler: Darstellung von Zwergen ist «rückständig»
Das hat vorab nicht jedem gefallen. Der kleinwüchsige Hollywood-Schauspieler Peter Dinklage («Game of Thrones») warf Disney im Jahr 2022 in Bezug auf die Darstellung der Zwerge Scheinheiligkeit vor.
Das Studio habe stolz herausgestellt, eine Latina-Schauspielerin als Schneewittchen zu casten und sich damit fortschrittlich zu zeigen – «aber dann machen sie immer noch die verdammt rückständige Story über sieben Zwerge, die zusammen in einer Höhle leben?», sagte Dinklage in einem Podcast.
Das Disney-Studio teilte daraufhin mit, man habe sich mit Vertretern der Kleinwüchsigen-Gemeinschaft beraten und bei den sieben Figuren einen anderen Ansatz verfolgt. Man wolle es vermeiden, negative Klischees aus dem Original-Zeichentrickfilm zu bestärken. 1937 hatte das Studio mit «Schneewittchen und die sieben Zwerge» seinen ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm herausgebracht.