BAG rechtfertigt Kosten für Corona-Test
Das Wichtigste in Kürze
- Mit den Lockerungsmassnahmen werden auch die Corona-Tests wieder hochgefahren.
- Die Kosten übernimmt je nach dem der Patient bzw. dessen Krankenkasse, oder der Kanton.
- Diese Ungleichbehandlung habe aber ihre Richtigkeit, sagt das BAG.
Jetzt wird noch mehr getestet: Mit den Lockerungen ab dem 11. Mai sollen die Kantone flächendeckend Neuinfektionen mit Coronavirus zurückverfolgen. Damit hat die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli auch gar kein Problem.
Doch bezahlen sollen die Kantone eben auch noch, nämlich die Tests für diejenigen Personen, keine schweren Symptome zeigen und keiner Risikogruppe angehören. Und das stösst Natalie Rickli sauer auf.
Schwerkranke zur Kasse gebeten
Wer schwere Symptome oder ein erhöhtes Komplikationsrisiko hat, dem zahlt die Krankenkasse den Test. Aber nur, wenn der Selbstbehalt bereits ausgeschöpft ist. Eine formale Spitzfindigkeit mit bürokratischen Folgen, weil Tests an «Gesunden» kein Fall für die «Kranken»-Kasse sind? Mitnichten, erläutert das BAG auf Anfrage: Es ist alles logisch. Beziehungsweise epidemiologisch.
«Wenn sich sonst gesunde Personen mit leichten Symptomen testen lassen, profitiert davon insbesondere die Allgemeinheit», erklärt BAG-Sprecher Grégoire Gogniat. Ist der Test positiv, ist Selbstisolation angezeigt, aber keine spezifische medizinische Behandlung. «Weil der Test der Allgemeinheit dient, werden die Kosten nicht von der Krankenversicherung der betroffenen Person übernommen.» Sondern vom Kanton, also der Allgemeinheit.
Kosten für Corona-Tests nicht abschätzbar
Der Bundesrat wolle damit das Risiko minimieren, so Gogniat weiter. «Dass sich potenzielle Träger des Virus aus rein finanziellen Gründen gegen einen Test entscheiden und deswegen die Krankheit weiterverbreiten.» Wie viel Auslagen deswegen «die Allgemeinheit» (die Kantone) haben werden, «lässt sich heute nicht abschätzen.»
Einerseits hat Gesundheitsminister Alain Berset den Tarif des Tests von 100 auf 95 Franken gesenkt. Aktuell werden täglich rund 4'000 Tests durchgeführt.
Doch für die Hochrechnungen sind weitere Faktoren relevant: Kosten für die Blutentnahme und allfällige weitere Untersuchungen und Beratungen des Patienten. Diese werden nach effektivem Aufwand gemäss Ärztetarif Tarmed abgerechnet, präzisiert Gogniat. Und natürlich spielt nicht nur die eventuell steigende Zahl täglicher Tests eine Rolle, sondern auch, wie lange die Testphase anhält.
BAG: Gerecht und unbürokratisch
Bei aller epidemiologischer Logik: Mit diesem Vorgehen zahlen Risikopersonen eventuell sogar noch drauf, während glückliche Gesunde gratis davonkommen. Doch auch das habe System, heisst es beim BAG.
Schwer Erkrankte brauchten nebst dem Test zusätzliche Behandlungen, welche eben nicht die Allgemeinheit, sondern die Krankenkasse zu zahlen habe. Wer eine hohe Franchise gewählt hat, wird dann allerdings erst einmal selbst zur Kasse gebeten. Das sei quasi im Sinne des Erfinders: Wer eine hohe Franchise gewählt hat, habe ja von einer tieferen Prämie profitiert. Wer dieses Risiko eingegangen ist, müsse also eine höhere Selbstbeteiligung übernehmen.
Auch administrativ sei die Differenzierung von «schweren» und «leichten» Fällen und entsprechender Rechnungsstellung kein Problem. Ärzte müssen die entsprechende Indikation auf dem Test-Formular vermerken, das Labor seine Rechnung entsprechend adressieren.
Obwohl sich das BAG also völlig im Recht fühlt, hat sich gestern Gesundheitsminister Alain Berset gegenüber Natalie Rickli offen gezeigt, das Thema Test-Kosten später anzugehen. Auch BAG-Experte Daniel Koch räumte ein, dass es Verfeinerungen brauche: Man sei im Kontakt mit den Kantonen.