Bern wurde aus diesen Gründen vor 170 Jahren nicht zur Hauptstadt

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Bern,

Die Hauptstadt der Schweiz? Gibt es nicht. Dazu entschied sich das Parlament vor 170 Jahren. Nau erklärt, warum Bern dennoch für viele als Hauptstadt gilt.

Das Bundeshaus in Bern macht die Stadt zwar zum Regierungssitz, nicht aber zur Hauptstadt der Schweiz.
Das Bundeshaus in Bern macht die Stadt zwar zum Regierungssitz, nicht aber zur Hauptstadt der Schweiz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor 1848 waren verschiedene Städte im Rotationsprinzip «Hauptstadt» der Schweiz.
  • Vor genau 170 Jahren kürten National- und Ständerat Bern zum permanenten Regierungssitz.
  • Zur Auswahl hätten auch Zürich und Luzern gestanden.

Am 28. November 1848 tat die frischgebackene Eidgenossenschaft, was sie bis heute ganz gut kann: Sie ging einen Kompromiss ein. Die Diskussion, die dem Kompromiss vorausgegangen war, drehte sich um die Hauptstadt-Frage.

Kann ein Land, das so föderalistisch organisiert ist, wie die Schweiz, überhaupt eine Hauptstadt haben? «Nein», befanden National- und Ständerat. Wie also kam Bern dennoch zu diesen Würden? Die Antwort ist einfach: Gar nicht.

Die Wander-Hauptstadt

Bevor sie zum Nationalstaat wurden, besprachen die Eidgenossen gemeinsame Anliegen während der sogenannten Tagsatzung, dem Vorläufer des Nationalen Parlaments. Damit alle Gebiete – die katholischen, wie auch die reformierten, die Stadt- und die Landkantone und die verschiedenen Sprachregionen – gleichermassen vertreten waren, wechselte der Austragungsort der Tagsatzung seit 1803 erst jährlich, später dann alle zwei Jahre.

Damit verfügte die Eidgenossenschaft über eine Art «Wander-Hauptstadt». Als 1848 die Bundesverfassung niedergeschrieben und aus der Eidgenossenschaft ein Nationalstaat wurde, beschlossen die Räte allerdings, das Rotationsprinzip abzuschaffen.

Zürich, Luzern – oder Bern?

Um niemanden zu benachteiligen, wurde gar diskutiert, eine neue Stadt als Regierungs-, Parlaments- und Behördenhauptsitz zu bauen. Ganz so, wie die USA dies mit Washington getan hatten. Als es allerdings vor genau 170 Jahren zur Abstimmung kam, standen dann doch drei bestehende Städte zur Wahl: Zürich, Luzern und Bern.

Zürich corona
In Zürich wird das Stimmvolk entscheiden. - Pixabay

Für Zürich sprach seine Grösse und die gute Infrastruktur. Dagegen, dass man der stärksten Stadt der Schweiz nicht noch mehr Gewicht geben wollte. Ein allzu starkes Zentrum, so die Sorge der Zürich-Gegner, könnte der föderalistischen Kultur der Schweiz schaden.

City Management
Der Luzerner Stadtrat will die Innenstadt lebendiger gestalten. Dafür möchte er ein «City Management» ins Leben rufen. - Pixabay

Luzern mit seiner Lage mitten in der Schweiz, wäre für alle Landesteile gleich gut erreichbar. Zudem hofften Befürworter, die Innerschweizer – die sich während dem Sonderbundskrieg gegen die restliche Eidgenossenschaft gewandt hatten – mit der Bundessitz-Ehre um den Finger zu wickeln. Diese Hoffnung wurde allerdings von der Bevölkerung zerschlagen: Die Luzerner hatten absolut keine Lust auf die Position.

Bern gewinnt

Übrig blieb schliesslich nur Bern. Dank seiner Nähe zur französischsprachigen Schweiz eine Art Brücke über den Röstigraben. Bis heute ist Bern zwar de facto, also in der Praxis, die Hauptstadt der Schweiz. De jure, also auf dem Papier, heisst Bern allerdings «Bundesstadt», «Ville fédérale» oder «Città federale».

Doch auch die übrigen Städte gingen nicht leer aus: Zürich wurde später mit der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) bedacht, Lausanne bekam das Schweizerische Bundesgericht und das störrische Luzern das weniger bedeutende Eidgenössische Versicherungsgericht, das heute Teil des Bundesgerichts ist.

Vor exakt 170 Jahren wurde das beschauliche Bern zur Bundesstadt der Schweiz gewählt.
Vor exakt 170 Jahren wurde das beschauliche Bern zur Bundesstadt der Schweiz gewählt. - Pixabay

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