Coronavirus: BAG besorgt über Virusmutation

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

In der Schweiz wurden bei 28 Stichproben die britische Mutation des Coronavirus nachgewiesen. Für die Behörden beunruhigend.

Das Wichtigste in Kürze

  • Während den Festtagen scheinen Neuinfektionen mit dem Coronavirus zurückgegangen zu sein.
  • Gleichzeitig deutet die hohe Positivitätsrate auf eine grosse Dunkelziffer.
  • Zudem wurde die Mutation in 28 Stichproben nachgewiesen, wie das BAG mitteilte.

Das Coronavirus hat auch 2021 die Schweiz fest im Griff. Besonders die neue britische Variante des Virus ist für die Behörden besorgniserregend. Diese hoffen aber, dass mit den bestehenden Massnahmen sowie dem Impfstart die Lage verbessert werden könnte. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der Medienkonferenz:

– In bisher 28 Proben konnten Labore die britische Mutation des Coronavirus nachweisen. Laut Virginie Masserey könnte die Variante die Situation schnell destabilisieren beziehungsweise verschlimmern.

Coronavirus unter dem Elektronenmikroskop
Eine elektronenmikroskopische Aufnahme des «U.S. National Institute of Health» zeigt das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen austritt (undatierte Aufnahme). Das Virus passt sich durch Mutationen ständig seinem neuen Wirt, dem Menschen an. Eine Mutation aus Grossbritannien ist um 70 Prozent ansteckender als die bislang bekannten Varianten. Um deren Verbreitung zu verlangsamen haben viel Länder die Grenzen zu Grossbritannien geschlossen und den Grenzverkehr ausgesetzt. - dpa

– Der Bund und die Kantone ziehen eine positive Bilanz vom Impfstart. Im Moment herrsche aber eher eine Knappheit an Impfdosen. «Bitte haben Sie Geduld», sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF).

– Bis im Sommer wolle der Bund aber alle Willigen impfen. Insgesamt seien hierfür rund 1,5 Millionen Dosen bestellt worden. Es könnten aber auch mehr werden, abhängig von Verhandlungen und Zulassungen.

Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:

15:02 Die Mutation des Coronavirus könnte zu «einer Pandemie in einer Pandemie» werden, sagt Masserey. Man müsse auf alle Fronten aktiv werden, alle Regeln und Massnahmen befolgen. Dies in Kombination mit der Impfung könnte positiv ausfallen, hofft das BAG.

Christoph Berger
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, begrüsst diese Pläne. - keystone

15:00 Die Verteilung der Impfstoffe erfolge nach Demografie der Kantone. Je mehr Personen, welche zur Hochrisikogruppe gehören, in einem Kanton leben, desto mehr Dosen bekommt dieser.

14:52 Insgesamt erwartet der Bund rund 1,5 Millionen Impfdosen bis im Sommer. Nora Kronig sagt aber auch, dass die Schweiz derzeit verhandle, um schneller mehr zu bekommen.

14:47 Im Moment läge bei den Stichproben der Coronavirus-Mutation die Positivitätsrate unter eins. Ziel sei es, weiterhin breiter Stichproben und Sequenzierungen zu machen, so Masserey.

Impfen Tessin Coronavirus
Impfstart gegen das Coronavirus im Tessin, 4. Januar 2021. - Keystone

14:45 Könnten sich Lehrpersonen auch prioritär gegen das Coronavirus impfen lassen? Der Bund habe dies nicht vor, so Masserey. Man könne jedoch je nach den Umständen die Strategie ändern. Zum Beispiel, wenn im Frühling oder Sommer immer noch eine Knappheit der Impfdosen festzustellen sei.

14:43 Das BAG geht davon aus, dass impfskeptische Pflegekräfte mit der Zeit beruhigt werden können. Sie seien noch nicht zuoberst auf der Prioritätenliste, so Masserey. Eine Impfpflicht sei aber nicht vorgesehen, man setze auf Transparenz.

Mehr Impfstoff-Lieferungen kommen noch

14:41 Die Geduldszeit sei begrenzt, so Masserey. Alle Monate würden die Lieferungen wachsen, und so würde das Impfen immer schneller gehen. Deswegen halte die Schweiz an ihrer Impfstrategie gegen das Coronavirus fest.

14:36 Von Moderna hat die Schweiz 7,5 Millionen Dosen bestellt, doch wie früh diese eintreffen könnten, ist noch ungewiss. Das BAG hält aber daran fest, dass bis im Sommer alle Willigen geimpft werden können. Dafür bräuchte es mehrere Millionen Dosen.

Moderna
Der Corona-Impfstoff der Firma Moderna. - POOL/AFP

14:34 Die Schulen hingegen werden höchstwahrscheinlich nicht geschlossen, wie Berger und Hauri sagen. Aus ihrer Sicht würde dies nicht viel bewirken.

14:32 Strengere Massnahmen könnten kommen, wenn die Schweiz die Mutation nicht kontrollieren kann. Sowohl die Kantone als auch das BAG scheinen sich in diesem Punkt einig zu sein.

14:27 Die Schweiz setze auf die Strategie, pro Person zwei Impfdosen vorzusehen. Berger erklärt, dass alle Studien mit zwei Dosen durchgeführt geworden seien. Zudem sei der Schutz nach einer ersten Impfung gegen das Coronavirus noch ungewiss.

Coronavirus hauri
Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, warnt vor Off-Label-Impfungen. - Keystone

14:25 Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, beschreibt die Impfstarts in den Kantonen. Es seien nebst Impfzentren auch mobile Equipen unterwegs, um Bewohnende in Heimen zu impfen. Hauri warnt aber, dass eine Impfung keinen Ersatz für Hygienemassnahmen sei. Zudem gelte es, so gut wie möglich die Mutation unter Kontrolle zu bringen.

14:19 Berger unterstreicht aber, dass man die Fallzahlen unbedingt runterbringen müsse: «Sonst sehen wir den Erfolg der Durchimpfung nicht.»

«Bitte haben Sie Geduld»

14:17 Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) bestärkt die Aussage von Kronig: «Bitte haben Sie Geduld.» Sobald der Impfstoff von Moderna zugelassen sei, würde man mehr gegen das Coronavirus impfen können.

14:13 Gestern seien erneut 126'000 Dosen des Pfizer/Biontech-Impfstoffs geliefert worden, so Nora Kronig. «Wir rechnen in der ersten Phase mit Knappheit», sagt sie aber. Die starke Nachfrage sei erfreulich, doch einige Personen müssten sich noch gedulden.

Kronig Coronavirus
Nora Kronig, Leiterin Abteilung Internationales BAG. - Keystone

14:11 Es seien in keine Studien über den Impfstoff schwere Langzeit-Folgen nachgewiesen worden, sagt Masserey. Diese Phase-3-Studien dauerten bisher drei Monate. Mögliche Folgen würden aber vom Bund überwacht werden.

14:08 Das IT-Tool des Bundes für die Anmeldung zur Impfung funktioniere, so Masserey. In Genf würde es derzeit als Pilotprojekt benützt. Das Tool könne aber auch zur Aufsicht der Impfdaten verwendet werden. Zum Beispiel, wie viele Impfdosen schon verabreicht geworden seien.

14:04 Die neue Variante des Coronavirus sei in der Schweiz verbreitet. Man habe 28 Stichproben mit der britischen Mutation nachweisen können. Diese Proben stammten von Personen, welche nach Grossbritannien gereist waren, so Masserey.

London
In Grossbritannien wurde eine neue Mutation des Coronavirus entdeckt, welche ansteckender sein soll. - Keystone

14:00 Virginie Masserey schildert die Lage in der Schweiz. Diese sei stabilisiert, aber immer noch zu hoch. 71 Prozent der IPS-Plätze seien derzeit besetzt, davon 58 von Covid-Patienten. In der Westschweiz sehe man inzwischen wieder einen leichten Ansteig.

Heute meldet das BAG 4020 neue Fälle des Coronavirus, mit einer Positivitätsrate von 16,8 Prozent. Gestern waren es über 9600 Neuansteckungen, allerdings stammten die Zahlen aus kumulierten Daten über Neujahr. Allgemein scheinen die Fallzahlen leicht rückgängig zu sein, eine Entwarnung dürfte es aber doch nicht geben.

Coronavirus: Hohe Dunkelziffer zum Impfstart

Die hohe Positivitätsrate ist gilt als Indiz dafür, dass auch die Dunkelziffer der Ansteckungen erhöht ist. Über die Festtage liessen sich weniger Menschen testen als in den Wochen davor, wie Daten des BAG zeigen.

Auch gesamtschweizerisch am Sinken ist der Reproduktionswert. Laut Schätzungen des BAG und ETH lag er an Weihnachten bei etwa 0,89. Bloss in der Westschweiz und einigen Innerschweizer Kantonen ist er leicht über eins gestiegen. Laut Task Force könnte der R-Wert aber der Dunkelziffer wegen stark unterschätzt werden.

Impfen Coronavirus Uri
Impfstart gegen das Coronavirus in Uri am 4. Januar 2021. - Keystone

Ebenfalls Thema der Medienkonferenz könnten die Impfstarts in verschiedenen Kantonen sein. Gestern legte der Kanton Zürich im Referenz-Impfzentrum los, alle Termine sind schon ausgebucht. Auch im Tessin, in mehreren Innerschweizer Kantonen und St. Gallen wurden erste Personen schon gepikst.

Folgende Fachleute nahmen teil:

– Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Nora Kronig, Vizedirektorin, Leiterin Abteilung Internationales, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF

– Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

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