CVP Kantonalchefin Binder: Sachpolitik für Comedy-Show ungeeignet

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Baden,

Christina Bachmann-Roth will für die CVP in den Nationalrat. Im Wahlkampf verteilt sie Kondome. Für Kantonalpräsidentin Marianne Binder ist das kein Problem.

CVP Gleichstellung
CVP-Nationalratskandidatin Christina Bachmann-Roth verteilte am Montag am Bahnhof Aarau Kondome, um auf Gleichstellung und ihre Kandidatur aufmerksam zu machen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • CVP-Kandidatin Bachmann-Roth verteilt Kondome, um auf Gleichstellung aufmerksam zu machen.
  • Marianne Binder, Präsidentin CVP Aargau, findet die Aktion legitim.
  • Provokation sei jedoch unschweizerisch, Sachpolitik sei halt nüchtern.

Mit dem bewusst zweideutigen Slogan «Bald kommen meine Tage!» sorgte CVP-Nationalratskandidatin Christina Bachmann-Roth für Aufsehen. Nun doppelte sie nach: Sie verteilte in Aarau Kondome mit der Aufschrift «Verhüte! Bis er bereit ist, als Vater Teilzeit zu arbeiten». Damit wollte die 35-Jährige auf die Gleichstellung aufmerksam machen.

Im Interview nimmt Ständeratskandidatin Marianne Binder, die Präsidentin der CVP Kanton Aargau, Stellung zur Aktion. Sie hatte von der Aktion nichts gewusst.

marianne binder cvp
Marianne Binder war bis 2013 Kommunikationschefin der CVP Schweiz. Seit 2016 präsidiert sie die Aargauer CVP. Sie kandidiert für den Ständerat. - Keystone

Nau.ch: Was halten Sie von der Wahlkampf-Aktion von Frau Bachmann-Roth?

Marianne Binder: Sie erregt Aufmerksamkeit. Sonst würden Sie sich ja nicht bei mir melden. Ziel erreicht. In den persönlichen Wahlkampf oder gar die Familienplanung des Ehepaares Bachmann mische ich mich aber tatsächlich nicht ein… (lacht)

Nau.ch: Die CVP kommuniziert eher unauffällig. Frau Bachmann-Roth sagt, die CVP passe dennoch gut zu ihr. Was sagen Sie: Passt denn der Kommunikationsstil von Frau Bachmann-Roth auch zur CVP?

Marianne Binder: Hier geht es um politische Werbung und da sind wir uns in der CVP seit unserem Marketingcrack und ehemaligen Generalsekretär Reto Nause einiges gewohnt. So schnell haut mich diese Aktion nicht um.

Was die Kommunikation der CVP betrifft: Ich finde, wir haben hervorragende Rhetorikerinnen in unserer Reihen, beispielsweise Doris Leuthard. Aber Sie haben schon recht, Sachpolitik ist relativ nüchtern und nicht unbedingt geeignet für die Comedy-Show.

Nau.ch: Die Mitte werde in Öffentlichkeit manchmal etwas an den Rand gedrängt aufgrund der aggressiven Kommunikation der Polparteien, sagt Bachmann-Roth. Nehmen Sie das auch so wahr?

Marianne Binder: Eine Partei wie die CVP trägt das Konkordanzsystem mit einer weltweit einmalig starken politischen Mitte. Die Provokation und die Extreme sind uns fremd. Ich finde sogar, dass sie sehr unschweizerisch sind.

Leider wird die Provokation medial gepusht, was diesen Kräften Auftrieb gibt und in den Wahlen zur Schwächung führt. Eine Schweiz ohne politische Mitte ist eine andere Schweiz. Ich sehe es als meinen Auftrag, dieses System und die Mitte zu stärken.

Meine Positionen sind nicht einfach ein Resultat dessen, was die Pole wollen. Sie sind eigenständig. Ich gehe auch gerne in die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner. Mir ist wichtig, dass Schweizerinnen und Schweizer, die ja meistens im Sinne der CVP abstimmen, auch CVP wählen.

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CVP-Politikerin Christina Bachmann-Roth im Interview. - Nau

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