Der Bund prüft bei Staugefahr auf der Autobahn Tempo 60
Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga und das Bundesamt für Strassen (Astra) prüfen eine drastische Reduktion der Tempolimite auf der Autobahn bei Staugefahr.
Das Wichtigste in Kürze
- Staus sind teuer und kosten Schweizerinnen und Schweizer jedes Jahr sehr viel Zeit.
- Das Bundesamt für Strassen versucht deshalb mit Massnahmen Gegensteuer zu geben.
- Eine Möglichkeit die geprüft wird, ist eine Reduktion der Tempolimite auf 60 km/h.
Es ist eine schier unglaubliche Zahl: Schweizerinnen und Schweizer verbrachten im letzten Jahr auf Nationalstrassen rund 32'500 Stunden im Stau. Das ist für die Betroffenen nicht nur ein tägliches Ärgernis, sondern kostet auch eine schöne Stange Geld.
Das Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) schätzt, dass sich die Stauzeitkosten etwa im Jahr 2019 bereits auf rund 1,67 Milliarden Franken beliefen. Mit Umwelt-, Klima-, Energie- und Unfallkosten wachsen die Kosten gar auf weit über 2 Milliarden an. Zum Vergleich: 2015 waren es noch 380 Millionen weniger gewesen.
Das Bundesamt für Strassen (Astra) versucht deshalb mit verschiedenen Massnahmen Gegensteuer zu geben. Die radikalste und umstrittenste ist laut den «Tamedia-Zeitungen» eine Tempolimite auf Schweizer Autobahnen von 60 Kilometer pro Stunde bei Staugefahr.
Astra-Sprecher Benno Schmid erklärt in dem Bericht: «Wir prüfen, ob mit Tempo 60 bei den Geschwindigkeits-Harmonisierungsanlagen der Verkehr noch länger flüssig gehalten werden kann als mit Tempo 80.»
Bei den Geschwindigkeits-Harmonisierungsanlagen handelt es sich um elektronisch gesteuerte Tempoanzeigen, die die erlaubte Höchstgeschwindigkeit je nach erfassten Verkehrsmengen automatisch anpassen können.
Derzeit prüft das Astra demnach mittels Modellrechnungen, wie sich eine Tempolimite von 60 km/h bei solchen Anlagen auswirken könnte. Sollten sich die Ergebnisse als positiv erweisen, könnte es einen Pilotversuch geben. Ein entsprechender Entscheid soll 2023 fallen.
Kritik an Temporeduktion auf 60 km/h
Der Automobil-Club ACS und der Schweizerische Nutzfahrzeugverband Astag halten wenig von einer möglichen Temporeduktion auf 60 Kilometer pro Stunde. ACS-Präsident Thomas Hurter meint zwar eine Verkehrssteuerung via variable Höchstgeschwindigkeiten sei in Ordnung, aber Tempo 60 gehe zu weit.
Ähnlich klingt es bei Astag: Eine weitere Senkung auf 60 km/h würde zu Ausweichverkehr auf Hauptstrassen, in Städten, Agglomerationen und Dörfern führen, so Präsident Thierry Burkart. Der Verband lehnt die Idee deshalb ab.
Temporeduktion auf 80 km/h wird schon öfter angewendet
Spannend: Bereits öfter angewendet wird eine Temporeduktion auf 80 Kilometer pro Stunde. Diese habe sich bewährt, sagt Astra-Sprecher Schmid. Demnach fliesse der Verkehr besser und es würden sich auf den betroffenen Abschnitten weniger Unfälle ereignen als zuvor.
Bis 2026 will das Astra 1600 Kilometer Autobahnen mit den elektronisch gesteuerten Tempoanzeigen ausrüsten. Sie werden in den grossen Agglomerationen von Zürich/Winterthur bis Genf/Lausanne eingerichtet. Auf 400 Kilometer stehen die Anlagen bereits zur Verfügung.