Facebook: Parlamentsdienste löschen «saubere» Kommentare
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Schweizer Filmemacher stellt ein vierminütiges Video auf Youtube.
- Er nervt sich, dass die Parlamentsdienste seine kritischen Facebook-Kommentare löschen.
- Die Parlamentsdienste wissen offenbar selber nicht, wie es dazu kam.
Michael Werder ist Zentralschweizer Filmemacher. Vor einer Woche lädt er ein Video auf Youtube. Titel: Eine kleine wahre Posse - Das Schweizer Parlament und Social Media.
Darin schildert er, was sich kürzlich mit seinen Kommentaren auf der Facebook-Seite der Parlamentsdienste ereignete. Weil sich Werder darüber enervierte, dass das Parlament in der Sommersession die existentiellen Anliegen der Kulturschaffenden nicht behandelte, kommentierte er. Er tat dies kritisch, jedoch sachlich und anständig.
Werder wunderte sich: Mehrmals wurden seine Kommentare gelöscht. Schliesslich konnte er mit seinem Konto gar nicht mehr kommentieren.
Der gewiefte Filmemacher loggte sich mit dem Konto seiner Frau ein und schrieb weitere Kommentare. Wiederum kritisch, aber nie unter der Gürtellinie. Auch diese Kommentare wurden gelöscht und auch seine Frau wurde auf der Facebook-Seite der Parlamentsdienste gesperrt.
SP-Suter mischt sich ein
Am Mittwoch bekam SP-Nationalrätin Jacqueline Badran Wind von Werders Video und forderte Antworten. Rats- und Parteikollegin Gabriela Suter blies ins gleiche Horn und schrieb die Parlamentsdienste an.
Am Freitagmorgen folgte dann die Antwort vom Leiter höchstpersönlich. Und die ist durchaus bemerkenswert: «Im Moment haben wir noch keine Erklärung dafür, warum und wer für diese Löschung verantwortlich ist.»
Der Post sei gelöscht worden, obwohl er «in keiner Art und Weise» den Richtlinien widersprochen habe. Die Parlamentsdienste stellen jedoch unmissverständlich klar: «Es kann absolut keine Rede davon sein, dass wir systematisch Löschungen vornehmen.»
Schliesslich äussern die Social-Media-Verantwortlichen der Parlamentsdienste ihr Bedauern über diesen «unerklärlichen Vorfall». Sie seien weiterhin daran, die Ursache aufzuklären, um die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
Übrigens: Nachdem Michael Werders Youtube-Video auf der Facebook-Seite der Parlamentsdienste geteilt wurde, hatten diese reagiert und per Kommentar ihr Bedauern ausgedrückt. Werder wollte sich dafür bedanken, konnte aber nicht, weil er und seine Frau immer noch gesperrt waren. Mittlerweile ist auch das nicht mehr der Fall.