Hatten CVP-Ständeräte ein schlechtes Gewissen?
Der Ständerat hat überraschend einen Vorstoss angenommen, der eine weiche Frauenquote im Bundesrat verlangt. Wohl auch dank CVP-Ständeräten, die von CVP-Frauen in den Senkel gestellt wurden, vermutet Grünen-Nationalrätin Maya Graf.
Das Wichtigste in Kürze
- Frauen freut's: Der Ständerat stimmt für eine weiche Frauenquote im Bundesrat.
- Womöglich hätten «gewisse Herren» ein schlechtes Gewissen gehabt, vermutet Grünen-Nationalrätin Maya Graf.
- Der Entscheid im Ständerat heisst indes noch nichts: Bis allenfalls das Stimmvolk entscheidet, können Jahre vergehen.
Der Vorstoss war schon bei seiner Lancierung überraschend, kam er doch nicht aus der üblichen linken und/oder weiblichen Ecke, sondern von FDP-Ständerat Raphaël Comte. Dieser konnte denn auch eine Mehrheit des Ständerats hinter sich scharen (Nau berichtete).
Überraschung und Freude
Maya Graf, Nationalrätin der Grünen und Co-Präsidentin des Frauendachverbands Alliance F zu Nau: «Das ist nicht nur überraschend, sondern auch sehr erfreulich!» Hat der männerdominierte und eher konservative Ständerat auf einmal seine feminine Seite entdeckt? Maya Graf hat eine andere Vermutung.
«Gewisse Herren haben wohl gefunden, sie können nicht schon wieder ein Zeichen geben, dass sie die Frauenanliegen überhaupt nicht kümmern», meint Graf vielsagend. Vor genau zwei Wochen hatten die CVP-Ständeräte bei der Lohngleichheit gegen die Frauen gestimmt – und dafür einen heftigen Rüffel der CVP-Frauen inklusive Bundesrätin Doris Leuthard kassiert (Nau berichtete).
Erst ein Etappensieg
Bis die weiche Frauenquote wirklich in der Bundesverfassung steht, wären aber noch zahlreiche weitere Ja-Entscheide nötig. Kommissionen, der Nationalrat und zuletzt das Stimmvolk müssten ihren Segen dazu geben.
Maya Graf glaubt, dass das Anliegen auch im Nationalrat Chancen hat. Und sie streicht heraus, dass die Stimmbevölkerung zu 53 Prozent weiblich sei. Das ganze Interview oben als Video.