Ja zum Vaterschaftsurlaub als historischer Moment für Initianten

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Der Nationalrat will zwei Wochen Vaterschaftsurlaub, lehnt die Volksinitiative aber ab. Die Initianten setzen nun grosse Hoffnungen auf das Stimmvolk.

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SP-Nationalrat Adrian Wüthrich zum Wandel beim Vaterschaftsurlaub. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Ständerat sagt auch der Nationalrat Ja zu zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
  • Für SP-Nationalrat Adrian Wüthrich ein «historischer Moment».
  • Jetzt hofft er, das Stimmvolk sage auch Ja zur Volksinitiative mit vier Wochen.

Adrian Wüthrich weibelt nicht nur als SP-Nationalrat für die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub». Er ist auch im Initiativkomitee und Präsident des Gewerkschaft-Dachverbands Travail.Suisse.

Mit dem Entscheid des Nationalrats für den Gegenvorschlag mit zwei Wochen Vaterschaftsurlaub und gegen die Initiative kann er leben. Denn der heutige Tag sei vor allem eines: «Historisch».

Wandel bei Teilen der FDP, CVP und sogar SVP

Da habe sich in den letzten Jahren viel bewegt: «Es hat ein Wandel stattgefunden im Bundeshaus», stellt Wüthrich fest. Teile der CVP und FDP sprechen sich mit Überzeugung für einen gesetzlich geregelten Vaterschaftsurlaub aus. Sogar einzelne SVP-ler, inklusive Gewerbeverbands-Präsident Jean-François Rime. «Leider», so Wüthrich, «nicht für die Initiative mit vier Wochen». Der Kampf gehe also weiter.

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FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann warnte vor all zu grossen Begehrlichkeiten beim Vaterschaftsurlaub. - Nau

Viele Parlamentarier haben sowohl Gegenvorschlag wie Initiative zugestimmt. Zum Teil explizit mit dem Argument, wenigstens den Spatz in der Hand zu haben, also zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt ging gar so weit, die eigene Partei dafür zu kritisieren. Es sei schon fast traurig, dass es die CVP den Gegenvorschlag überhaupt ins Spiel bringen müsse.

Reine Wahlkampftaktik mit Vaterschaftsurlaub?

Natürlich habe es nicht geschadet, dass gleichzeitig auch noch Wahlkampf sei, meint Wüthrich. Aber er stellt im Gespräch mit bürgerlichen Exponenten auch fest, dass das Umdenken nicht geheuchelt sei. «Die haben in ihrem Umfeld diskutiert und festgestellt, dass die heutige Generation einen Vaterschaftsurlaub als normal anschaut.»

Gleichzeitig warnen verschiedene Bürgerliche aber auch die Gewerkschaften und Linken, allzu hochfliegende Träume zu haben. FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann erwähnte die Forderungen von bis zu 52 Wochen Vaterschaftsurlaub. Das sei so unseriös, dass darauf nur unseriöse Antworten gegeben werden könnten. «Ich wäre dann professioneller Samenspender und würde bis zum Erreichen des AHV-Alters alle 52 Wochen Vater», flachste Portmann.

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Das ganze Interview mit Adrian Wüthrich, Nationalrat SP. - Nau

Skepsis beim Gewerbe, aber Volk entscheidet

Die Argumente der Gegner, namentlich aus Gewerbekreisen, tut Wüthrich als die immer gleichen, seit Jahren gehörten ab. «Den Vaterschaftsurlaub kann man organisieren, das sehen wir beim Militär. Dort gehen die Diensttage ja sogar zurück.»

Wüthrich rechnet denn auch damit, dass die Zustimmung im Volk eher noch grösser sein werde als im Parlament. «Eigentlich sollte ja das Parlament auf die Volksmeinung hören», meint Wüthrich süffisant. Denn in Umfragen habe sich eine überwältigende Mehrheit für einen Vaterschaftsurlaub ausgesprochen. Die meisten gar für vier Wochen – «oder mehr».

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