Schneider-Ammann und das Bauernzmittag

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Langenthal,

Bundesrat Johann Schneider-Ammann sorgt einmal mehr für Belustigung. Die Meldung, er sei mit Bauernvertretern im Restaurant gewesen, löst Schmunzeln und Spekulationen aus.

Bundesrat Johann Schneider-Ammann an der Olma 2015.
Bundesrat Johann Schneider-Ammann an der Olma 2015. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrat Schneider-Ammann hat die Steigerung des Runden Tischs entdeckt: Mittagessen, über die es nichts zu sagen gibt.
  • Mit Bauernpräsident Markus Ritter war er in einem Restaurant, um sich über Streitpunkte auszutauschen.
  • Verdächtig: Auf dem Menü stehen ausländische Zutaten – genau einer der Streitpunkte.

Das Wirtschaftsdepartement von Bundesrat Johann Schneider-Ammann liegt im Streit mit dem Bauernverband. Einmal mehr versucht es der ex-Unternehmer deshalb mit seiner Façon von Diplomatie. Und findet dabei etwas noch unspektakuläreres als den x-ten «Runden Tisch» ohne konkrete Ergebnisse. Dieses mal ging man einfach in die Beiz.

«Wir waren da» – und das ist alles

Das Communiqué dazu erreicht nicht einmal Minimallänge: Nach dem fettgedruckten Lead ist einfach Schluss. Darin mitenthalten ist bereits die Warnung, dass es keine weiteren Angaben geben werde, obwohl ein Kontakt für Rückfragen angegeben ist. Nur dass ein weiteres Treffen geplant ist, aber oje: Während der Sommersession. Darum wohl nicht in einem Restaurant.

Das war es dann auch schon: Ausser Spesen nichts mitzuteilen.
Das war es dann auch schon: Ausser Spesen nichts mitzuteilen. - Screenshot

Somit wissen wir: Bundesrat Schneider-Ammann und Bauernverbandspräsident Markus Ritter waren im Bären von Madiswil. Und es war «entspannt». Landwirtschafts-Politikerin Kathrin Bertschy von den Grünliberalen orakelt darob bereits: Es gebe wohl bald für jedes Zmittag eines Bundesrats ein Communiqué.

Menü oder à la carte? Eine relevante Frage.

Andere möchten doch zu gerne wissen, was es denn zu Essen gab. Diesbezüglich ist man ja neuerdings sogar in Nordkorea transparenter als bei der Schweizer Landesregierung. Und es wäre angesichts des Themas – Schweizer Bauern fürchten die ausländische Billigkonkurrenz – durchaus ein relevanter Punkt, zeigt ein Blick auf die Angebote des «Bären».

Die gutbürgerlichen Gerichte, durchzogen mit europäischen Einflüssen, stammen nämlich je nachdem aus der Schweiz (Rind, Kalb), Frankreich (Geflügel) oder gar Neuseeland (Lamm). Woher das Kaninchen stammt, erschliesst sich einem nicht. Dafür aber: Das 6-Gang-Menü für 115 Franken hat als Hauptgang Lamm. Haben die etwa…?

Eine düstere Vermutung

Nach sechs Gängen wäre man natürlich schon sehr «entspannt». Haben etwa der Bauernpräsident und der Wirtschaftsminister, in Aussicht eines langen, tiefgründigen Gesprächs, das Menü bestellt und ein ausländisches Stück Fleisch verzehrt? Und währendem geklagt, dass ausländische Fleischstücke heutzutags einfach viel zu günstig auf den Markt gelangen?

Die Schlussfolgerung liegt nahe: Weniger Transparenz ist mehr. Statt über ein entspanntes Zmittag Belanglosigkeiten zu verbreiten, tut der Bundesrat besser daran, keine Communiqués über allfällige Treffen mit Interessensvertretern zu veröffentlichen. Besser, man erfährt erst zufällig im Nachhinein davon. Dann gelten diese Essen, zu denen die Öffentlichkeit (lies: Journalisten) nicht geladen waren, dann als «Geheimtreffen». Dann ist es ja zwar auch wieder nicht recht. Aber wenigstens weiss man, warum.

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