Studie zeigt: Politikerinnen reden viel weniger als Politiker
Werden Frauen in den Gemeinderat gewählt, reden sie weitaus weniger als Männer. Nur ein Fünftel der gesprochenen Worte stammen von Politikerinnen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Gemeinde-Parlamenten sprechen Frauen weniger als die Männer.
- Nur 21 Prozent der Worte werden von Politikerinnen geäussert, zeigt eine neue Studie.
- Die selteneren Reden der Frauen dauern aber praktisch gleich lang wie die der Männer.
Frauen, die in eine kommunale Legislative gewählt werden, ergreifen seltener das Wort als Männer. Dies geht aus einer Studie der Universität Neuenburg in 16 Gemeinden des Jurabogens in der Schweiz und Frankreich hervor. Nur 21 Prozent der Worte werden von Frauen gesprochen, wie «ArcInfo» schreibt.
Die Redebeiträge von Frauen und Männern sind jedoch fast gleich lang: 106 Wörter pro Rede von Frauen, 125 von ihren männlichen Kollegen. Die Themen der Reden unterscheiden sich jedoch: Während Frauen eher über Frauen, Gesundheit, Familie und Soziales sprechen, geht es bei Männern eher um Geld, Raumplanung oder Mobilität.
Wahllisten-Quote hilft nicht
Die Analyse fördert eine interessante Erkenntnis zutage: Obwohl die französischen Gemeinden seit 2007 verpflichtet sind, gleich viele Männer wie Frauen auf die Wahllisten zu setzen, schneiden sie bei der Redezeit deutlich schlechter ab. Während nur acht Prozent der Wortmeldungen auf das Konto der französischen Politikerinnen gingen, waren es im Schweizer Jura 23 Prozent.
Corinne Rossari, Professorin an der Universität in Neuenburg und Mitautorin der Studie, ist überrascht: «Ich habe das nicht erwartet. Ich dachte, dass diese Gleichstellung in Frankreich zu einer besseren Repräsentation des Wortes der Frauen führen würde.»
Dass Frauen in der Politik weniger zu Wort kommen, ist kein Geheimnis. Dies gilt auch für die Vertreterinnen im Stände- und Nationalrat, wie eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 zeigt. Auch der Zürcher Gemeinderat will der Sache auf den Grund gehen und hat im Jahr 2022 eine Motion zur Einführung eines Genderwatch-Protokolls angenommen.