Ukraine-Reise: Irène Kälin verurteilt «Sexismus» der Medien
Die Nationalratspräsidentin Irène Kälin wurde für ihre Reise in die Ukraine heftig kritisiert. Im Westschweizer Fernsehen wirft sie den Medien nun Sexismus vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Delegation des Nationalrats reiste Ende April nach einer Einladung in die Ukraine.
- Im Westschweizer Fernsehen wirft Iréne Kälin den Schweizer Medien Sexismus vor.
- Wäre sie ein älterer Herr, hätte es nicht so viel Kritik gegeben, ist sie überzeugt.
Die Ukraine hat viele Politikerinnen und Politiker eingeladen, sich vor Ort ein Bild über den Krieg zu machen. Etliche haben die Einladung angenommen und sich hierbei inszeniert. So auch fünf Nationalratsmitglieder, eine davon die Präsidentin der grossen Kammer, Irène Kälin.
Weil Kälin Medienschaffende mitnahm und sich regelmässig fotografieren, filmen und interviewen liess, wurde sie lautstark kritisiert. Nicht nur von anderen Politikern, sondern auch von Medien, die missbilligende Meinungsbeiträge über Kälins Reise veröffentlichten. Diese Kritiken wies die grüne Nationalrätin wiederholt zurück, auch gegenüber Nau.ch.
Sexismus und Machismo in Schweizer Medien
Einen Monat später äussert sich Irène Kälin wieder zur Reise – oder eher zu den Reaktionen, die die Reise ausgelöst hatte. «Es gab diese Einladung und ich hätte heute keine andere Antwort gegeben, als hinzugehen», sagt sie im Westschweizer Fernsehen «RTS». Die Medien habe sie mitgenommen, weil eine Demokratie von Transparenz lebe «und die Transparenz ist von den Medien gegeben».
Kälin wurde daraufhin gefragt, weswegen es in der Schweiz eine andere Reaktion gegeben habe auf den Ukraine-Besuch als in anderen Staaten. «Wir mögen in der Schweiz keine immer präsenten Köpfe in den Medien», antwortete die Aargauerin. «Aber vielleicht hat es auch einen Unterschied gemacht, dass ich eine Frau bin, eine junge Frau.»
Sie frage sich, ob ein älterer Herr, der diese Reise gemacht hätte, dieselbe Polemik hätte erfahren müssen: «Auf alle Fälle denke ich nicht, dass es diesen Sexismus in den Medien gegeben hätte, den ich gespürt habe.» Zudem habe sie kein Verständnis für den «Tagesanzeiger»: Einerseits deckte die Zeitung ihren Ukraine-Besuch live ab, andererseits warf er ihr aber vor, medial zu präsent zu sein.
Die Reise sei «absolut» nötig gewesen, so Kälin weiter. Die Ukrainer hätten nach Solidarität gefragt, auch, um die Bevölkerung zu ermutigen: «Ich denke, das ist das Mindeste, was man machen kann.»