Warum schreiben Schweizer Politiker kaum Biografien?
In Österreich stehen Politiker-Biografien derzeit hoch im Kurs. In der Schweiz hingegen sind solche autobiografischen Werke rar.
Das Wichtigste in Kürze
- Gleich zwei grosse österreichische Politiker veröffentlichten diese Woche ihre Biografie.
- In der Schweiz sind Autobiografien von Polit-Grössen rar.
- Von Autobiografien wollen weder SP-, noch SVP-Exponenten etwas hören.
Bei unseren Nachbarn stehen Politiker-Biografien hoch im Kurs. Am Mittwoch veröffentliche Ex-Kanzler Sebastian Kurz seine Autobiografie, welche heiss diskutiert wurde. Besonders, da sie viele an «50 Shades of Grey» erinnert.
Am Freitag reihte sich dann auch noch die Biografie von Norbert Hofer ins Bücherregal. Der designierte FPÖ-Chef titelt sein Lebenswerk «Aufstehen für Österreich». Denn es dreht sich besonders um seinen Unfall mit einem Paragleiter, bei welchem sich Hofer schwere Wirbelsäule-Verletzungen zuzog.
Erst vor ein paar Monaten veröffentlichte der ehemalige FPÖ-Chef HC Strache ein Werk über sich selbst. In der Schweiz sind solche Bücher rar. Bewusst, wie die Nachfrage bei Politikern zeigt.
Nur Bundesräte interessant genug?
Keine Pläne, eine Autobiografie zu veröffentlichen, hat SP-Nationalrat Matthias Aebischer. Der vierfache Vater hätte als ehemaliger Journalist und Uni-Dozent einiges zu erzählen, neben seinem politischen Engagement.
Doch er winkt ab: «In der Schweiz und ganz besonders in der Schweizer Politik gilt: Keep a low profile.» Autobiografien seien primär «den ehemaligen Bundesrätinnen und Bundesräten vorenthalten.»
So etwa Adolf Ogi, der 2012 eine Biografie veröffentlichte. Oder Christoph Blocher, über den es nicht nur eine Biografie, sondern mit «Das Blocher-Prinzip» gar sein «Erfolgsgeheimnis» thematisiert wird.
Aebischer ist skeptisch: «Autobiografien aus der Politik sind oft langweilig. Gerade in der Schweiz, wo die Politik sehr kleine Schritte macht, würde man über solchen Büchern einschlafen.»
Über SVP-Amstutz erscheint ein Buch
Auch bei der Schweizerischen Volkspartei stösst man mit Autobiografien auf taube Ohren. Einzig SVP-Nationalrat Adrian Amstutz lässt sich in einem Buch porträtieren. «Es wird zurzeit ein Buch über mich gemacht, geschrieben von Wegbegleitern verschiedenster politischer Prägung», sagt er zu Nau.
Aber auch Begleiter aus Sport, Militär und so weiter kommen im Buch «Den Eiger kümmerts nicht» zu Wort. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig: Im Herbst tritt Amstutz nach 16 Jahren Parlamentsarbeit von der Politbühne ab. Doch der Berner betont: «Ich schreibe keine Autobiografie.»